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Marie Quellhorst aus Bohnhorst: Silber bei Para-WM und Nominierung zur Nachwuchssportlerin des Jahres

Silber bei der Para-WM – und jetzt die Nominierung zur Nachwuchssportlerin des Jahres: Die 26-jährige Marie Quellhorst aus Bohnhorst erlebt sportlich gerade einen Höhenflug. Besonders beeindruckend: Ihren WM-Vize-Titel holte sie in einer Disziplin, die sie erst seit gut einem Jahr betreibt. Eine Geschichte über Kampfgeist, Neuanfänge – und eine junge Frau, die andere inspiriert.
Auf der Erfolgsspur: Die Para-Sportlerin Marie Quellhorst aus Bohnhorst. Foto: Drew Kaplan/DBS
Auf der Erfolgsspur: Die Para-Sportlerin Marie Quellhorst aus Bohnhorst. Foto: Drew Kaplan/DBS

Von Jessica Höffner

Bohnhorst. Silber bei der Weltmeisterschaft im belgischen Ronse, jetzt die Nominierung zur Para-Nachwuchssportlerin des Jahres: Für die 26-jährige Marie Quellhorst aus Bohnhorst hätten die vergangenen Monate nicht erfolgreicher verlaufen können. Die Besonderheit: Die Ausnahmesportlerin holte den WM-Vize-Titel in einer Sportart, die sie erst seit einem guten Jahr betreibt.

„Für mich gab es nie eine andere Option als zu kämpfen“, sagt Marie Quellhorst am Telefon. Ihre Mutter Imke würde es heute wohl so formulieren: Schon als Kind war Marie immer sehr ehrgeizig. Dass Marie Quellhorst etliche Jahre später WM-Silber holt und als Para-Nachwuchssportlerin des Jahres nominiert wird, hätte sich die Familie dennoch wohl kaum erträumen lassen. Denn Maries Leben verlief zunächst in eine ganz andere Richtung, als sie im Jahr 2015 schwer mit ihrem 125er-Motorrad verunglückte. „Ich war auf dem Weg zur Jugendfeuerwehr, als ich ein parkendes Auto übersah“, blickt die heute 26-Jährige zurück. Die Verletzungen waren schwer – so schwer, dass sie ihren rechten Arm bis heute nicht bewegen kann und das rechte Bein zudem stark eingeschränkt ist. „Es ist so, als hätte jemand den Stecker gezogen“, beschreibt sie den gelähmten Arm.

Kugelstoßen wird zur Paradedisziplin

Marie kämpfte sich zurück ins Leben – und tat das, was sie schon vor dem Unfall so sehr liebte. Sie ging wieder zum Handball, in ihr Team, trainierte mit, fühlte sich gut aufgehoben, wenngleich sie aufgrund ihrer Einschränkungen nicht alle Übungen mitmachen konnte. „Auch wenn mich die Mannschaft voll unterstützte und meine Familie und Freunde immer für mich da waren, war ich doch immer die Einzige mit einer Beeinträchtigung“, erinnert sich die Sportlerin. Und sie wollte mehr. Mehr Sport. In Bad Oeynhausen wurde sie fündig, schloss sich dem dortigen Para-Sportverein an und startete als Leichtathletin durch. „Es war eine tolle Zeit. Dort wurde ich als Person gesehen und wir waren eine unglaublich gute Gemeinschaft. Jeder von uns konnte aufgrund seiner Einschränkung irgendwas nicht – aber wir haben dafür gemeinsam Lösungen gefunden“, erzählt Marie. Kugelstoßen wurde zu ihrer Paradedisziplin. Aber so sehr Marie auch die Leichtathletik liebte, kamen Zweifel auf. „Was, wenn der gesunde Arm durch das Kugelstoßen irgendwann überlastet ist?“, fragte sich die junge Sportlerin. Und sie erinnerte sich daran, dass der Ausdauersport schon immer das gewesen ist, was ihr half, abzuschalten. Sie stieg aufs Rennrad und wurde schnell zu einem Trainer vermittelt. „Ich habe es einfach mal probiert – und heute weiß ich, dass ich auf das richtige Pferd gesetzt habe. Die Leistungen sind der beste Beweis dafür“, freut sich die Para-Sportlerin.

Nach nur einem guten Jahr Training startete sie schließlich in Belgien bei der Weltmeisterschaft. Ihr Debüt endete in einer Sensation: Sie holte Silber im Zeitfahren auf der Straße. Als Marie jetzt noch die Nachricht erreichte, dass sie als Para-Nachwuchssportlerin des Jahres nominiert ist, konnte die 26-Jährige das selbst kaum glauben. „Das ist eine unglaubliche Ehre, ganz egal, wie die Wahl am Ende ausgeht“, sagt sie. Für einen Moment wirkt Marie nachdenklich, als sie noch einmal auf ihren Unfall zurückblickt. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass das nie passiert wäre. Aber auch wenn das sehr schlimm für mich war, ziehe ich das Positive daraus, denn durch den Unfall habe ich unglaublich tolle und inspirierende Menschen kennengelernt“, sagt Marie. Inspirierend: Zweifelsohne auch die wohl treffendste Beschreibung für Marie selbst.

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