Freitag, 29. März 2024

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„Dorfgemeinschaft wird gespalten“

Bereits seit einem Jahr ist der Ortskern von Ilvese aufgrund von Brückensperrungen nur noch eingeschränkt oder durch Umwege erreichbar.
Bleibt nur aufgrund des Brandschutzes als Sondergenehmigung befahrbar: Die Bahnbrücke an der Lembergstraße. Foto: Simone Kaatze

Ilvese (sk). Bereits seit einem Jahr ist der Ortskern von Ilvese aufgrund von Brückensperrungen nur noch eingeschränkt oder durch Umwege erreichbar. Aber nicht nur die beiden Bahnbrücken in Ilvese sind von Sperrungen betroffen: Alle Bahnbrücken dieser Bauart sind deutschlandweit aufgrund von Abbruchgefahr des Oberleitungsschutzes gesperrt, da dieser an zwei baugleichen Brücken in Deutschland aufgrund von porösem Beton teilweise abgebrochen ist. Während die Bahnbrücke an der Ilveser Straße komplett für den Verkehr gesperrt und nur für Fußgänger und Fahrradfahrer passierbar ist, dürfen zumindest Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen und einer maximalen Breite von 2,75 Metern die Brücke über die Bahntrasse an der Lembergstraße mit maximal 10 Kilometern pro Stunde befahren. Damit auch wirklich keine größeren Fahrzeuge die Bahnbrücke nutzen können, wurde die Fahrbahn entsprechend verengt. „Ein Argument für die Offenhaltung dieser Bahnbrücke war der Brandschutz, der nur so zum Beispiel für den Kindergarten auf der anderen Bahnseite gewährleistet werden kann, da das Feuerwehrgerätehaus im Ortskern steht“, berichtet Wilhelm Landree, Stadtbrandmeister a.D. aus Ilvese. „Aber Feuerwehr und andere Rettungswagen dürfen die Brücke nur auf der Hinfahrt zum Einsatz nutzen und müssen zurück über Heimsen fahren“, fügt Ortsbürgermeister Benjamin Schmidt hinzu. Busse, Lastkraftwagen und andere größere Fahrzeuge müssen mindestens einen Umweg von sechs Kilometern über Heimsen in Kauf nehmen, um auf die andere Seite der Bahn zu kommen. Je nach Fahrzeuggröße ist sogar ein Umweg ganz über Wasserstraße erforderlich, da die Bahnunterführung in Heimsen nur eine Durchfahrtshöhe von 3,70 Meter erlaubt. „Diese Umwege bedeuten für mich jährliche Mehrkosten von mehreren Tausend Euro, da zum Beispiel die Anfahrt von Düngemitteln und von Mähdreschern über Wasserstraße erfolgen muss und die Lohnunternehmer so einen größeren Anfahrtsweg haben“, ärgert sich Heinrich Kollhorst als betroffener Landwirt. „Auch das Umtreiben meiner Kühe von einer Weide auf der einen zu einer auf der anderen Bahnseite bedeutet für mich einen viel größeren Aufwand“, erklärt er weiter. Ein weiteres Problem sind die Straßenbeläge der Umleitungsstrecken, die durch vermehrten Verkehr, vor allem durch größere Fahrzeuge, entsprechend beschädigt werden können. Auch die Dorfgemeinschaft zwischen den Ortsteilen „Dorf“ und „Holz“, die jeweils auf einer Bahnseite liegen, leiden unter den Sperrungen. So musste im letzten Jahr auch der traditionelle Erntewagen-Umzug, der durch beide Ortsteile fährt, die Route über Heimsen nehmen. Die verengte Fahrbahn über die Brücke an der Lembergstraße ist zudem als Schulweg für die Kinder sehr gefährlich, da es keine Ausweichmöglichkeiten gibt. „Es wäre zu tragen, wenn die Sperrungen auf ein Jahr begrenzt gewesen wären, aber diese Ungewissheit schadet dem ganzen Ort“, erklärt Landree. Ortsbürgermeister Benjamin Schmidt fügt hinzu: „Der Kreis hat die Auskunft gegeben, dass die Planungen bis Jahresende abgeschlossen sind. Das Problem ist die Deutsche Bahn – wenn die ihr ,Ok‘ geben, kann laut Kreis jederzeit mit den Bauarbeiten an den beiden Bahnbrücken begonnen werden.“ „Dazu müsste allerdings die Bahnstrecke gesperrt werden und solche Sperrungen plant die Deutsche Bahn mindestens zwei bis drei Jahre im Voraus“, erklärt Kollhorst. Wie und wann es mit den beiden Bahnbrücken in Ilvese weiter geht, ist also weiterhin völlig unklar. „Wir fühlen uns in Ilvese ohnmächtig. Man sieht keinen Fortschritt“, fasst Ortsbürgermeister Benjamin Schmidt die seit einem Jahr anhaltende Situation zusammen.

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