Freitag, 26. April 2024

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Hilfe nach der Flutkatastrophe im Ahrtal

Rund fünf Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ist für die Betroffenen der Flut noch lange keine Ruhe und Normalität eingetreten
Die Schülerverter des Gymnasiums: Nele Mohr (v.l.), Mira Witt, Jolina Gottschalk, Fieda Westenfeld, Tom Kanning und Sophie Völker. Fotos: privat

Petershagen (sk). Rund fünf Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ist für die Betroffenen der Flut noch lange keine Ruhe und Normalität eingetreten, auch wenn es in den Medien rund um das Thema sehr ruhig geworden ist. Die Infrastruktur dort verbessert sich ständig und immer mehr Straßen werden wieder für den Verkehr freigegeben. Stand Mitte November wurden einige Ort immer noch nur mit Brauchwasser versorgt, was das Abkochen für den Verzehr zwingend erforderlich macht. Des weiteren gab es zu dem Zeitpunkt in der Flutregion nur Stromnetze mit geringer Tragfähigkeit und oft zusammenbrechende Telefon- sowie Mobilfunkverbindungen.

Dieser Raum war einmal ein Badezimmer. Bei der Flut wurde er komplett zerstört.

Viele der betroffenen Menschen warten auf bestellte Baumaterialien und Bauelemente wie unter anderem Fenster sowie auf freie Handwerker um ihre Häuser wieder bewohnbar machen zu können. Einige von ihnen werden daher das diesjährige Weihnachtsfest auch nicht im eigenen Zuhause verbringen können. Die Flutbetroffenen sind auf Spenden und freiwillige Helfer angewiesen, damit irgendwann wieder Normalität im überfluteten Ahrtal einkehren kann. Auch aus Petershagen machten sich engagierte Helfer mit Spenden bereits mehrfach auf den Weg in das Flutgebiet. Einer von ihnen ist der Thomas Luchtmann, der Ende November bereits zum dritten Mal ins Ahrtal gefahren ist – aufgrund der Spendenmenge dieses Mal sogar mit einem LKW, der kostenlos von einer Firma zur Verfügung gestellt wurde. „Angefangen hat es auf meiner Arbeit, denn unsere Firma hat ein Werk in Ahrweiler und über das Intranet erhielten wir ein Luftbild wo dieses eingekreist war und rund herum alles braun vom Schlamm war. Daraufhin haben wir intern Spenden gesammelt um zu helfen“, berichtet Thomas Luchtmann. Das Thema ließ ihn aber nicht los und er suchte auch privat nach Möglichkeiten den Betroffenen helfen zu können. Ende August ist er dann aufgrund eines Hilfegesuchs für das Entkernen eines Hauses zum ersten Mal für zwei Tage ins Ahrtal gefahren. Um nicht mit leeren Händen runter zu fahren, hat der Petershäger im Freundeskreis sowie in seiner Nachbarschaft Listen mit gesuchten Sachspenden verteilt und ist dabei auf große Unterstützung getroffen. Auch in der Facebook-Gruppe „Mindener Helferbörse“ startete er einen Aufruf und erhielt dadurch nicht nur Sachspenden sondern auch Kontakte zu anderen Helfern, wie unter anderem zu Martina Herchet aus Porta Westfalica. Die Portanerin engagiert sich bereits seit dem 17. Juli für die Betroffenen der Flut und hat seitdem ein deutschlandweites Netzwerk aus helfenden Privatpersonen und Unternehmen aufgebaut. Darunter auch viele heimische Firmen die Martina Herchet in vielfältiger Weise unterstützen – vom kostenlos bereitgestellten Transportfahrzeug bis hin zu Wurstspenden. Mittlerweile kümmert sie sich ehrenamtlich um 22 Patenfamilien aus dem Flutgebiet, versorgt diese bei Bedarf mit Geld- und Sachspenden und unterstützt außerdem Versorgungslager vor Ort sowie anrufende Hilfesuchende.

Daniel und Doreen Niederkleine und Thomas Luchtmann helfen beim Transport von Spenden.

Ende November hielt sie einen Vortrag im Bürgerhaus Hausberge über den aktuellen Stand vier Monate nach der Flut um weitere Helfer und Spenden zu generieren. „Nur aufgrund von privaten Helfern sind die Flutbetroffenen soweit wie sie jetzt schon sind“, weiß Martina Herchet aus ihren Erfahrungen und unterstreicht damit die Wichtigkeit helfender Hände. Bei all der Hilfe darf man aber auch sein privates Umfeld nicht vergessen, gibt Thomas Luchtmann zu bedenken. Denn das Erlebte aus dem Flutgebiet endet nicht automatisch an der heimischen Haustür: „Man muss das erst mal sacken lassen. Wenn man den Geruch dort wahrnimmt und Geschichten direkt von Betroffenen hört, ist das etwas ganz anderes als das nur aus den Medien zu kennen“, berichtet er von seinen Erlebnissen. Durch ihn ist auch Birte Teikemeier auf die Idee gekommen am Gymnasium Petershagen zu einer Spendenaktion aufzurufen und stieß dabei bei der Schulpflegschaft und den Schülervertretern auf große Unterstützung. Um möglichst viele Schüler und Schülerinnen zu erreichen und zur Teilnahme an der Aktion zu motivieren, gab es im gesamten Gymnasium eine Durchsage von den Schülervertretern sowie eine E-Mail an alle mit  Informationen vom Schulpflegschaftsteam. Durch diesen Spendenaufruf konnten viele Sachspenden von Haushaltsartikeln über Hygiene- und Medizinartikel und vielem mehr gesammelt und rechtzeitig kurz vor Abfahrt zur nächsten Spendentour an Thomas Luchtmann übergeben werden. Insgesamt sind etwa vier vollgepackte Kombis durch die Schülerspenden des Petershäger Gymnasiums zusammen gekommen.

Diese Helfer aus dem Mühlenkreis sind nur ein kleiner Teil des immer weiter wachsenden, deutschlandweiten Helfernetzwerkes — aber helfende Hände gibt es in einem solchen Ausnahmezustand nie genug. Interessierte Helfer und Spender erhalten bei Martina Herchet unter der Handynummer 0172 9754665 weitere Informationen. Facebook-Nutzer finden auch in der Gruppe „Flutopfer Hilfe von Herz zu Herz“ aktuelle Hilfsgesuche, geplante Aktionen und mehr rund um die Flutopferhilfe.

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