Freitag, 10. Mai 2024

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12.000 neue Bäume für den Heisterholzer Wald

Durch Stürme in den letzten zwei Jahren sind zahlreiche Bäume gefallen.

Petershagen. Das Sturmtief „Friederike“ hatte im Frühjahr 2018 im Heisterholzer Forst mehr Schaden angerichtet als der Orkan „Kyrill“ 2007. Besonders in Mitleidenschaft gezogen worden waren dabei Waldabschnitte mit Fichtenbeständen nördlich des Forsthauses. Der Sturm hatte hier regelrechte Schneisen geschlagen und zahllose Fichten wie Mikado-Stäbchen übereinander stürzen lassen. Zusätzlich sorgte der Borkenkäfer für massive Probleme. Im trockenen Sommer konnte die Fichte mit ihrem flachen Wurzelwerk keine tieferen Schichten für die Wasserversorgung erschließen. Die Folge: Die Fichten wurden ein gefundenes Fressen für Borkenkäfer, insbesondere für den Kupferstecher und den Buchdrucker. Fichten verfügen durchaus über einen Mechanismus, um Borkenkäfer abzuwehren. Bohrt sich ein Käfer in die Rinde, produziert sie an der Stelle Harz, so dass der Käfer quasi ertrinkt. Sind die Bäume jedoch aufgrund des Wassermangels geschwächt und treten die Käfer dazu in großer Zahl auf, kann die Fichte nicht mehr genügend Harz bereitstellen, um sich zu wehren, und geht ein. Hoffung bestand zunächst noch für die Kiefern, die trotz „Friederike“ stehen geblieben waren. Doch weitere Stürme im Jahr 2019 haben auch diese Bäume kippen lassen. Durch die Stürme und den Borkenkäfer sind in den letzten zwei Jahren rund zehn bis zwölf Hektar Waldfläche verschwunden. „Die Prognosen geben für 2020 und 2021 einen noch größeren Borkenkäferbefall an“, erklärt Achim Büscher, für Heisterholz zuständiger Forstbeamter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Doch im Heisterholzer Wald wird der Käfer keinen weiteren Schaden anrichten können: „Wir haben hier so gut wie keine Fichten mehr.“

Mittlerweile wurde der Bereich mittles Harvester von den Baumstämmen befreit. Bei den Arbeiten kam auch ein Holzvollernter (englisch Harvester) zum Einsatz, der die Stämme in einem Arbeitsschritt fällen, entasten, in Stücke schneiden und ablegen kann und das in kürzester Zeit. Der Einsatz solcher Maschinen sei heute auch aus Kostengründen aus dem Forstbetrieb nicht mehr wegzudenken. Danach wurde eine Aufforstung vorgenommen. „Auf einer Fläche von 10 Hektar haben wir eine aktive Wiederbewaldung eingeleitet und rund 11.500 Eichen, 500 Heinbuchen gepflanzt“, berichtet Achim Büscher. Vor allem wurde auf Eichen gesetzt, da diese Baumart klimastabil und standortgerecht ist, wodurch ihr eine gute Zukunft im Heisterholzer Wald bevorsteht. „Dazu kommen einige Kastatinen und Wallnüssbäume für die Wildtiere.“ Auf der gesamten Fläche grünt es fast überall- kleine Fichten, Kiefern und Birken haben sich selbst ausgesamt und bilden die Begleitvegetation. Auch ohne Eingriffe durch den Menschen würde in rund 20 Jahren auf der Freifläche wieder ein Wald entstanden sein – aber wie zuvor bestehend aus Kiefern und Fichten, die anfällig für Wind und Borkenkäfer sind. Damit kein Kreislauf entsteht, setzt der Landesbetrieb auf Laubbäume wie die Eiche.

Fichten, Kiefern und Birken als Begleitvegetation wachsen bereits auf den Freiflächen.

Mit welch umfangreichen Aufgaben die rund 32.000 Euro teure Aufforstung verbunden ist, erklärt Büscher im Gespräch: „Wir haben im Februar nur kleine Pflanzen gesetzt, damit diese besser durch den bevorstehenden, vermutlich wieder recht trockenen, Sommer kommen. Aber schon nach kurzer Zeit haben wir Verbiss durch Hasen, Rehe und Dammwild festgestellt und mussten die jungen Pflanzen zusätzlich schützen. Eichen ohne Schutz vor Wildtieren hoch zu bringen, ist fast nicht möglich.“ Während bei einer geplanten Aufforstung die Wildtierpopulation in diesem Bereich im Allgemeinen mittels hegerischer Maßnahmen im Vorfeld durch Jäger reduziert wird, um ein schnelles Wachstum der Bäume zu unterstützen, war dies im Heisterholzer Wald nicht möglich. „Der Sturm und der Borkenkäfer haben uns die Aufforstung vorgegeben. Damit können wir jetzt nicht fünf Jahre warten.“ 

