Freitag, 26. April 2024

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Verkehrshelfer sorgen für sichere Überquerung der B61

Für die Kinder aus der Siedlung „Finkenstraße“ ist der Weg zur Schulbushaltestelle zwar nicht besonders weit, dafür aber besonders gefährlich.

Foto: Krischi Meier

Todtenhausen (kri). Für die Kinder aus der Siedlung „Finkenstraße“ ist der Weg zur Schulbushaltestelle zwar nicht besonders weit, dafür aber besonders gefährlich. Insbesondere in den Morgenstunden ist es oftmals nur schwer möglich, die Todtenhauser Straße (B61), eine der Hauptein- und ausfallstraßen Mindens sicher zu überqueren. Dass hier noch nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder, erzählt Anwohnerin und Mutter Simone Fleuter. Doch viel fehle in einer Situation nicht: „Ein Junge hat morgens ein Auto von links nicht kommen sehen, ich konnte ihn noch gerade an der Kapuze zurückziehen. Sonst wäre er angefahren worden.“ 

Zwar sind dort vor vielen Jahren Fußgängerinsel als Hilfe zur Überquerung errichtet worden, doch diese sind in der Breite nicht normgerecht gebaut worden. Die Sicherheit beim Überqueren der Straße werde mit den Inseln nicht erhöht, findet Fleuter. Auf rücksichtsvolle Autofahrer, die freiwillig anhalten und die Kinder die Straße überqueren lassen, warten die Eltern vergebens. „Das Problem wird immer größer, weil der Verkehr stetig zunimmt“, konnte Simone Fleuter nicht länger zusehen und schloss sich mit weiteren Eltern zusammen. Sie wandten sich zunächst an Mindens Bürgermeister Michael Jäcke (SPD) mit der Bitte, an dieser Stelle einen Fußgängerüberweg  zu errichten – einen Zebrastreifen oder eine Fußgängerampel. Experten der Stadtverwaltung schauten sich die Situation an, ein mobiler Blitzer wurde zeitweise aufgestellt und auch die Polizei zeigte verstärkte Präsenz. „Wir haben uns gefreut, dass unsere Sorgen ernst genommen wurden“, erzählt Simone Fleuter. Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt eine Verkehrszählung von Anwohner Reinhard Rohlfing, dessen Enkel auch täglich die B61 passieren muss. In einer Zählung am 11. März 2020 waren im Zeitraum von 7.15 bis 7.30 Uhr insgesamt 372 Autos an der Einmündung zum Finkenstraße vorbei gefahren – davon fast 300 Autos aus Petershagen kommend in Richtung Minden.

Doch von der Stadtverwaltung gab es bald eine Absage, da an dieser Stelle „bisher noch nicht genug passiert sei und die Fußgängerfrequenz gering ist“. „Das war bitter und enttäuschend“, waren sich die Eltern im Finkenstraße einig und beschlossen, weiter für eine gute Lösung kämpfen zu wollen. 

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Den entscheidenden Einfall hatte Todtenhausens Stadtverordneter Kai Piepenbrink (SPD), selbst Vater eines kleinen Sohnes und Lehrer. Ihm fielen die Verkehrshelfer im Bereich des Ratsgymnasiums ins Auge. „Das wäre doch eine Möglichkeit“, dachte er und präsentierte die Idee den betroffenen Eltern. 

Auch die Eltern waren von diesem Vorschlag angetan, der zeitnah realisiert werden konnte. Insgesamt 19 Eltern und Großeltern haben sich von der Polizei zu ehrenamtlichen Verkehshelfern ausbilden lassen und sichern nun morgens den Weg über die B61. Nicht alle davon haben Kinder im schulpflichtigen Alter. Viele Familien mit jungen Kindern wohnen im Finkenstraße, manche kommen erst in den nächsten Jahren in die Schule. „Doch die Eltern haben sich bereits jetzt engagiert, da ihre Kinder auch bald von der sicheren Querung profitieren werden“, freut sich Simone Fleuter über den Zusammenhalt und neue Kontakte in der Siedlung. „Durch dieses Projekt hat sich ein ganz neues Wir-Gefühl in unserer Straße ergeben.“

In der letzten Woche vor den Ferien gabe es einen Testlauf, nach den Herbstferien geht es richtig los: An Schultagen werden die Verkehrshelfer jeweils um 7.25 und 7.30 Uhr die Kinder über die Straße geleiten. Dafür sind immer zwei Verkehrshelfer notwendig, eine Person auf jeder Straßenseite. Für ihren Dienst stellte die Verkehrswacht leuchtendgelbe Warnwesten und Lotsenkellen zur Verfügung. „Die Organisation klappt sehr gut. Wir haben selbstständig einen Dienstplan erstellt“, erzählt Reinhard Rohlfing. „Und sollte mal jemand kurzfristig ausfallen, haben wir eine Whatsapp-Gruppe und können schnell einen Ersatz finden.“ Simone Fleuter und die weiteren Anwohner sind „positiv überwältigt“ und freuen sich über die gute Resonanz des Testlaufs. Auch wenn es anfangs schwierig schien, sind alle Beteiligten nun mit der Lösung der Verkehrshelfer sehr zufrieden. Eine sichere Überquerungsmöglichkeit der B61 vor allem in der dunklen Jahreszeit ist geschaffen. „Jetzt wünschen wir uns noch Verständnis von den Autofahrern, dann sind wir alle glücklich!“

Grafik: privat
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