Freitag, 26. April 2024

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Kraftwerk Heyden feiert in Lahde „30 Jahre Block 4“

Luftbild: Krischi Meier

Lahde. 23. April 1987, 15.02 Uhr. Im Kraftwerk Heyden in Lahde ist dieser denkwürdige Augenblick in der Firmengeschichte ganz exakt dokumentiert. Denn zu diesem Zeitpunkt begann der Block 4 des Kraftwerks mit der Stromproduktion. 30 Jahre liegt das inzwischen zurück und ist damit ein Grund zum Feiern. Das Jubiläum „30 Jahre Block 4“ begeht das Kraftwerk Heyden unter dem Dach des Energiekonzerns Uniper im kleinen Rahmen mit der Belegschaft, mit ehemaligen Mitarbeitern, Partnerfirmen und heimischen Politikern im Rahmen der Petershagener Informationstage.

Seit 66 Jahren

Schon vor der Inbetriebnahme von Block 4 wurde auf dem Kraftwerksgelände in Lahde Strom erzeugt. 1951 ging Block 1 des Kraftwerks Heyden ans Netz. Dessen Bruttoleistung lag bei 120 Megawatt. In den Jahren 1960 und 1961 folgten die Blöcke 2 und 3 mit jeweils 100 Megawatt Bruttoleistung. Nach einer Betriebszeit von 28 Jahren wurde Block 1 1979 stillgelegt. Die Stilllegung der Blöcke 2 und 3 folgte drei Jahre später. Zeitgleich begann der Bau des vierten Blocks, der bis heute aktiv ist. 

Nach fünfjähriger Bauphase erzeugte der neue Block 4 erstmalig am 23. April 1987 um genau 15.02 Uhr elektrische Energie. In den Jahren 1990/91 erfolgte der Rückbau der ersten drei Blöcke zum heute gewohnten Bild. Nach mehreren Leistungserhöhungen von anfänglich 800 Megawatt brutto auf 920 Megawatt brutto hat der Block sein oberes Limit erreicht. Damit erreicht das Kraftwerk einen rechnerischen Wirkungsgrad von 41 Prozent. „Technische Verbesserungen  sorgten für die Leistungssteigerung. Mehr wird aber nicht mehr herauszuholen sein“, erläutert Heiko Deterding, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im Kraftwerk Heyden. Das Kraftwerk in Lahde kann damit rund 1.000.000 Haushalte, also etwa zwei Städte von der Größe Hannovers, mit Strom versorgen und zählt somit europaweit zu den leistungsstärksten Steinkohlekraftwerken auf Basis einer einzelnen Blockanlage. 

Bei Volllast benötigt das Kraftwerk 300 Tonnen Steinkohle pro Stunde. Der Brennstoff wird täglich mit drei Zügen á 44 Waggons aus Übersee angeliefert. Seit 15 Jahren wird in Lahde keine Steinkohle aus Deutschland mehr verbrannt, denn die hier noch verbliebenen Zechen sind werksgebunden, erklärt Deterding. Vor allem aus Russland und Südafrika, aber auch aus Kolumbien, den USA, Polen und Mosambik wird die Steinkohle nach Lahde angeliefert. Der Vorrat im Kohlelager umfasst rund 160.000 Tonnen, eine Menge, um die Stromproduktion für mindestens 15 Tage sicherstellen zu können. Die vorgesehene Laufzeit von Block 4 endet im Jahr 2031, also soll Block 4 noch 14 Jahre die Region mit Energie versorgen.

Neue Aufgaben

Mit dem derzeitigen Umschwung im Energiemarkt steht auch das Kraftwerk Heyden in Lahde vor neuen Herausforderungen. So dient das Kohlekraftwerk nun auch als Frequenzstütze, um Leistungsschwankungen der Solar- und Windkraftanlagen abzufangen, der in das Stromnetz eingespeist wird.  Aktuell werden technische Möglichkeiten gesucht und entwickelt, um im jeweiligen Bedarfsfall nur eine absolut geringe Strommenge in der Größenordnung von etwa 80 Megawatt zu produzieren.

Eigener Stromverbrauch

Eine der beiden Kesselspeisepumpe, die mit 215 bar Druck rund 360 Liter Wasser pro Sekunde in den Kessel pumpt, wird von einem Elektromotor angetrieben, der umgerechnet auf die Leistungsaufnahme rund 20.000 PS stark ist. Dieser Motor verbraucht pro Stunde so viel Energie, wie ein Einfamilienhaus in einem ganzen Jahr. Insgesamt beläuft sich der eigene Stromverbrauch des Kraftwerks auf 45 Megawatt, so dass eine Nettoleistung von 875 Megawatt erzeugt und in das Netz eingespeist werden kann. 

Text und Foto: Krischi Meier

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