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Der Weg zum Landwirt – Ein Jahr auf dem Bauernhof

Oft wurden wir schon gefragt: „Landwirt - da braucht man doch keine Ausbildung oder?“
Azubi Marcel Diekmann (r.) und Mitarbeiter André Hantke des Hofs Teikemeier. Foto: Birte Teikemeier

Von Birte Teikemeier

Oft wurden wir schon gefragt: „Landwirt – da braucht man doch keine Ausbildung oder?“ „Doch braucht man – sogar recht umfangreich“, lautet unsere Antwort auf solche Fragen.

Seit 2005 bildet Jochen Teikemeier, nach Abschluss seiner 3-jährigen Ausbildung, einem Gesellenjahr und zwei Jahren Fachschule in Vollzeit, durchgängig aus. Zuvor hat den Part des Ausbilders, sein Vater Helmut Teikemeier, als Landwirtschaftsmeister über Jahrzehnte innegehabt. Viele Jahre wurden sogar zeitgleich zwei Lehrlinge in der Landwirtschaft und eine Auszubildene in der Hauswirtschaft auf dem Betrieb ausgebildet.

Eine Besonderheit in der Ausbildung stellt die Möglichkeit des Wechsels des Lehrbetriebes nach einem Lehrjahr auf einen anderen Ausbildungsbetrieb dar. Somit können unterschiedliche Erfahrungen gesammelt werden zum Beispiel in anderen Arbeitsweisen und Betriebsstrukturen. Im Regelfall bleiben die Azubis somit nur ein Lehrjahr bei uns. Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung ist der Hauptschulabschluss. Ausgebildet haben wir auch schon einige Azubis mit Abitur oder Fachabitur. Das Geschlecht und ein eigener Betrieb Zuhause sind keine Zugangsvoraussetzungen. Ab dem 1. August werden wir eine Abiturientin im dritten Lehrjahr bei uns auf dem Hof und in unserer Familie begrüßen. Die letzten Jahre hatte es sich ergeben, Lehrlinge aus der Umgebung bei uns in der Ausbildung zu haben. Auszubildene mit einem weiten Anfahrtsweg wie aus Gütersloh oder Osnabrück bekommen ein Zimmer bei uns gestellt, können bei uns übernachten und werden komplett versorgt. Die meisten Ausbildungsbetriebe sind hier in der Gegend auch noch Familienbetriebe, sodass meistens von Lehrfamilien gesprochen wird.

Während des Lehrjahres führen die Auszubildenden überwiegend die gleichen Arbeiten wie Jochen Teikemeier als Betriebsleiter aus. Fragen und Erläuterungen werden während der Arbeitsabläufe oder anschließend gemeinsam erarbeitet. Da die Auszubildenen mit unterschiedlichen Kenntnis- und Erfahrungsstand bei uns anfangen, ist das Besprechen und Nachfragen ein sehr wichtiges Instrument zum Erschließen und Vertiefen von wichtigen Ausbildungsinhalten. Die reine Büroarbeit, wie die vorgeschriebenen Dokumentationen und die betriebliche Buchführung, werden von uns durchgeführt. Aber auch hier geben wir Einblicke. Die Teilnahme an Schulungen oder Besichtigungen ist außerhalb von Kontaktbeschränkungen nach Möglichkeit und Interesse selbstverständlich. 

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Die Berufsschule ist in Herford. Fächer sind Tier- und Pflanzenproduktion, Betriebsführung, Arbeit und Soziales sowie Politik. Im ersten Lehrjahr auch Deutsch und Mathe. Im ersten und zweiten Lehrjahr finden drei Berufsschultage in 14 Tagen statt. Im dritten Lehrjahr ein Berufsschultag pro Woche. Dazu kommen verschiedene, mehrtägige Lehrgänge in Ausbildungszentren auch in handwerklichen Fachbereichen wie zum Beispiel Metall. Die Auszubildenen entscheiden sich spätestens im dritten Lehrjahr in welcher Fachrichtung sie den Schwerpunkt ihrer Abschlussprüfung absolvieren. Meistens fällt bei unseren Auszubildenen die Entscheidung auf Rinderhaltung. 

Nach abgeschlossener Ausbildung stehen den Absolventinnen  und Absolventen unterschiedlichste Bereiche als Arbeitsfelder oder der Weiterbildung zur Verfügung. So können sie neben dem Arbeiten auf landwirtschaftlichen Betrieben auch in den nachgelagerten Bereichen einsteigen oder sich weiterbilden.

Die Vertiefung und Erweiterung des gelernten Wissens ist ein wichtiger Schritt der Weiterbildung der Landwirtinnen und Landwirte. Für die eigenständige Führung eines Betriebes oder Einstieg in Beratertätigkeiten besuchen die Landwirte oder Landwirtinnen meistens die zweijährige Fachschule für Agrarwirtschaft beziehungsweise studieren Agrarwissenschaften an Fachhochschulen oder Universitäten mit Bachelor- oder Masterabschluss. Bereiche könnten bei der Landwirtschaftskammer, Unternehmensberatung, Futtermittelberatung, Saatzuchtfirmen sowie bei Zuchtorganisationen stattfinden.

Wir haben zu vielen ehemaligen Auszubildenen noch einen guten Kontakt und manche helfen auch schonmal bei uns aus zum Beispiel bei Ernteeinsätzen oder auch als Urlaubsvertretung. Insgesamt freuen wir uns den Werdegang der ehemaligen Auszubildenen zu verfolgen. Ein Großteil führt erfolgreich ihren elterlichen Betrieb. Eine ehemalige Auszubildene ist als Dozentin an der Fachhochschule in Osnabrück tätig. Andere sind in nachgelagerten Bereichen tätig. 

 

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