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Wenn Nachbarn gemeinsam Erdäpfel schälen und Musiker auch abseits der Bühne spielen, ist wieder Kartoffelmarkt in Stemmer

Stemmer. Mit Begeisterung führt dieser Mann durch den Ortskern und erklärt, was sich im Laufe der Zeit gewandelt hat oder unverändert geblieben ist: Die historische Schule, die 2014 an einen Privatinteressenten verkauft wurde und deren Glocke einen neuen Standplatz am Krummenhof fand, ein Gasthaus und Hotel, das auch heutzutage bewirtschaftet wird, das Fritz-Homann-Bad, das sich in diesem Jahr noch attraktiver darstellt, und natürlich der Kartoffelmarkt, der vor genau 20 Jahren das Licht der Welt erblickte.

Wolfgang Lüftner, Schriftführer der Kulturgemeinschaft Stemmer

„Hier steht kein Laden leer“, erklärt Wolfgang Lüftner, Schriftführer der Kulturgemeinschaft Stemmer, bei einem Rundgang entlang der Stemmer Landstraße. Und am 30. September werden rund 200 Aussteller zum elften Mal wieder Tausende von Besucherinnen und Besuchern auf Entdeckungsreise durchs Kunstgewerbe, über den Floh- und Trödelmarkt, durch landwirtschaftliche Erzeugnisse und drei Cafés mit selbstgebackenen Kuchen schicken. Für das leibliche Wohl wird genauso gesorgt sein wie für den Augenschmaus von Liebhabern alter Traktoren.

Beginnend mit einem Gottesdienst der Evangelischen Gemeinde Stemmer/Friedewalde um 9 Uhr im Krummenhof wird der Markt um 10.30 Uhr von Lüftner und der anwesenden Mindener Politprominenz feierlich auf der Bühne am Dorfplatz eröffnet, bevor Orchester-Sound Petershagen ab 11 Uhr die Livemusik einläutet – gefolgt von Bands wie „KICK“ aus Minden, „Flashback 4“, „Heidebrass and Friends“ (Petershagen), der „Ernst-Johann-Original-Jazzband“ aus Lübbecke und „Brass Train“, verteilt auf zwei Bühnen.

Der Renner werden aber voraussichtlich die selbstgemachten Reibeplätzchen sein – von Anfang an das schmackhafte Highlight des Stemmer Kartoffelmarkts. Dafür werden rund sechs Zentner (umgerechnet 300 Kilogramm) Kartoffeln von vielen fleißigen Händen geschält.

„Marktmeister“ Ulrich Luckner, 1. Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Stemmer, die den Markt auf die Beine stellt, wird ab 5 Uhr morgens auf jeden Fall gemeinsam mit seinen zwei Söhnen und unzähligen weiteren Helfern dafür sorgen, dass alles an seinem zugewiesenen Platz steht. So ein riesiges Angebot rund um den Erdapfel – wie Kartoffelbrot, Pommes, Bratkartoffeln, Folienkartoffeln -, aber auch Fleisch, Fisch, Crêpes, Bier, Cocktails, Mandeln, Blumengestecke, Kräuter, Marmeladen, Kaffeespezialitäten, Honig, Weine, Taschen und vieles mehr, muss ja organisiert werden. Nicht umsonst findet der Markt nur alle zwei Jahre statt.

Nun möchte man meinen, dass die mittlerweile überregional bekannte Veranstaltung einem Bauern zu verdanken wäre, der die Vielfalt des Nachtschattengewächses einst auf dem Markt etablieren wollte. In Wahrheit war es jedoch der ehemalige Kulturgemeinschaftsvorsitzende Hermann Ahlert, der 1997 vom Kartoffelmarkt in Peine so begeistert zurückkehrte, dass er die Idee mit ins rund 1700-Einwohner-Stadtteil brachte. Der erste Kartoffelmarkt wurde ein Jahr später ins Leben gerufen, im Rahmen der 1200-Jahr-Feier Mindens, organisiert von drei Leuten der Arbeitsgruppe Stemmer, und hat sich schnell etabliert.

Von Anfang an dabei ist jedenfalls Klaus-Peter Kolodziej aus Porta Westfalica mit seinem Kinderkarussell. Mit den Jahren kamen dann immer mehr Stände dazu und nun das vierte Straßenmusiker-Festival, das abseits der Bühnen zu finden ist. Außerdem werden verschiedene Gruppen die zahlreichen Gäste mitten im Geschehen musikalisch unterhalten. 

„Aber der Marktcharakter an sich ist bis heute geblieben“, beteuert Lüftner. „Auch dieses Jahr werden Kartoffelanbieter wieder säckeweise Knollen nahe den Parkplätzen anbieten, damit man sie nicht so weit schleppen muss.“ Sein Credo: „Ein Markt, wo man verweilen kann.“

Text: Namira McLeod, Fotos: Namira McLeod (1), Dera-Medien (1)

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