Lahde. Er gehört mit rund einer Million Bienen zu den größten Tierhaltern in der Stadt Petershagen. Für Fred Dietz ist die Imkerei ein Hobby aus Leidenschaft. Aktuell betreut der Lahder 17 Bienenvölker und drei entstehende Ableger. Im Alter von 16 Jahren hat er mit dem Hobby angefangen und stetig erweitert. Denn Bienen brauchen Pflege, um sich gesund weiterzuentwickeln.
Fred Dietz hat viele Jahre Erfahrung in der Bienenzucht und kennt sich als Bienensachverständiger bestens mit den kleinen Tieren aus. Er kann in kurzer Kleidung und ohne Handschuhe an seinen Völkern arbeiten: „Wenn man sich ruhig bewegt, sind auch die Bienen ruhig und greifen nicht an. Nur bei drückenden Wetterlagen und Gewitterluft werden sie etwas aggressiver.“ Aber er möchte seine Bienen auch nicht „verhätscheln“, denn wenn mal eine Wespe kommt, müssen die Bienen diese abwehren.
Rund 50.000 bis 60.000 Bienen leben in einem Volk. Damit bei so vielen Bewohnern im Bienenstock kein Chaos entsteht gibt es drei „Bienenberufe“ und jede Biene weiß, was zu tun ist. Es gibt nur eine Königin pro Volk und sie ist die einzige Biene im Volk, die Eier legt. Ihre Aufgabe ist es, Eier abzulegen und damit den Fortbestand des Volkes zu sichern. Die Bienenkönigin kann bis zu 2.500 Eier pro Tag legen.
Arbeitsbienen, die Weibchen, erledigen alle wichtigen Arbeiten im Bienenstock – „fleissig wie eine Biene“. Sie säubern die Wabenzellen, füttern die Larven und helfen beim Bau der Bienenwaben. Die männlichen Bienen, Drohnen genannt, haben nur eine Aufgabe: Die Begattung der Königin. Wenn das Bienenvolk im Herbst gesund und gut aufgestellt ist, werden die Drohnen rausgeworfen. Für die Imker ist es ein gutes Zeichen, im Winter keine Drohnen im Volk anzutreffen — und ein Hinweis, dass etwas nicht in Ordnung ist, falls doch männliche Bienen dort sind.
Während das Oberhaut des Volkes bis zu vier Jahre alt werden kann, erreicht die normale Biene etwa eine Lebenszeit von sechs Monaten im Winter und nur rund sechs Wochen im Sommer – der viele Flugbetrieb ist kräftezehrend.
Meist jährlich zieht sich ein Volk eine neue Königin. Die alte Königin verlässt zusammen mit den alten Flugbienen den Bienenstock und sucht sich in der Natur ein neues Zuhause – häufig sammelt sich der Schwarm an Bäumen. Imker geben den Bienen mit einem Stock gerne eine neue Heimat, denn in der Natur ist das Überleben schwierig. „Während es früher viele hohle Bäume gab, in denen sich die Bienen angesiedelt haben, verenden sie heute häufig als Vogelfutter.“
Honigproduktion als Aufgabe der Bienen
Die Biene sammelt den Honig von Natur aus als Wintervorrat. Der Mensch hat sie dazu gebracht, mehr zu sammeln als nötig. So kann der Imker meist zwei Mal im Jahr den Honig ernten — einmal zum Ende der Rapsblüte und einmal zum Ende der Sommertracht. Die gefüllten Honigwaben werden bei der Ernte entnommen und geschleudert, wodurch der Honig aus den Waben heraus kommt. Für etwa 500 Gramm Honig müssen die Bienen rund 40.000 Mal ausfliegen und legen dabei eine Flugstrecke von rund 120.000 Kilometern zurücklegen. Dass der Honig als Lebensmittel eine gute Qualität ausweist, wird regelmäßig vom Gesundheitsamt kontrolliert.
Da der Imker den Honig als eigentlichen Wintervorrat den Bienen wegnimmt, muss er sie im Spätsommer nach der letzten Honigentnahme mit einem Flüssigfutter zufüttern. Rund 18 bis 20 Kilogramm Futter wird dabei pro Bienenvolk und Winter benötigt, wie Dietz erklärt.
