Von Jessica Höffner
Bohnhorst. Aus einer verrückten Idee im Jahre 1975 ist eine der Top-Adressen für Motorsport-Fans geworden: Wir haben uns mit Lars Durnio (Vorsitzender, 46), Eric Heineking (Kassenwart und Schriftführer, 32) und Siska Kocher (Pressewartin, 21) von der Renngemeinschaft Bohnhorst zum Interview getroffen – und über Benzin im Blut, Mitglieder-Boom und Podest-Plätze gesprochen.
Lars und Eric, als der Verein – wie ihr selbst auf eurer Homepage schreibt – vor 50 Jahren von „zehn verrückten und mutigen Männern“ gegründet wurde, hattet ihr noch nicht das Licht der Welt erblickt. Welches sind denn eure ersten RGB-Erinnerungen?
Lars Durnio: Mein Bruder war fast von Beginn an Mitglied der RGB. Und somit wurde ich schon als Kind mit zu den Rennen genommen. Es hat nicht lange gedauert, bis auch ich motorsportverrückt wurde. Im Alter von 16 bin ich dann in den Verein eingetreten, der mir sehr ans Herz gewachsen ist.
Eric Heineking: …eigentlich war es ja früher so, dass man quasi schon mit der Geburt Mitglied in der RG war. Das war bei mir aber auch nicht mehr der Fall. Aber da mein Vater zu den Gründungsmitgliedern gehört, habe ich schon als Kind sehr viel Zeit hier verbracht.
Und dann hast du schließlich irgendwann den Mitgliedsantrag selbst unterschrieben…?
Eric Heineking: Ja. Und ich erinnere mich noch ziemlich genau daran. Ich war 16, hier war Zeltfest, weil zu dem Zeitpunkt das Opel-Treffen auf dem Programm stand, und ich habe den Antrag vor dem Zelt unterschrieben.
Apropos Mitgliedsantrag: Die RG Bohnhorst wächst und hat in letzter Zeit einen Mitglieder-Boom erlebt. Woran liegt das?
Lars Durnio: Die aktive Sparte des Vereines wächst in der Tat. Vielleicht auch, weil wir in der Jugendarbeit sehr aktiv sind. Hier bieten wir zum Beispiel das Mini-Buggy-Projekt an oder auch das Fahren mit dem Jugendkart. Einen weiteren Mitgliederschub gab es im Jahr 2022. Da haben wir gemeinsam mit den Gas Monkeys Oppenwehe das erste Rasentrecker-Rennen ausgerichtet – und im Anschluss daran viele neue Mitglieder bekommen.
Und wie viele Mitglieder sind heute im Verein?
Lars Durnio: Etwa 370, und wir freuen uns natürlich immer über neue Gesichter. Der harte Kern des Vereins sind 50 bis 70 Leute, die immer zur Stelle sind, wenn wir Hilfe brauchen, um unsere eigenen Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Zum Beispiel das Autocross-Rennen. Im vergangenen Jahr waren wir stolz darauf, dass wir hier in Bohnhorst einen Meisterschaftslauf vom Deutschen Rallye-Cross-Verband (DRCV) ausrichten durften. Besonders erwähnenswert ist auch die Gemeinschaft bei der RGB. Hier arbeiten Jung und Alt Hand in Hand.

Und im sportlichen Bereich seid ihr ja ziemlich gut aufgestellt…?
Eric Heineking: Hier in unserem Vereins-Schuppen steht ein großer Pokal für die ‚Beste Veranstaltung Auto-Cross 2024‘. Das hat zwar nicht unbedingt etwas mit sportlichen Erfolgen zu tun, spiegelt aber wieder, dass wir hier nicht nur Spaßveranstaltungen auf die Beine stellen, sondern auch sportlich richtig aktiv sind. Tatsächlich stellen wir sogar den aktuellen Deutschen Meister im Rasentrecker-Rennen und den Junior-Meister beim Stockcar-Rennen.
Lars Durnio: …ja, unsere Jungs sind bei vielen Meisterschaften am Start und fahren regelmäßig so gut, dass sie auf dem Podest landen. Aber auch unsere Frauen sind sehr erfolgreich und fahren zum Beispiel beim Auto-Cross vorne mit, wenn sie bei Meisterschaften an den Start gehen.
Siska Kocher: Und zu Besuch war sogar mal Bernd Stubbe, der etliche Male Europameister im Autocross war und hier sein Auto getestet hat.
Aber Siska, auch du hast ja Benzin im Blut. Wie kam es dazu?
Siska Kocher: Durch meine Familie. Meine Cousins fahren auch und sind sehr erfolgreich im Motorsport. Irgendwann hat mich mein Vater dann mit zu Stockcar-Rennen genommen. Als ich 15 war, hieß es dann: „Komm Siska, wir bauen dir dein erstes Auto.“ Eigentlich fand ich es immer ganz gut, zuzuschauen, aber als ich mit einem alten Auto das erste Mal über den Acker gefahren bin, war ich gleich Feuer und Flamme. 2019 bin ich dann das erste Mal an den Start gegangen. Und habe dann irgendwann sogar vor der Kamera gestanden, als WDR 2 mich einen Tag beim Stockcar begleitet hat.
Das war aber längst nicht das einzige Mal, dass Funk und Fernsehen bei euch zu Gast waren, oder?
Eric Heineking: Das stimmt. Nikki Schelle und Matthias Malmedie haben sich bei „Driving Impossible“ hier in Bohnhorst gebattelt. Ein Format vom Motormagazin GRIP, das auf RTL2 läuft. Zudem haben Kabel 1 und DSF auch schon hier gedreht.
Aber wie sieht es eigentlich mit den Auflagen aus, die ihr erfüllen müsst, um all diese Veranstaltungen hier ausrichten zu können?
Lars Durnio: Vorab müssen wir sagen, dass die Zusammenarbeit mit der Gemeinde echt super läuft und uns keine Steine in den Weg gelegt werden. Wohl auch deshalb, weil wir immer mehr machen als nötig. Die Sicherheit der Zuschauer und Teilnehmer hat bei uns absolute Priorität.
Eric Heineking: …und aus diesem Grund stellen wir zum Beispiel einen sehr hohen Fangzaun auf.“ Der ist beim Autocross nicht vorgeschrieben, aber wir machen es trotzdem. Außerdem sorgen wir immer dafür, dass ein Notarzt dabei ist. Auch wenn der nicht bei jeder Veranstaltung vorgeschrieben ist, kümmern wir uns in Eigenregie darum, dass ein Arzt da ist. All das auf eigene Kosten.
Viele, die hier oder in der näheren Umgebung aufgewachsen sind, erinnern sich auch heute noch an die Zeltfeste, die ihr ausgerichtet habt. Anfang der 90er-Jahre war unter anderem „Snap!“ hier. Wird es Partys wie diese auch irgendwann wieder geben?
Lars Durnio: Zum 50. Jubiläum haben wir mal wieder ein richtig großes Zeltfest ausgerichtet. So wie früher – sogar mit Preisen wie früher. Das war ein riesiger Erfolg und hat wirklich Spaß gemacht. Viele haben gefragt, ob wir das im kommenden Jahr wiederholen. Die Antwort lautet leider „nein“. Was aber bleibt, sind die Open-Air-Partys, wenn wir den Moped-Marathon ausrichten. Wer Lust hat, zu feiern, ist bei uns dann immer absolut willkommen – ob Motorsport-Fan oder nicht.