Freitag, 26. April 2024

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Jens Baumgartl – Ortsbürgermeister von Schlüsselburg

Diesmal habe ich Jens Baumgartl, Ortsbürgermeister von Schlüsselburg, Finanzbuchhalter, Vater, Mitglied der Kulturgemeinschaft, der Feuerwehr, des Angelsvereins und des Vereins „Dat Schünenvertel“ getroffen.

Von Annalena Sundmäker

Schlüsselburg. Diesmal habe ich Jens Baumgartl, Ortsbürgermeister von Schlüsselburg, Finanzbuchhalter, Vater, Mitglied der Kulturgemeinschaft, der Feuerwehr, des Angelsvereins und des Vereins „Dat Schünenvertel“ getroffen. Seit 23 Jahren lebt er in Schlüsselburg und bringt sich seither ins Dorfgeschehen ein. Seit 2011 ist er Ortsvorsteher.

Dirk Breves beschreibt die neuen Ortsbürgermeister zu deren Amtseinführung im November 2020 als „Bindeglied zwischen den Bürgern und Vereinen ihrer Ortschaft auf der einen Seite sowie Rat und Verwaltung auf der anderen Seite. Sie repräsentieren die Ortschaften und übernehmen wichtige demokratische Aufgaben. Das erfordere Bereitschaft zu persönlichem Engagement für das Gemeinwohl – oft verbunden mit dem Zurückstellen persönlicher oder familiärer Interessen.“ 

Was sind Ihre Aufgaben als Ortsbürgermeister?
Das ist sehr vielfältig. Die Bürgerinnen und Bürger kommen zu mir, wenn beispielsweise Straßenlaternen ausfallen oder die Straße selbst beschädigt ist. Mit mir haben sie einen Ansprechpartner, der das Verbindungsglied zwischen dem Ort und der Stadt Petershagen oder auch zum Kreis Minden-Lübbecke ist. Ich kümmere mich dann also um solche öffentlichen Angelegenheiten, aber auch um privatere Themen wie zum Beispiel einen Nachbarschaftsstreit. Dabei gilt es natürlich neutral zu bleiben und zwischen den Parteien zu vermitteln. In der Regel bekommen wir solche Probleme schnell gelöst, manchmal muss ich aber auch an die Stadt weiterleiten, wenn es darum geht, dass jemand bestimmte Pflichten nicht erfüllt oder ähnliches.

Dann sind wir für den Informationsfluss zuständig. Wir haben einen Aushängekasten über den wir Informationen veröffentlichen, aber mittlerweile machen wir das genauso über die sozialen Medien. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, Wahlen zu organisieren. Dazu gehören die Landtagswahlen und auch die Bundestagswahlen, eigentlich jede Art von Wahl, die anfällt. Wir sorgen dafür, dass man ein Wahllokal sowie genügend Wahlhelfer hat.

Was macht Ihnen Spaß, was macht weniger Spaß? 
Ich beginne mal damit, was weniger Spaß macht. Häufig ist es so, dass ich Wünsche der Bürger nicht verwirklichen kann. Viele denken, dass ihr Anliegen nach einem Gespräch mit mir umgesetzt werden kann, aber ich als Ortsbürgermeister stehe natürlich nicht über den Dingen und auch ich bekomme oft Absagen. Auch als Ortsbürgermeister muss ich mich an entsprechende Gesetze und Vorschriften halten. Ich kann den Kontakt zur Stadt herstellen, aber das bedeutet nicht automatisch, dass das Anliegen deshalb umgesetzt wird. Teilweise ist dies schwer verständlich zu machen und sorgt für Frust. Ich selbst möchte die Dinge immer möglichst unproblematisch und unbürokratisch erledigen, was leider nicht immer funktioniert. Wenn man die Behörden mit ins Boot holen muss, ticken die Uhren etwas anders und man kann es nicht so pragmatisch machen, wie ich es gerne hätte. Das stört ab und zu ein wenig. Aber ich finde es immer wieder super, wie verständnisvoll die meisten darauf reagieren, wenn etwas nicht durchgesetzt werden kann und erkennen, dass ich wirklich alles versucht habe.

Was wirklich großen Spaß macht, ist das Zusammenkommen mit den Menschen. Man lernt neue Leute kennen und kommt mit vielen ins Gespräch. Wenn jemand älteres im Ort Geburtstag hat, besuchen wir sie und überreichen einen Präsentkorb. Durch die Ämter lernt man zudem viele Leute kennen und trifft sie immer wieder bei verschiedenen Veranstaltungen. Das Miteinander ist mir besonders wichtig. Dass man immer mehr Ansprechpartner kennt und Probleme sich somit leichter lösen lassen, ist außerdem eine schöne Sache.