Teilweise sind die Bienenvölker in den Ortschaften besser aufgehoben als auf dem Land, denn das Angebot von Blüten und Pollen ist dort meist größer als auf den Feldern mit Monokulturen wie Getreide und Mais. Viele Berufsimker ziehen daher zum Sommer Richtung Stadt, so Fred Dietz.
Besonderen Wert legt der Imker auf seinen eigenen Wachskreislauf. Das Wabengebilde aus Wachs dient als Nest zur Aufzucht von Larven und zur Lagerung von Honig und Pollen und ist auf einem Holzrahmen befestigt. Den Wachs produzieren die Bienen mit den Wachsdrüsen ihres Körpers selbst. Nach dem Schleudern des Honigs wird der eigene Wachs von Spezialfirmen gereinigt und zu neuen Mittelwänden verarbeitet. Auf einen Holzrahmen gespannt kommen diese wieder in den Bienenstock und der Aufbau der Wabenstruktur durch die Bienen beginnt von Neuem.
Bienenpopulation stark
Einen vermeintlichen Rückgang der Bienenpopulation dementiert Dietz strikt: „Es gibt ein Insektensterben, aber kein Bienensterben! Als Imker kann ich recht einfach aus einem Volk drei Völker machen und somit die Anzahl der Bienen vergrößern. Außerdem kann ich direkt reagieren, wenn die Bienen krank sind oder zu wenig Futter finden. Wenn ein Bienenvolk stirbt, ist es oft ein imkerlicher Fehler — zum Beispiel, wenn es zu wenig Futter gibt oder ein Parasit nicht erkannt wird.“
Besonders wichtig ist es, die Bienenvölker bei der Tierseuchenkasse anzumelden, wie Fred Dietz verdeutlicht. Denn nur so können schnelle und umfangreiche Vorkehrungen getroffen werden, wenn die anzeigepflichtige Bienenkranktheit „Faulbrut“ auftritt.
Imkerverein Petershagen
Sein Können gibt Dietz als erster Vorsitzender des Imkervereins Petershagen gerne weiter. Dort sind aktuell 64 Mitglieder davon 55 aktive Imker mit rund 630 Völkern organisiert. Hier geben erfahrene Imker ihr Wissen gerne an die Jüngeren weiter. Zusätzlich gibt es Lehrgänge mit eingeladenen Dozenten. Viele junge Imker arbeiten gerne so biologisch wie möglich, erkennt Dietz. Auch eine Bio-Zertifizierung des Honigs ist möglich.
Honig ist ein echtes Wundermittel. Er schmeckt nicht nur lecker auf dem Brot oder im Kaffee, sondern wirkt außerdem antiseptisch und hat eine heilende Wirkung. Nicht umsonst wurde er früher auf Wunden zur besseren Heilung aufgetragen.
Blumen im Garten
Wenn man der Natur etwas helfen möchte, sollte man die Vorgärten nicht nur bequem mit Kiesflächen und kurzem Rasen bestücken, wie der Imker verdeutlicht. „Viel besser ist es, einen Bereich mit Blumen zu einer Bienenweide wildern zu lassen. Und falls möglich noch einen Baumstamm mit geborten Löchern auslegen.“ Besonders gut sind Blumen, die im Juli und August blühen und damit das Futterangebot auch im Sommer sicherstellen. Fred Dietz wünscht sich einen größeren Blick auf bienenfreundliche Pflanzen: „Wir haben nur eine Natur und die müssen wir unterstützen.“ Bienenfreundliche Pflanzen bieten mehr als nur bunte Blüten — sie sind besonders reichhaltig an Nektar und Pollen. Dazu gehören Weiden, Brombeeren und Himbeeren, wilder Wein, Apfelbäume und auch Klee.
Als Experte erkennt Fred Dietz sofort, ob es seinen Bienen gut geht. Mit etwas Rauch aus dem Smoker beruhigt er die Tiere und kann sich die einzelnen Waben genau anschauen: „Es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich die Völker entwickeln.“
Text und Foto: Krischi Meier