Minden. Kleiner Paukenschlag am Osthafen: Die Heitmann-Gruppe verkauft ihr Gelände am Osthafen an die weseralu GmbH & Co. KG, die das Gelände komplett umnutzen wird. Damit bricht der Osthafen dauerhaft als Hafenumschlagstelle weg.
Mit dem Kauf des Osthafens im November 2014, der Schüttguthallen von 5.200 m² und eine Freilagerfläche von 4.500 m² umfasst, wollte Heitmann, der auch den Westhafen betreibt, ursprünglich den Umsatz von Futtermitteln und Zucker steigern.
Im Interview erläuterte Frank Heitmann, Geschäftsführer des Unternehmens, seine Beweggründe für den Verkauf: „Der Osthafen ist ein Hafen, der als solcher derzeitig nicht genutzt werden kann.“ Das fängt bereits mit der zu geringen Wassertiefe an: „Wir kommen teilweise mit den Schiffen überhaupt nicht mehr an die Böschung ran, um vernünftig löschen oder beladen zu können. Es rührt sich auch niemand, um dort auszubaggern.“ Dazu kommt, dass die Böschung marode ist und teilweise beträchtliche Löcher und Hohlräume aufweist, offensichtlich bedingt durch Unterspülung. „Wer an der Wasserkante entlang geht, läuft Gefahr einzubrechen.“ So geschehen auch beim Fototermin für diesen Beitrag. „Wenn man den Bagger nahe am Wasser abstellt, muss man Angst haben, dass der einbricht und auf ein Schiff oder ins Wasser kippt.“ Mehrfach schon hat Heitmann solche Löcher gesichert.
Auch das Gleis im Hafenbereich sei nicht mehr befahrbar sei und auch der Weg, der vor den Hallen entlang führe, sei marode. „Wir haben angeboten, den zu kaufen und auf eigene Kosten instand zu setzen.“ Auch das sei über 4 Jahre nicht zustande gekommen. Bei Heitmann klingt einiges an Frust durch: „Du bekommst eine Mängelliste, die arbeitest du ab, und denkst, jetzt läuft es. Dann kommt die nächste Mängelliste. Das ist eine never-ending-story.“
Der Geschäftsführer verweis in diesem Zusammenhang auch auf den Westhafen: „Wir haben 4 Jahre gebraucht, um im Westhafen Versäumnisse der letzten 100 Jahre auszuräumen. Wie es aussieht, käme exakt das gleiche im Osthafen wieder auf uns zu. Im Westhafen haben wir in den letzten beiden Jahren jeweils um die 300 Schiffe be- und entladen und bewiesen, dass die Nachfrage da ist und wir das leisten können. Für den Osthafen hätten wir uns locker weitere 150 Schiffe zugetraut. Aber irgendwann sind Kraft und Nerven am Ende.“
Was des einen Leid, ist des anderen Freud: Übernommen und komplett umgenutzt wird das Heitmann-Gelände nun von der weseralu, deren jetzige Produktionsanlagen unmittelbar neben dem Heitmann-Gelände liegen.
„Wir produzieren seit mittlerweile 63 Jahren am Standort, derzeit mit ca. 80 Mitarbeitern“, berichtet Bardo Ostermeyer, Geschäftsführer des Unternehmens, das seit 2016 zur spanischen Exlabesa-Gruppe gehört. 1955 ging der Standort in Betrieb, heute ist die WeserAlu nach eigenen Angaben Marktführer für komplexe Aluminiumprofile und bedient zahlreiche namhafte Kunden aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Bauwesen, Elektrotechnik, Möbelbau und Handel. Mit dem Erwerb des Heitmann-Areals wird sich die Produktionsfläche des Unternehmens mehr als verdoppeln. Die Übernahme kommt auch genau im richtigen Moment: das Unternehmen hatte bereits überlegt, den Standort Minden ganz zu verlassen und jenseits der Landesgrenze zu investieren, wo mehr Flächen zur Verfügung stehen.
Die weseralu hat Großes vor: „Der Kauf des Geländes ermöglicht uns, unsere Produktion deutlich auszubauen. Der Plan ist, in der neu erworbenen Halle eine Strangpresse mit 3500 Tonnen Presskraft zu installieren“, lässt sich Ostermeyer schon ein wenig in die Karten gucken. Die derzeitig größte Presse bei der WeserAlu hat eine Presskraft von „nur“ 2500 Tonnen. Mit der neuen Presse kann das Unternehmen seine Produktpalette deutlich erweitern und dann teilweise noch größere und längere Profile herstellen. Ostermeyer gibt schon mal die grobe Richtung vor: 2022, wenn alles richtig am Laufen ist, soll sich der Umsatz um ca. 40% erhöhen. Dafür nimmt das Unternehmen jetzt einiges an Geld in die Hand: Das Gesamtinvestitionsvolumen inklusive des Erwerbs aller Immobilien wird bei ca. 22 Millionen Euro liegen. Geplant ist, die Heitmann-Halle innerhalb der nächsten 12 Monate umzubauen und dort dann ab Mitte 2019 die neue Anlage zu installieren. Im hinteren Hallenteil soll dann auch eine teilautomatisierte Verpackung eingebaut werden, um auch in diesem Bereich produktiver zu werden. „In diesem Zusammenhang werden wir dann auch diverse andere Dinge neu anfassen, Büroräume neu gestalten und alles, was damit zusammenhängt“, sieht Ostermeyer mit der Übernahme vielfältige Entwicklungsperspektiven für sein Unternehmen.
Text: Dietmar Meier, Fotos, Dietmar Meier (1), Krischi Meier (1)