Minden/Hille (jh). Eine nachhaltige Erfolgsgeschichte: Die Biotonne im Kreis Minden-Lübbecke wird 30 Jahre alt. Rund 45.000 Tonnen landen Jahr für Jahr im Kompostwerk der Kreis-Abfall-Verwertungs-Gesellschaft mbH Minden-Lübbecke (KAVG). Verarbeitet wird der Inhalt der „braunen“ Tonne nicht nur zu Humus, sondern auch zu Bioenergie.
Landrat Ali Doğan outete sich bei der Biotonnen-Feierstunde als Fan von Bioabfall, denn „diese wertvolle Ressource sei das perfekte Beispiel für Kreislaufwirtschaft, da daraus im Kompostwerk zertifizierter Humus und umweltfreundliche Bioenergie produziert werden. Unter einer Bedingung: Die stoffliche Verwertung funktioniere allerdings nur, wenn auch sortenreiner Kompost in den Naturkreislauf zurückkommt“. Der Landrat betonte die Aufgabe für alle Städte und Gemeinden im Kreis Minden-Lübbecke, „die Problematik des immer noch zu hohen Störstoffanteils im Bioabfall im Fokus zu behalten und darauf hinzuwirken, dass die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten bzw. so weit wie möglich unterschritten werden“.
Blumentöpfe und Gefrierbeutel händisch aussortiert
Heute kaum noch vorstellbar, dass im Jahr 1995 eröffneten Kompostwerk auf der Pohlschen Heide der angelieferte Bioabfall händisch sortiert wurde. Haupt-Störstoffe im Bioabfall waren zu der Zeit noch Blumentöpfe und Gefrierbeutel. Besonders interessant: Schon 1995 wurde darauf hingewiesen, dass weder Kunststoffe noch „verrottbare Plastiktüten“ in die Biotonne dürfen – was heute genauso gilt.
Prof. Dr.-Ing. Klaus Gellenbeck (Wissenschaftliche Leitung INFA – Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management GmbH, Ahlen) nannte die positive Entwicklungssteigerung der Menge an biogenen Abfällen (in Minden-Lübbecke sowie in ganz Deutschland) eine „Erfolgsgeschichte“. Als wesentliche Herausforderung benannte Gellenbeck die notwendige Verbesserung der Bioabfallqualität. „Trotz umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit zur Aufklärung, führten vor allem Tonnenkontrollen und Sanktionen nachhaltig zum gewünschten Erfolg: Weniger Störstoffe in der Biotonne.“
Pohlsche Heide: Humus seit 1999 mit Qualitätssiegel
Michael Schneider, Geschäftsführer des VHE (Verband der Humus-und Erdenwirtschaft e.V.) knüpfte in seinem Vortrag „30 Jahre Humus aus dem Mühlenkreis – vom Ladenhüter zum Klima- und Ressourcenretter“ daran an. Er beleuchtete die Entwicklung der Müllkompostierung: 1957 wurde das erste „industrielle“ Kompostwerk in Bad Kreuznach in Betrieb genommen – mit Hausmüll als Inputstoff. „Bemerkenswert ist, dass sich der zunächst schlechte Ruf als „Müllkompost“ durch Maßnahmen wie z.B. die Normung der Qualität und Anwendung mit strengen Richtwerten zum zertifizierten Qualitätskompost entwickelte“, so Schneider. Auch der im Kompostwerk Pohlsche Heide produzierte Humus erhält seit 1999 jährlich das Qualitätssiegel des BGK (Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.) für Substrat- und Mulchkompost.