 

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Aus Kostengründen können nicht alle 12.000 Setzlinge einzelnen Schutz erhalten. In mehreren Bereichen wurden Gatter aufgestellt, die Rehe und Dammwild abhalten. Aber Hasen können diese Absperrungen trotzdem durchlaufen. Die kostenintensivste Schutzmaßnahme sind Wuchshüllen, die jede einzelne Jungpflanze schützen. „Einzelne Eichentrupps haben wir mit diesem Wuchshüllen geschützt, damit diese Bäume komplett vor dem Wild gesichert sind“, so Büscher. Auch eine verstärkte Bejagung auf der Freifläche soll Verwaldung beschleunigen. Nicht nur das Wachstum wird durch den Verbiss gehemmt: An den Bäumen entstehen Verzweigungen, die Pflegeschnitte erfordern. Außerdem wächst so nicht der klassisch wertvolle gerade Stamm, der in 200 Jahren geerntet werden kann, wie Achim Büscher erklärt.

Bei den kleinen Bäumen wurde verstärkt auf Containerware gesetzt, also Pflanzen mit einem Wurzelballen, um einen guten Anwuchserfolg zu erzielen. Entscheidend für den Erfolg der Neupflanzungen ist aber der Niederschlag in diesem Sommer. „Wenn wir ein ähnlich trockenes Jahr wie 2019 bekommen werden, kann es sein, dass 70 bis 80 Prozent der neu gepflanzten Bäume eingehen. Daher benötigen wir dringend Regen“, erklärt der Forstbeamte. Wenn sich alles wie geplant entwickelt, wird die Fläche bereits in zwei bis drei Jahren ein grünes Gesicht zeigen und nicht wieder zu erkennen sein. Bis die Kultur aber wirklich gesichert ist, dauert es rund zehn Jahre.

Durch die extreme Trockenenheit der vergangenen zwei Jahre ist ein möglicher Waldbrand ein großes Thema. „Bisher gab es im Heisterholzer Wald noch keinen Brand“, erzählt Achim Büscher. Doch das Thema ist aktueller denn je: „Wir müssen aber schon Wasserentnahmestellen im Wald nennen.“ Besonders die freien Flächen, die kürzlich aufgeforstet wurden, stellen ein großes Risiko für einen Waldbrand dar, denn dort liegt sehr viel trockenes Material. „Wenn dort ein Brand entsteht und es windig ist, steht in kurzer Zeit der ganze Heisterholzer Wald in Flammen. Das lässt sich dann nicht mehr stoppen.“ Damit es dazu nicht kommt, ist die Vorsicht der Besucherinnen und Besucher gefragt. Vom 1. März bis 31. Oktober herrscht ein striktes Rauchverbot im Wald, ebenso ist offenes Feuer und Grillen strengstens verboten. Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein, ist im Kreis Minden-Lübbecke eine extrem leistungsfähige Pumpe mit kilometerlangen Schläuchen stationiert, die Löschwasser aus der Weser bis in den Heisterholzer Wald pumpen kann.

In der Corona-Krise erlebte Achim Büscher regelrecht einen „Run“ auf den Wald: „Ich habe noch nie so viele Familien und Eltern mit Kindern im Wald getroffen. Das ist wirklich schön zu sehen, wie viele Leute in der Natur unterwegs sind.“ Ein Großteil des Heisterholzer Waldes ist Naturschutzgebiet, in dem es ein Betretungsverbot außerhalb der Wege gibt. „Vor allem im Herbst sehe ich viele Leute, die außerhalb der Wege im Wald Pilze sammeln.“ Doch das ist verboten. Verwarnungsgelder über mehrere 100 Euro sind möglich, kann der Förster Vergehen bestrafen. Doch er möchte nicht gleich zum Strafzettel greifen, sondern zunächst durch Aufklärung die Regeln darstellen. Dass Hunde zum Schutz der Wildtiere angeleint werden und kein Müll in den Wald geworfen wird, sollte selbstverständlich sein.

Ein aktuelles Thema: Waldbrandgefahr. Symbolfoto: Sebastien Barrio – stock.adobe.com

Text: Krischi Meier, Fotos: Krischi Meier (4), Dietmar Meier (1)

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