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Meine Meinung – Landschaftsplan Weseraue: Nachtigall ick hör dir trapsen!

Petershagens Ortsbürgermeister Klaus-Dieter Schade hat sich unter der Rubrik "Meine Meinung" zum Landschaftsplan Weseraue geäußert.

Foto: Dietmar Meier

Von Klaus-Dieter Schade
Gehe ich hin, gehe ich nicht hin? Das waren die ersten Gedanken, als ich die Einladung vom Kreis Minden-Lübbecke mit Datum 13.02.25 zu einem von vier Auftaktgesprächen zum Thema „Landschaftsplan Weseraue“ erhalten habe. Die letzten zwei Kontakte mit dem Kreis hatte ich noch nicht vergessen. Eine gern genutzte Treppe in Petershagen wurde vom Kreis ohne vorherige Info einfach zurückgebaut und für das Aufstellen einer Bank am Kreisradweg sollte ich im Rahmen deutscher Bürokratie eine fünfseitige Nutzungsgenehmigung unterzeichnen. Sollte ich wirklich ein drittes Mal einen erhöhten Blutdruck in Kauf nehmen?
Ein Dringlichkeitsappell einer Teilnehmerin aus einer vorherigen Veranstaltung hat mich dann aber doch zu einer Teilnahme an der Auftaktveranstaltung in Windheim am 24.03.25 bewogen. Der Abend fing zunächst ganz normal an: Nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer folgten 14 Präsentationsfolien mit Informationen durch die Untere Naturschutzbehörde. Der anschließende Austausch aber hatte es dann in sich. Fragen und Bedenken hinsichtlich des Tourismus, Jäger- und Anglerterrain sowie u. a. der Landwirtschaft drückten die Sorgen der anwesenden Teilnehmer aus, die durch den Begriff „Enteignung ohne Entschädigung“ ihren negativen Höhepunkt erreichte. Kann man unter solchen Konsequenzen wirklich noch von Bürgerbeteiligung sprechen? Sind hier nicht eher Bürokratie- und vielleicht auch Stellenaufbau beim Kreis Minden-Lübbecke die Folge und somit eine weitere Anhebung der Kreisumlage? Werden hier nicht auch in letzter Konsequenz demokratische Grundrechte verletzt? Ein Dankeschön für meine Fragen habe ich vor Ort nicht bekommen, allerdings auch nicht erwartet. War es gesundheitlich wirklich einen Blutdruck von 182 – 105 auch noch 60 Minuten nach der Veranstaltung wert? Selbst bei einem möglichen Kompromiss, der nur als Wort und ohne Inhalt angedeutet wurde, wird es nicht nur Zufriedenheit und Gewinner geben und da hilft auch kein nachträgliches (Schön-)Reden und kein (Schön-)Schreiben: Meine Sorgen für Petershagen und seine Bürger bleiben.

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Wohin geht die Reise mit dem Landschaftsplan Weseraue? Kommentar von Dr. Dietmar Meier
Wer Klaus-Dieter Schade, den Ortsbürgermeister von Petershagen, kennt, weiß, dass der sich mit großem Engagement für Belange „seiner“ Ortschaft einsetzt und dabei stets ein Mann der klaren Worte ist. Wenn eben dieser Ortsbürgermeister einen solchen Leserbrief verfasst, wie auf der vorherigen Seite abgedruckt, dann ist man auch als Redaktion gut beraten, genauer hinzuschauen. Der Hintergrund: Nachdem die Arbeiten für den Landschaftsplan Minden soweit abgeschlossen sind, widmet sich das Umweltamt des Kreises jetzt der Erstellung eines Landschaftsplanes für die gesamte Petershäger Weseraue. Offiziell heißt es aus der Kreisverwaltung zu den Zielen: In einem Landschaftsplan „werden Entwicklungsziele für die Landschaft formuliert, Schutzgebiete und Schutzobjekte festgesetzt und Maßnahmen zur Umsetzung von Zielen für Naturschutz und Landschaftspflege vorgesehen.“ Im März hatte das Kreisumweltamt Funktionsträger aus den Ortschaften zu vier sogenannten Auftaktgesprächen eingeladen, darunter auch Petershagens Ortsbürgermeister. Und der hat in Windheim scheinbar direkt ins Wespennest gestochen, mit der Kernfrage: beabsichtigt die Untere Naturschutzbehörde (UNB) mit dem Landschaftsplan weitere Einschränkungen und Verbote für die Menschen in der Stadt Petershagen? Schon das Verhalten der UNB in puncto Weserschwimmen und Kanufahren auf der Weser hatte bekanntlich entsprechende Signale gesendet. Dazu berichteten Teilnehmer der Auftaktveranstaltungen, dass vieles an Grundlagen für den Landschaftsplan anscheinend erst erarbeitet werden müßte. Dabei liegen die Werkzeuge der UNB mit einer Studie des Umweltinstitutes Höxter (UIH) aus dem Jahr 2014, auf die sich wiederum der sogenannte Vogelschutzmaßnahmenplan stützt, bekanntermaßen längst auf dem Tisch. Wenn dazu der Leiter der UNB bei einer Informationsveranstaltung auch noch das Wort Enteignung gebraucht, dann muss sich niemand mehr über Reaktionen wie den Leserbrief wundern. Dass das Thema Landschaftsplan Weseraue in den Köpfen der Menschen zwischen Wietersheim und Schlüsselburg angekommen ist, das haben die Auftaktveranstaltungen in der Tat bewirkt – aber vielleicht anders als im Kreisumweltamt angedacht. Schließlich geht es bei Festsetzung des Landschaftsplanes um eine dauerhafte Regelung, bei der langfristige Belange der Stadt berührt werden. Und die bestehen nun mal nicht nur aus Vogelschutz. Dass Naturschutz auch anders als mit Verbotsschildern, im Konsenz mit den Menschen vor Ort praktiziert werden kann, hat Dr. Marcel Holy, ausgewiesener Fachmann der Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD), auf einer Veranstaltung der AG Weserland mit Daten vom Dümmer 2023 anschaulich demonstriert (Bericht auf der Internetseite des Petershäger Anzeigers). Erinnert sei auch noch einmal an den Konflikt um den Schiffsanleger in Heisterholz, als der damalige Bürgermeister Dieter Blume 2016 das Areal zur Hälfte ausbaggern und in ein Biotop verwandeln wollte, um die marode Spundwand zu beseitigen. Und damit am vehementen Widerstand aus der Petershäger Bürgerschaft gescheitert war (siehe Bild oben). Bleibt die Anregung an die Verwaltung: Offene Karten, gepaart mit einer ordentlichen Portion gesunden Menschenverstandes dürften die besten Zutaten sein, um den Landschaftsplan Weseraue auf einen vernünftigen Weg zu bringen.

Titelseite des Petershäger Anzeigers vom Februar 2016.

 

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