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Sie sind bei der Feuerwehr und bei der Kulturgemeinschaft engagiert. Was genau machen Sie dort?
Als ich vor ziemlich genau 23 Jahren nach Schlüsselburg kam, wurde ich in die Feuerwehr aufgenommen. Dazu muss ich sagen, dass es für die Leute in meinem Alter üblich war, in der Löschgruppe zu sein. Und das hat viel Spaß gemacht, wir haben gmeinsam die verschiedenen Lehrgänge besucht. Dann habe ich die kleine Laufbahn zum Unterbrandmeister gemacht und bin auch Atemschutzgeräteträger geworden. Später bin ich dem Vorstand der Löschgruppe Schlüsselburg beigetreten und habe das Amt des Schriftführers übernommen.

Der damalige Vorsitzende der Kulturgemeinschaft hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, den Vorsitz zu übernehmen. Dafür brauchte ich ehrlich gesagt kurze Bedenkzeit. Letztendlich sagte ich aber zu und wurde somit zum Vorsitzenden der Kulturgemeinschaft Schlüsselburg. Das machte ich ein paar Jahre lang, bis die damalige Ortsbürgermeisterin auf mich zukam und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ihr Amt zu übernehmen. Da brauchte ich also etwas mehr Bedenkzeit! Aber es schien mir eine wirklich gute Möglichkeit zu sein, also sagte ich ebenfalls zu und übernahm 2011 das Amt als Ortsbürgermeister. 2014 wurde ich dann erstmals offiziell zum Ortsbürgermeister gewählt. Letztendlich wurden es immer mehr Ämter, die ich neben meinem Beruf als Buchhalter besetzte, sodass ich den Vorsitz der Kulturgemeinschaft abgab und mich von nun an auf das Ortsbürgermeisteramt und die Feuerwehr konzentrierte.

Das Scheunenviertel kenne ich schon, aber was hat es denn mit der plattdeutschen Version „Dat Schünenvertel“ auf sich?
„Dat Schünenvertel“ ist ein ganz besonderer Verein. Früher übernahm die Kulturgemeinschaft dessen Aufgaben, aber mittlerweile gibt es so viel, dass wir uns dazu entschlossen, einen eigenen Verein zur Instandhaltung des Scheunenviertels zu gründen. Wir haben einige Scheunen restauriert, sodass diese unter anderem für Fest- oder auch Informationsveranstaltungem genutzt werden können.

Was sind Ihre Vorhaben für Schlüsselburg und Petershagen generell? Was wünschen Sie sich?
Ganz aktuell gibt es für mich zwei wichtige Themen. Zum einen der Breitbandausbau. Im Home-Office oder Home-Schooling mussten wir alle ganz schmerzhaft erfahren, wie schlecht unsere Netzverbindung hier tatsächlich ist. Leider ist es so, dass auch hier die bürokratischen Hürden ziemlich hoch sind. 

Die zweite Angelegenheit, die mir aktuell sehr am Herzen liegt ist, die Umleitungsstrecke über Schlüsselburg durch die Vollsperrung in Leese. Einige Fahrzeuge halten sich nicht an die Geschwindigkeiten oder dürfen aufgrund ihrer Last eigentlich gar nicht durch den Ort fahren. Immer wieder werde ich von Eltern angesprochen, die ihre Kinder nicht mehr draußen spielen lassen, weil es durch das erhöhte Verkehrsaufkommen zu gefährlich ist. Hier muss schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden.

Langfristig gesehen ist es meiner Meinung nach wichtig, die Freizeitangebote zu erhalten beziehungsweise zu erweitern. Es ist kein Geheimnis, dass sich ein Geschäft im Ort vermutlich nicht halten würde, umso wichtiger ist der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch wichtig ist es, für nutzbare Spielplätze und Vereinsangebote zu sorgen. Den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln herzustellen ist besonders wichtig, sodass diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, mit Auto oder Fahrrad zu fahren, sich auch frei bewegen können. Ich glaube, dass wir hier, außerhalb der Kernorte Lahde und Petershagen, ein großes Defizit haben.

Haben Sie eine Lieblingsstelle in Petershagen? 
Schlüsselburg! Wenn ich einen ganz konkreten Platz nennen soll, dann wähle ich den Angelteich. Ich bin gerne am Wasser — zum Abschalten und für etwas Ruhe oder auch zum Nachdenken. Ich bin auch im Angelverein tätig. 

Was möchten Sie noch loswerden?
Wichtig ist mir, dass die Bürgerinnen und Bürger verstehen, dass ich leider nicht alle Wünsche erfüllen kann, ich aber gerne mein Möglichstes gebe, damit wir gemeinsam etwas erreichen können. 

Das Scheunenviertel in Schlüsselburg. Fotos: Krischi Meier
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