Samstag, 20. April 2024

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Die Arbeit der Biologischen Station in der Petershäger Weseraue

Das europäische Vogelschutzgebiet Weseraue zwischen Petershagen-Lahde und Schlüsselburg fungiert als überregional bedeutendes Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für zahlreiche Vogelarten.
Die Freiwilligen der Biologischen Station: Nele Kirchhoff (v.l.), Jacques Kollmer, Philip Schöllhammer, Jakob Schubert, Imke Boysen und Niklas Kahl. Foto: privat

Von Daniel Grüning, Biologische Station Minden-Lübbecke

Das europäische Vogelschutzgebiet Weseraue zwischen Petershagen-Lahde und Schlüsselburg fungiert als überregional bedeutendes Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für zahlreiche geschützte und zum Teil in ihrem Bestand stark bedrohte Vogelarten. Hierzu zählen Arten wie der Singschwan, der Zwergsäger, die Löffelente, die Tafelente oder die Flussseeschwalbe und der Flussregenpfeifer. All diese Arten würde es hier an der Weser ohne den Schutz und den Erhalt der Lebensräume nicht mehr geben. Als landschaftstypische Lebensräume tragen vor allem extensiv genutzte Wiesen und Weiden, Hochstaudenfluren, Feldhecken, Weidenauenwälder und -gebüsche, Kleingewässer, Röhrichte und offene Pionierflächen zum Wert des Gebietes bei. Die Biologische Station Minden-Lübbecke betreut das Vogelschutzgebiet Weseraue seit vielen Jahren und setzt sich mit großem Engagement für den Erhalt der Vogelarten und ihrer Lebensräume im Gebiet ein. Zu den Aufgaben zählen die regelmäßige Erfassung der gebietstypischen Vogelwelt, die Planung und Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen sowie die Organisation einer naturschutzorientierten Bewirtschaftung der Grünlandflächen. Hierbei besteht seit Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen der Biologischen Station und den Akteuren vor Ort. Hierzu zählen vor allem die Landwirte, die nach bestimmten Vorgaben die Wiesen mähen, auf Saumstrukturen für den Rückzug von Insekten und Vögeln achten und sich im freiwilligen Vertragsnaturschutz auf Ackerflächen engagieren. Auf diese Weise können auch stark gefährdete Arten wie das Rebhuhn, der Kiebitz oder die Feldlerche in der Weseraue überleben.
Die Biologische Station setzt aber auch selbst Jahr für Jahr junge und motivierte Naturschützer ein, um Pflege- und Artenschutzmaßnahmen umzusetzen. Aktuell sind fünf junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst (BFD) und im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) bei der Station beschäftigt. Die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und ändern sich vor allem auch mit der Jahreszeit. Jetzt im Winter schneiden sie regelmäßig junge Gehölze an Kleingewässern und Wiesenrändern zurück, um diese Lebensräume zu erhalten. Wertvolle Brutplätze für die Flussseeschwalbe, die Lachmöwe oder den Schwarzhalstaucher auf Kiesinseln müssen geschützt und erhalten werden, indem aufkommende Sträucher und Brombeeren in mühevoller Handarbeit zurückgedrängt werden. In diesem Jahr wurde als besonderes Highlight für den Flussseeschwalbenschutz ein neues Brutfloß unter Mithilfe der „Bufdis“ errichtet. Die künstliche Nisthilfe ersetzt den natürlichen Lebensraum der Art. In einer vom Menschen unberührten Flusslandschaft würde die Flussseeschwalbe auf natürlicherweise vorkommenden Kiesinseln brüten. Diese gibt es heute, aufgrund des technischen Ausbaus unserer Flüsse, so gut wie nicht mehr.
Die etwa 70 Schottischen Hochlandrinder der Biologischen Station werden ebenfalls von den Freiwilligen mitbetreut. Die Rinder sind genügsame „Landschaftspfleger“, denn sie halten die Landschaft offen. Sie fressen junge Bäume ab und fördern auf diese Weise den Aufwuchs von Gras und Wildkräutern. Sie brauchen aber gerade jetzt im Winter regelmäßig frisches Wasser und Heu.
Die Biologische Station Minden-Lübbecke bietet jedes Jahr ab August in der Regel insgesamt vier freie Stellen für den BFD und das FÖJ an. In der Station stehen auch Schlafzimmerzimmer, Bad, Küche und ein Sozialraum für die Freiwilligen zur Verfügung, sodass zwei von ihnen auch in der Station wohnen können. Für den aktuellen Jahrgang geht es im Januar 2023 bereits in den sechsten Einsatzmonat. Bis Ende Februar werden noch zahlreiche Gehölze geschnitten, aber es beginnen auch neue Projekte. So sollen etwa einige Meter Amphibienschutzzäune aufgestellt und betreut werden. Im Februar beginnt die Rückwanderung vieler Frösche und Molche zu ihren Laichgewässern. Damit diese nicht von Autos überfahren werden, sammeln die Freiwilligen die Tiere an speziellen Sammelbehältern am Schutzzaun ein und bringen sie auf die andere Seite der Straße in Sicherheit. Im Jahr 2023 warten mit Sicherheit noch viele weitere spannende und interessante Aufgaben auf die „Bufdis“.

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