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Eurasier, „das sind meine Hunde“

Windheim. Wo auch immer ein Eurasier in Not ist, sind Herbert Altvater und die Kynologische Zuchtgemeinschaft seit 60 Jahren zur Stelle. Warum sich der Pensionär von der „Windheimer Insel“ seit Jahren dieser Hunderasse widmet, welche Probleme sich in der Coronakrise auftun und weshalb er in Kerstin Wagener aus Minden eine würdige Nachfolgerin sieht, erzählt er in einem Telefoninterview.

Herbert Altvater genießt seit 16 Jahren seine Pension – auf ganz besondere Weise. Als Tierschutzbeauftragter und Obmann der Kynologischen Zuchtgemeinschaft Eurasier e.V. (KZG) hilft er Eurasier-Besitzern in Notfällen, ihre Tiere bei vertrauensvollen Menschen unterzubringen, und steht auch sonst mit Rat und Tat zur Seite. Wie alles begann, offenbart er gern:

„Während einer Zuchtschau in Hameln bin ich zum ersten Mal mit dem Verein in Kontakt getreten und habe direkt mein Interesse an einem Welpen bekundet. Nach einer Wartezeit von einem Jahr bekam ich meinen ersten Eurasier. 2004 stand meine Pension an und ich habe mir überlegt, welcher Beschäftigung ich nachgehen kann. So bin ich aktiv geworden und habe 2004 mit der Hundezucht begonnen. Dann wurde die Liebe zu Eurasiern immer größer. Jetzt kann ich sagen: Ja, das sind meine Hunde.“

Warum gerade Eurasier sein Herz eroberten? „Die Seele der Eurasier sagt mir einfach zu. Das ist ein einzigartiges Tier, was einem viel Aufmerksamkeit schenkt, viel Liebe. Da kann man einfach nicht anders, als dies genauso zurückzugeben. Eurasier sind sehr soziale, familientaugliche und aufmerksame Tiere, weswegen ihnen der Platz oben auf dem Ausguck auch so gut gefällt. So ein Eurasier wird im Schnitt 14 bis 15 Jahre alt. Der älteste ist jetzt sogar 19 Jahre alt geworden – das sind 133 Menschenjahre.“ Wie wichtig ihm seine Aufgabe ist, macht Altvater an diesem Beispiel fest:

Im November 2017 erlitt eine ältere Dame auf einem Abendspaziergang mit „Zorro“ einen Zusammenbruch, musste in die Klinik und anschließend ins Pflegeheim. Zorro wurde eingefangen und in eine Notfall-Quarantänestation eines Tierheims eingeliefert. Vom geliebten Frauchen getrennt, zeigte er dem Tierheimpersonal die Zähne und wurde fortan als aggressiv, bösartig und unvermittelbar abgestempelt, so Altvater. Die KZG wurde auf Zorros Schicksal aufmerksam und veranlasste die Abholung und Resozialisierung des Hundes. „Die Geschichte mit Zorro hat uns alle sehr berührt. Aber wir haben ihm ein wunderschönes Zuhause bei Heidelberg wiedergeben können. Und da lebt er bis heute glücklich und zufrieden. Das ist genau das, was wir machen: untereinander in Notfällen vermitteln, auch länderübergreifend.“

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Einer von vielen Fällen, um die sich die etwa 2500 KZG-Mitglieder bundes- und europaweit kümmern. Im Kreis Minden-Lübbecke sind circa 45 Mitglieder aktiv. In Petershagen leben derzeit 13 Hunde, die aus „Eurasier in Not“ hervorgingen. „Und in Windheim bin ich aktuell der einzige Eurasier-in-Not-Mann“, erläutert Altvater. Doch das könnte sich bald ändern.

In Kerstin Wagener aus Minden sieht der 70-Jährige seine Nachfolgerin. „Sie hatte damals angerufen und wollte erstmals einen Eurasier in Not aufnehmen. Ich konnte ihr schnell den zehnjährigen ‚Arco‘ vermitteln. Zudem haben wir die beiden letzten Würfe gemeinsam betreut. Nun ist da eine kleine Familie entstanden: Mama ‚Frieda‘, Sohn ‚Finlay‘ und Tochter ‚Ginger‘. So haben wir uns kennengelernt und es ist eine gute Freundschaft entstanden. Jetzt ist sie soweit für meine Nachfolge.“

Davon abgesehen nimmt Altvater seine „Frieda“ immer mit auf Reisen. „Ohne Eurasier gehe ich nirgendwo hin“, erklärt er stolz. Die Coronakrise geht aber auch an der Zuchtgemeinschaft nicht spurlos vorbei. „Momentan sind keine Treffen möglich. Die monatlichen Spaziergänge in den Landesbezirken sind ebenfalls hinfällig. Auch das Züchten ist momentan schwierig, wenn die Hundebesitzer sich nicht treffen können.“

Abschließend möchte Altvater noch eines auf den Weg geben: „Wer sich für einen Eurasier interessiert, sollte nicht einfach sagen, ich will einen Hund haben. Man braucht schon Verständnis für das Tier. Es ist etwas Besonderes, einen Eurasier zu haben.“

Text: Namira McLeod, Foto: privat/Kerstin Wagener

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