Donnerstag, 28. März 2024

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Die betriebswirtschaftliche Auswertung – Ein Jahr auf dem Bauernhof

Ende des Jahres steht bei uns immer die betriebswirtschaftliche Auswertung an.
Auch bei einem landwirtschaftlichen Betrieb stellt die Betriebswirtschaft und die damit verbundene Optimierung einen wichtigen Bereich des Arbeitsalltages dar.

Ende des Jahres steht bei uns immer die betriebswirtschaftliche Auswertung an. Hier werden alle Geldvorgänge aus dem vergangenen Wirtschaftsjahr aufgerechnet und gegenübergestellt. Unser Wirtschaftsjahr geht vom 1. Juli bis zum 30. Juni des Folgejahres. Die Zahlen und Werte werden aus unserer Buchführung entnommen. Dadurch, dass wir selber buchen, verteilen und splitten wir die Buchungen auf sehr viele unterschiedliche „Kostenstellen“ oder „Konten“. Hier haben wir zum Beispiel das Konto „Aufwand Viehhaltung“ was unter anderem in die Kostenstellen „Klauenpflege, Milchkontrolle, Tierarzt, Besamung“ weiter aufgegliedert ist. Rufen wir in unserem Buchführungsprogramm ein Konto oder Unterkonto auf, können die genauen Kosten der zum Beispiel Klauenpflege oder Erlöse aus dem Verkauf der Milch ersehen und mit Vorjahren vergleichen. 

Die Auswertung, erstellt durch unseren Berater der Landwirtschaftskammer, für uns und die anderen Mitglieder des „Arbeitskreis Milch“, zeigt noch tiefer und verzahnter alle Kosten und Erlöse auf. Zunächst sehen wir in der Auswertung alle Konten und deren Summen wie in unserer Buchführung. Jedoch wird jede einzelne Summe der Auswertung auf den Liter bezeihungsweise das Kilogramm Milch umgerechnet. So ergeben sich in unseren Betrieb viele verschiedene, individuelle Kennzahlen und die Kosten für einen Liter Milch- die Produktionskosten oder der sogenannte Deckungsbeitrag (Betrag zur Deckung der Fixkosten). Der Deckungsbeitrag ist etwas schwankend. Einige Kosten lassen sich genau im Voraus berechnen (darunter Versicherungen, Gebühren, Beiträge, Dahrlehnszahlungen). Viele Kostenfaktoren sind schwankend und teilweise nur zu beeinflussen. Dazu zählt das Wetter: Haben wir eine gute Ernte unseres Futters für die Kühe sind die Kosten pro Liter Milch geringer als bei einer geringeren Ernte. Als Beispiel der Mais: Es wird alles mit eingerechnet – vom Samenkorn, über die Aussaatkosten, Pflege und Ernte des Maises (Stundenlohn, Dieselkosten, Maschinenkosten). Die Kosten sind gleich, egal ob die Pflanze groß oder klein ist. Auch spielt der Nährwert eine große Rolle (bei niedrigem Nährwert wird mehr Futter benötigt). Weitere wichtige, beeinflussbare Kennzahlen sind die Langlebigkeit und Gesundheit unserer Kühe in unserem Betrieb. Allein die Aufzucht vom Kalb bis zur Milchkuh verursacht bei uns Kosten von rund 2200 Euro pro Tier. Bei Milchkühen wird in Lebenstagsleistung (Menge der Milch geteilt durch die Lebenstage – also ab Geburt an) bemessen. Die Lebenstagsleistung steigt mit jedem Jahr als Milchkuh auf unserem Betrieb. Eine alte Kuh ist somit betriebswirtschaftlich wertvoller als eine junge Kuh. 

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Sind bei allen Mitgliedbetrieben des Arbeitskreises die individuellen Auswertungen erstellt, werden alle Betriebe mit ihren Kennzahlen verglichen und aufgestellt. Dann kommt es zum Austausch mit den anderen Betrieben. Uns ist es wichtig, unsere Kennzahlen sehr gut zu kennen und zum Optimieren zu nutzen. Dieses Jahr haben wir unser Auswertungsgespräch erstmalig über Online-Konferenz geführt. In der Vergangenheit fand zusätzlich immer mit allen Betrieben gemeinsam eine Auswertungsveranstaltung mit anschließender Betriebsbesichtigung statt. Wir sind jedoch dankbar, mit kaum Veränderungen unseren Betriebsalltag gestalten zu können. 

Text und Foto: Birte Teikemeier

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