Petershagen/Minden (ddm). Die wirtschaftliche Situation in der Bundesrepublik ist neben dem Thema Migration derzeit das Kernthema, das in den Medien ständig präsent ist. Firmeninsolvenzen, hohe Energiekosten, desolate Infrastrukturen oder bürokratische Hemmnisse sind nur einige der Aspekte, die derzeit für Schlagzeilen in der Presse und lebhafte Diskussionen in den Talkshows sorgen.
Wie bewerten eigentlich heimische Unternehmer die aktuelle Situation? Die Redaktion des Petershäger Anzeigers hat dazu für die aktuelle Ausgabe ein Gespräch mit dem Inhaber des Mindener Westhafens geführt, Frank Heitmann, der in Eldagsen zuhause ist. Der Firmenchef ist in der Stadt Petershagen kein Unbekannter. Heitmanns Engagement beim Altstadtfest in Petershagen ist da ein Beispiel. Dass der Schiffsanleger Heisterholz heute ein kleines Juwel für die Naherholung darstellt, daran hat Heitmann, der auch Vorsitzender des Eldagser Motorradclubs ist, ganz praktischen Anteil. Als Petershagens damaliger Bürgermeister Dieter Blume 2016 das halbe Areal des Schiffsanlegers zwecks Beseitigung der maroden Spundwand ausbaggern und in ein Biotop verwandeln wollte, war es Heitmann, der nach Bürgerprotesten mit Know how und dem Maschinenpark aus seinem Unternehmen die Spundwand beseitigte und das Ufergelände an der Weser wieder herrichtete. Und das zu einem ungleich günstigeren Preis als Blumes Biotop-Variante gekostet hätte.
Wie sehen Sie aus unternehmerischer Sicht die aktuelle wirtschaftliche Lage?
Der Westhafen ist Umschlagplatz und Zwischenlager für Güter unterschiedlicher Art. Dazu gehören Stahlprodukte und Glas ebenso wie Kies und Sand und Ton. Über die Menge der Güter, die wir im Hafen umschlagen, bekommen wir auf indirekte Weise Einblicke in verschiedene Industriezweige. Die wirtschaftliche Entwicklung bei uns lässt sich schon mit zwei Zahlen veranschaulichen. Vor Corona haben wir im Westhafen Minden im Jahr rund 350 Schiffe umgeschlagen. Im vergangenen Jahr 2024 waren es gerade mal 94 Schiffe, die wir be- bzw. entladen haben. Diese Entwicklung betrifft alle Branchen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wenn zwei Stahlwerke zusammengelegt werden oder ein Stahlwerk Kurzarbeit macht und entsprechend weniger produziert, unter anderem wegen zu hoher Energiekosten, gibt es für unsere Binnenschiffe und LKWs natürlich weniger zu transportieren. Wenn Stahlwerke weniger Stahl produzieren, fällt zwangsläufig auch weniger Schlacke als Nebenprodukt an, aus der wir sonst durch eine spezielle Aufbereitung Wertstoffe herstellen, die vor allem Straßenbau eingesetzt werden können. Auch bei recyceltem Glas ist der Markt enorm eingebrochen. Derzeit transportieren wir maximal noch ein Drittel der Mengen an Glas, die wir bisher transportiert haben. Ähnlich verhält es sich beim Transport von Kies und Sand und Kies, auch weil infolge bürokratischer Hemmnisse in den Genehmigungsverfahren kaum noch Abbaubereiche genehmigt werden. Wenn ein Unternehmen kränkelt, weil die Einnahmen stark zurückgehen, wird natürlich auch nicht mehr investiert. Seit zwei Jahren ersetzen wir nur das Nötigste, um den Betrieb am Laufen zu halten. Größere Sanierungen und Investitionen in die Zukunft sind erstmal verschoben, weil wir derzeit keine Chance sehen, die entsprechenden Kosten auch wieder rein zu bekommen. Das geht natürlich nicht nur uns so. Unter dem Strich kämpfen wir praktisch jeden Tag mit einer neuen Sorge und Herausforderung. Noch kommen wir klar, auch wenn die Unternehmensgruppe Heitmann infolge der allgemeinen Lage in der Wirtschaft kleiner geworden ist. Wie es weiter geht, hängt maßgeblich von den Entscheidungen auf der politischen Bühne in Berlin ab.