Freitag, 26. Juli 2024

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„Lyrik wird oft unterschätzt“ – Ronja Lobner aus Petershagen erzählt von ihrer Leidenschaft

Petershagen. „Wer wenig Zeit zum Lesen hat, sollte Gedichte lesen“, meint Ronja Lobner. Die 17-jährige THEO-Preisträgerin und lyrix-Jahresgewinnerin schreibt aus dem Unterbewusstsein heraus und erklärt, warum man über Lyrik etwas aus dem Leben junger Leute erfahren kann.

17 Kinder und Jugendliche aus Deutschland und Italien wurden 2020 mit dem „THEO – Berlin-Brandenburgischen Preis für Junge Literatur“ ausgezeichnet. Ronja Lobner aus Petershagen ist eine von ihnen. Mit ihrem Gedicht „Wer Papierschiffchen ins Wasser setzt, muss sich nicht wundern, wenn sie sinken“ zeigt sie Sinnlosigkeiten aus dem Leben auf. Auch beim lyrix-Bundeswettbewerb konnte sie punkten. Mit „5 kalorientütensuppe“ – ein Gedicht zum Thema Essstörung – zählt sie zu den zwölf Jahresgewinnern, auf die eine Reise nach Berlin wartet. Doch Preise seien Lobner alias „Sammy“ nicht so wichtig.

„Anerkennung für die eigene Leistung ist ganz gut. Wichtiger ist es mir, an den offenen Schreibwerkstätten teilnehmen zu können, da kann man viel lernen“, so die Nachwuchsautorin. „Anfangs habe ich nur politische Texte geschrieben, das wurde auf die Dauer langweilig. Seit 2016 schreibe ich Lyrik und nehme alle halben Jahre an den Literaturwochen teil. Da habe ich zum Beispiel ‚Automatisches Schreiben‘ gelernt. Mit dieser Methode schreibt man einfach runter, was sein Unterbewusstsein gerade vorgibt. So schreibe ich alle meine Texte. Außerdem finde ich es wichtig, ehrlich zu sein und aus sich selbst herauszugehen. Ich schreibe, weil ich was zu erzählen habe. Oder wie Dichter Ludwig Wittgenstein es ausdrückte: Ich philosophiere solange, bis ich nichts mehr zu erzählen habe.“

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An diesem Punkt scheint Sammy noch lange nicht angekommen zu sein und erklärt: „Bei mir geht es sehr oft darum, sich selbst zu reflektieren, weil es beim Lesen und Texten immer so ist, dass man sich selbst hineinliest. Also wenn man meine Sicht der Welt sieht, vielleicht auch aufs eigene Leben übertragen kann, dann Dinge feststellt, die einem vorher vielleicht gar nicht aufgefallen sind. Bei mir persönlich ist es auch so, wenn ich andere Texte lese, dass mir dann Fähigkeiten auffallen, die ich auf mein Leben übertragen kann. Und es wäre halt supercool, wenn es bei meinen Texten auch so wäre. Wenn nicht, was mich auch zufriedenstellen würde, dass man einfach Spaß daran hat.“

Hört man Sammy reden, mag man kaum glauben, dass es sich um eine junge Frau handelt, die mitten in den Abiturvorbereitungen steckt. Zudem unterstrich Laudatorin Nadine Kreuzahler bei der THEO-Preisverleihung (zu sehen auf YouTube), dass Sammys „Papierschiffchen“ im Vergleich zur Bastelei keineswegs harmlos sei, sondern dazu zwinge, genauer hinzuschauen, und aufzeige, wie wir unsere Zukunft verspielen.

„Lyrik wird halt oft unterschätzt“, weiß Ronja Lobner und rät: „Lest mehr Lyrik. Lyrik ist nicht nur reimen. Über Lyrik lernt man was fürs Leben – und über das Leben junger Menschen.“

Text und Foto: Namira McLeod

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