Minden (sk). Am 9. Februar informierte der Tierschutzverein Minden und Umgebung e.V. unter anderem auf seinem Facebook-Profil über eine wichtige Änderung: „Das Tierheim Minden verhängt einen absoluten Aufnahmestopp im Hundebereich! Weder Privatabgaben noch Fundhunde können derzeit aufgenommen!“ Und dieses Problem besteht deutschlandweit, weiß Swantje Borrmann vom Leitungsteam des Hundebereichs im Mindener Tierheim: „In ganz Deutschland nehmen viele Tierheime zur Zeit keine Hunde aus Privatabgaben auf, da sie keine Kapazitäten mehr haben.“ In Minden entwickelte sich die Lage in diesem Bereich durch den ungeplanten Einzug von fünf Hunden in kurzer Zeit so dramatisch, dass keine weitere Aufnahme von Hunden mehr möglich ist. Von den fünf Neuzugängen sind vier Fundhunde, die niemand wieder abgeholt hat und beim Fünften wurden die Mitarbeiter des Tierschutzvereins durch die Androhung der sonstigen Tötung des Hundes emotional so erpresst, dass eine Annahmeverweigerung keine Option war. Gerade die Anzahl der herrenlosen Hunde, die aufgefunden und dann ins Tierheim gebracht werden, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. So sind 2023 insgesamt 14 Fundhunde beim Tierschutz Verein Minden und Umgebung e.V. gelandet, die nicht wieder von ihren Besitzern abgeholt worden sind. „Das Problem dabei ist auch, dass diese Hunde zwar oft gechipt aber nicht registriert sind. Viele Hundehalter wissen scheinbar nicht, dass sie ihre vierbeinigen Familienmitglieder, nach dem Setzen des Chips durch den Tierarzt, noch bei einem Haustierregister wie Tasso oder Findefix selbstständig registrieren müssen, damit sie auch entsprechend zugeordnet werden können, falls sie mal weglaufen“, erklärt Nadine Baumeister vom Leitungsteam des Hundebereichs im Mindener Tierheim. „Aktuell landen viele Hunde, die sehr krank sind bei uns, aber auch schwierige Fälle, die dann auch lange bei uns bleiben und als schwer bis gar nicht vermittelbar gelten. Dreiviertel unserer 18 Hundezimmer sind dadurch dauerhaft besetzt“, so die Tierschützerin weiter. Unter schwer zu vermitteln fallen aber nicht nur aggressive oder chronisch kranke Hunde, sondern auch Besonderheiten wie die Australian Shepherd Geschwister Dr. Jekyll und Mrs. Hyde, die Ende Januar am Kanal in Minden gefunden und nicht abgeholt worden sind. „Die beiden sind schätzungsweise ein Jahr alt und haben in ihrem ersten Lebensjahr weder Halsband und Leine kennengelernt noch sind sie stubenrein“, zeigt Swantje Borrmann die Vermittlungsschwierigkeit des Geschwisterpaares auf. Die Hintergründe für den Anstieg an Fund- und Abgabehunden sind vielfältig, vermutet das Tierheimteam: „Neben den ,Vermehrern‘ die ihre Welpen nicht mehr los werden, sind auch leichte Anschaffungsmöglichkeiten über das Internet sowie unüberlegte Anschaffungen nach dem Motto ,die erziehen sich schon von alleine‘ vermutliche Gründe.“ „Heutzutage ist die Mentalität oftmals so, dass alles was nicht funktioniert ganz schnell weggeschmissen wird“, fügt Petra Yarwood, zweite Vorsitzende des Tierschutzverein Minden und Umgebung e.V., hinzu. Im Moment besteht nach Ansicht des Tierschutzvereins Minden auch keine Hoffnung auf Besserung. „Es muss sich etwas auf den nächsthöheren Ebene ändern, damit das Problem aller Tierheime in Deutschland besser wird. Dazu gehören Themen wie zum Beispiel die Frage, wer sich überhaupt einen Hund anschaffen und halten darf, aber auch Verkaufsverbote auf Internetplattformen“, erklärt Yarwood. Nach der Veröffentlichung des Aufnahmestopps gab es zahlreiche negative Kommentare, die die Vermittlung von Hunden im Mindener Tierheim betraf. „Entgegen all dieser Aussagen, vermitteln wir gerne unsere Hunde. Jedoch sind die Vermittlungswünsche der Interessenten nicht immer passend für unsere vierbeinigen Bewohner und dann lehnen wir die Vermittlung lieber ab, was wiederum oftmals für Unverständnis und Ärger bei den Betroffenen sorgt“, erklärt Nadine Baumeister die Hintergründe. „Wer aktuell einen Hund findet muss sich aufgrund unseres Aufnahmestopps an das zuständige Ordnungsamt wenden“, informiert Swantje Borrmann abschließend über die derzeitige Vorgehensweise bei einem Fundhund.
Montag, 14. Oktober 2024