Donnerstag, 12. Dezember 2024

Anzeige

Hass und Ausgrenzung im Internet – Prävention gegen Cybermobbing

Petershagen. Gehänselt wird fast immer – meist dort, wo viele Kinder und Jugendliche aufeinander treffen. Doch aus Hänseln kann Mobbing werden, Gruppendynamiken und kleine Anfeindungen können sich in ungeahnte Maße steigern. Während dieses Phänomen früher größtenteils auf den Schulhöfen, Klassenfluren und -räumen anzufinden war, verlagert es sich nun auch ins Internet. Durch Smartphones, Computer, Tablet und auch Spielekonsolen sind Kinder und Jugendliche heutzutage bereits früh im Internet in sozialen Netzwerken wie Facebook, Whatsapp und Instagram unterwegs. Durch diese mediale Vernetztheit, dem leichtem Zugang dazu und der Möglichkeit, jemanden zu verspotten und verletzten, ohne ihm ins Gesicht sehen zu müssen, kann das sogenannte „Cybermobbing“ zum Martyrium für Betroffene werden, welches weitreichende Folgen für die jungen Opfer haben kann.

Bereits früh präventiv vorgehen

Doch das Bewusstsein bei Eltern und Lehrern steigt, so dass versucht wird, präventiv gegen Cybermobbing vorzugehen, über die weitreichende Konsequenzen aufzuklären und ein Umdenken anzuregen. Denn aus einem unbedarften Scherz kann sich viel mehr entwickeln, als die jungen Menschen meist absehen können. Ein Projekt zur Aufklärung über Cybermobbing und zur Anregung des Dialogs gastiert aktuell an einigen Schulen im Mühlenkreis. Das Interaktivtheater „Mensch: Theater!“ ist auf Initiative der Polizei und der Sparkasse unterwegs und bringt den jungen Menschen auf verständliche und unterhaltsame Weise die Thematik näher und regt an, Lösungsansätze zu finden und sich gegen Cybermobbing und Mobber zu wehren. Vor kurzem waren sie auch am Städtischen Gymnasium Petershagen und veranschaulichten den rund 100 Schülern der 8. Klassen anhand dreier kurzer Szenen, wie schnell und weitreichend sich Cybermobbing entwickeln kann. Beratungslehrerin Frau Damm berichtet, dass auch ihr schon vereinzelt Fälle begegnet seien, doch die Situation am Gymnasium sei durchaus human und belaufe sich eher auf kleinere Konflikte. Daher möchte die Schule vor allen Dingen präventiv handeln und es gar nicht erst soweit kommen lassen. 

Wenn Mobbing zur Straftat wird

Die Jugendlichen konnten sich mit den behandelten Situationen identifizieren und versuchten auch aktiv unter anderem in Rollenspielen sich gegen Mobber zur Wehr zu setzen und Lösungen zu suchen. In Workshops wurde das Thema dann noch weiter vertieft. Eine wichtige Erkenntnis aus diesem Projekt ist, sich zu trauen, sich zur Wehr zu setzen, Verantwortung zu übernehmen und nicht einfach mitzumachen. Das ist nicht immer leicht, aber niemand muss sich diesem alleine stellen. Die Eltern und Lehrer einzuweihen oder im schlimmsten Fall auch die Polizei zu verständigen, ist der erste richtige Schritt sich Hilfe zu holen. Auch wenn es erst übertrieben scheint, die Polizei zu verständigen, weiß diese zu helfen und behandelt entsprechende Fälle keinesfalls als Bagatellen. Denn Cybermobbing geht oft mit Straftaten einher: Die unrechtmäßige Verbreitung von Bildern und Videos, Verletzungen des Urheberrechtes sowie Bedrohungen und Erpressungen sind keine Kavaliersdelikte. Die Betroffenen fühlen sich meist ausgeschlossen und hilflos. Die psychische Belastung kann von Schulangst über Depressionen und Schlaf- und Lernstörungen bis hin zu Selbstverletzungen und sogar bis zum Selbstmord führen. Anzeichen, an denen Eltern und Lehrer erkennen können, dass jemand eventuell gemobbt wird, sind unter anderem erfundene Ausreden für zerstörte oder verlorengegangene Gegenstände und das Auftreten von vermehrt unerklärlichen körperlichen Beschwerden vor dem Schulbesuch. Hier gilt es am Ball zu bleiben, zu hinterfragen, Verständnis zu zeigen und sich Hilfe zu holen. Zahlreiche Institutionen sowie die Polizei unterstützen betroffene Familien bei diesem Schritt. Denn, wie schon die Protagonisten des Interaktivtheater auch den Schülern in Petershagen vermittelten: „Niemand muss sowas über sich ergehen lassen!“

Text: Nadine Hartmann und Simone Kaatze, Foto: Nadine Hartmann

Das könnte Sie auch interessieren