Donnerstag, 12. Dezember 2024

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Ende einer Ära

Nach seiner Inbetriebnahme am 23. April 1987 wird Heyden 4 in Lahde am 30. September nach 37 Jahren endgültig stillgelegt.

Fotos: Dietmar Meier

Lahde (ddm). Es ist ein Tag für die Geschichtsbücher der Stadt Petershagen: Am 30. September wird Heyden 4 in Lahde nach 37 Jahren endgültig stillgelegt. Damit endet der Betrieb eines Steinkohlekraftwerks, das mit einer Nettoleistung von 875 Megawatt bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe zu einer der leistungsstärksten Kraftwerksanlagen Deutschlands gehört und seit seiner Inbetriebnahme am 23. April 1987 einen maßgeblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit im Norden und Westen Deutschlands geleistet hat. Zusammen mit den Vorgängern Heyden 1-3 wurde am Standort Lahde seit 1951 Strom erzeugt. Die Entscheidung zur Stilllegung von Heyden 4 hatte der Betreiber Uniper bereits Ende 2020 getroffen, vor dem Hintergrund der Vorgaben der Bundesregierung zum Ausstieg der Bundesrepublik Deutschland aus der Kohleverstromung. Offiziell hatte das Werk am 28.12.2020 den kommerziellen Betrieb eingestellt. Doch gerade mal eine Woche nach dem angekündigten Ende der Stromproduktion in Lahde eine bezeichnende Wasserdampffahne über dem Kühlturm: Um nach einem schlagartigen Spannungsabfall im europäischen Stromnetz einen flächendeckenden Zusammenbruch des Stromnetzes („Blackout“) zu verhindern, wurde auch das Kraftwerk in Lahde „bis zum Anschlag gefahren“. Nachdem Heyden 4 im ersten Halbjahr 2021 noch einige weitere Male in Betrieb gegangen war, hatte die Bundesnetzagentur Anfang Juni 2021 mitgeteilt, dass das Werk für den Zeitraum bis zum 30. September 2022 offiziell als systemrelevant eingestuft worden sei. Vorgesehen war zu dem Zeitpunkt, das Werk angesichts stark schwankender Strommengen, die Windkraft- und Solaranlagen liefern, danach in eine rotierende Phasenschieberanlage umzurüsten, die dann für eine nötige Netzstabilisierung sorgen sollte. Auf Basis des von der Bundesregierung verabschiedeten „Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes“ kehrte Heyden 4 Ende August 2022 sogar aus der Netzreserve wieder in den Markt zurück. In der Folge wurde die Steinkohle zeitweilig auch per Binnenschiff angeliefert, da die Deutsche Bundesbahn die erforderlichen Transporte offensichtlich nicht sicherstellen konnte. Die Verordnung zur Marktrückkehr war bis zum 31. März 2024 befristet. Seitdem stand die Anlage dem Netzbetreiber Tennet weiter als Reservekraftwerk zur Verfügung, befristet bis zum 30. September 2024. Wovon Tennet auch hinreichend Gebrauch machte, wie Fotos des Petershägers Anzeigers aus diesem Jahr in den sozialen Medien dokumentieren. Da der Netzbetreiber TenneT keine weitere Verlängerung der Systemrelevanz über den September 2024 hinaus bei der Bundesnetzagentur beantragt hat, ist die Stilllegung gemäß Gesetzeslage nun endgültig.

Und wie geht es weiter?
Anfang September hat der Petershäger Anzeiger beim Netzbetreiber Tennet nachgefragt, wie denn die Leistung, die bislang Heyden 4 in Sachen Stromproduktion und Netzstabilisierung erbracht hat, künftig ersetzt wird. Tennet teilte daraufhin mit: „Konkret werden die Kompensationsspulen am Umspannwerk Ovenstädt das Kraftwerk Heyden bei der Netzstabilisierung (Spannungshaltung) ablösen.“ Wie die nebenstehende Aufnahme zeigt, sind die Baumaßnahmen rund um die genannten Spulen in der Tat offensichtlich abgeschlossen und diese damit dem Anschein nach einsatzbereit für ihre Aufgabe. Allerdings haben die Dimension der Wasserdampffahne über dem Kühlturm (siehe Foto oben) und publizierte Daten dokumentiert, dass das Kraftwerk nicht immer nur mit geringer Leistung zur Netzstabilisierung genutzt, sondern auch in letzter Zeit noch teilweise in erheblichem Umfang zur Stromerzeugung eingesetzt wurde. Tennet hatte dem Petershäger Anzeiger dazu im April 2024 mitgeteilt: „Einsätze erfolgen konzept- und bedarfsgemäß in Situationen, in denen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit eine nicht unerhebliche Gefährdung oder Störung der Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems eintreten könnte.“ Wie Kraftwerksleistungen über die Netzstabilisierung hinaus im Bedarfsfall ersetzt werden, lässt die jüngste Antwort von Tennet allerdings offen. Ausführliche Beiträge zum Kraftwerk finden interessierte Leser auf der Internetseite des Petershägers Anzeigers mithilfe der Suchfunktion unter dem Stichwort „Kraftwerk Heyden“.

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