Samstag, 27. Juli 2024

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Kommentar: Klimakatastrophe in Maaslingen

Mein erster Gedanke war: Der Presse gehen die Klimakatastrophen-Schlagzeilen aus.
In den Kaltzeiten des Quartärs rückten gewaltige Eisschilde von Skandinavien über die Ostsee bis nach Norddeutschland vor. Foto: Wolfgang Hartung

Von Dr. Dietmar Meier


Als ein bekanntes Wissenschaftsmagazin Anfang des Monats schrieb, dass es in den vergangenen 142 Jahren vier Oktober gab, in denen es in Deutschland wärmer war als in diesem Jahr, war mein erster Gedanke: Der Presse gehen die Klimakatastrophen-Schlagzeilen aus. Aber kurz vor Redaktionsschluss dann doch noch eine „standesgemäße“ Meldung: Eine EU-Behörde verkündet den weltweit wärmsten Oktober seit 125.000 Jahren. Und natürlich übernahmen viele Medien bis hin zur Tagesschau diese Schlagzeile. Zugegebenermaßen war mir neu, dass die Neandertaler schon so präzise Messungen durchgeführt und dokumentiert haben, dass jemand heute mit einer solchen These aufwarten kann. Spaß beiseite: Wenn sich jetzt selbst die EU in Sachen Klima schon in geologischen Zeiträumen bewegt, dann nutzen wir die aktuellen Beobachtungen an der Ösper doch mal für einige Gedanken zum Begriff Klimakatastrophe. Nehmen wir einen Journalisten, der für ansteigende Temperaturen und CO2-Werte in der Atmosphäre bereits das Wort Katastrophe verwendet. Was würde dieser Journalist wohl berichten, wenn er beim Blick aus dem Fenster in Maaslingen auf die Front eines 200 Meter hohen, bis nach Skandinavien reichenden Eispanzers schauen würde, der Tag für Tag ein Stück näher käme, um Maaslingen schließlich komplett zu überfahren? Und was würde es wohl mit diesem Journalisten machen, der – in einer Zeitmaschine sitzend – feststellen müsste, dass das Fleckchen Erde, das wir heute Maaslingen nennen, auch schon mal am Meeresboden lag wie auch Teil einer Sandwüste, eines Hochgebirges, eines Salzsees usw. war. Bei der Zeitreise würde er auch – wahrscheinlich verwundert – feststellen, dass sich Dinosaurier selbst bei 1000 ppm CO2 in der Atmosphäre wohlgefühlt haben und die Erde in der betreffenden Zeit keineswegs vor der Apokalypse stand. Der zeitreisende Journalist würde auch globalen Katastrophen begegnen, bei denen jeweils ein Großteil der Lebewelt auf dem ganzen Planeten ausgelöscht wurde. Wie würde er sich wohl fühlen, wenn es jahrelang auch mittags um zwölf in Maaslingen vollständig dunkel wäre, weil der Einschlag eines extrem großen Meteoriten so viel Staub in die Atmosphäre befördert hätten, dass kein Sonnenstrahl auf die Erde gelangen könnte? Oder wenn er miterlebt hätte, wie verheerend sich unglaubliche Vulkanausbrüche in Sibirien, bei denen 1,5 Millionen Quadratkilometer mit einer enormen Lavaschicht bedeckt wurden, auf dem ganzen Planeten ausgewirkt haben?
In unserer jüngeren Erdgeschichte würde dem Journalisten auch der gern gebrauchte Begriff Kipppunkte begegnen. Während des Eiszeitalters wechselten extreme Kälteperioden (die Kaltzeiten) mehrfach mit Warmzeiten, in denen die Durchschnittstemperaturen noch über den heutigen Temperaturen lagen. An einem bestimmten Level kippte der Verlauf jeweils und es ging mit den Temperaturen wieder in die entgegengesetzte Richtung – allerdings, ohne dass die Menschheit etwas dazu beigetragen hätte. Klima-Modellrechnungen mit heutigen Hochleistungscomputern, die für die Simulation der Auswirkungen steigender CO2-Werte in der Atmosphäre genutzt werden, können diese Wechsel übrigens bislang nicht plausibel erklären. Nehmen wir an, der Journalist erlebt kurz vor Beendigung seiner Zeitreise auch noch mit, wie ein starkes Erdbeben Tsunamis auslöst, die an einem einzigen Tag 230.000 Todesopfer fordern, so geschehen 2004 in Indonesien. Danach wird er sicher mit der (vielleicht schmerzlichen) Erfahrung zurückkehren, dass unser Planet ein dynamisches System ist, das nach eigenen Spielregeln verfährt. Ob unser Journalist in seinem nächsten Artikel im Jahre 2023 wohl noch genauso locker mit dem Begriff Klimakatastrophe umgehen würde wie vor seiner Zeitreise?

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