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Mit der Bahn von Minden nach Uchte – Auf den Spuren der Mindener Kreisbahn

Auf der knapp 30 Kilometer langen Strecke von Minden nach Uchte verkehrten in den Anfängen drei Zugpaare in beiden Richtungen.

Minden/Petershagen/Uchte (ddm). Als die Mindener Kreisbahn am 4. Dezember 1898 ihre erste Strecke vom Staatsbahnhof Minden über Kutenhausen und Petershagen nach Uchte in Betrieb nahm, war das ein Meilenstein des öffentlichen Personennahverkehrs in unserer Region. Bis dahin war man für die Beförderung von Mensch und Material in erster Linie auf Pferdefuhrwerke angewiesen – wenn man sich nicht zu Fuß auf den Weg machen wollte. 

Bahnhof Uchte, erste Bereisung der auf Normalspur umgebauten Strecke Petershagen-Uchte am 26.9.1949. Foto: Sammlung Uwe Jacobsen

Auf der knapp 30 Kilometer langen Strecke von Minden nach Uchte verkehrten in den Anfängen drei Zugpaare in beiden Richtungen. Für die 14 Kilometer von Minden bis Petershagen benötigte der zunächst dampfbetriebene Zug damals 45 Minuten. Uchte hatte er nach 95 Minuten erreicht. Schon nach wenigen Jahren verzeichnete die Bilanz auf dieser Strecke im Schnitt knapp über 200.000 beförderte Personen pro Jahr, dazu Gütertransporte mit einem Gesamtgewicht von circa 55.000 Tonnen. 

Bahnhof Ovenstädt, Postkarte von 1899. Foto: Sammlung Karin Nothdurft

Die Spurbreite der Gleise betrug anfangs nur einen Meter, was damals aus Kostengründen für Nebenbahnen eine gängige Variante war. Die spätere Umstellung von der Schmalspur auf die normale Spurbreite der Staatsbahn (1435 mm) erfolgte in Abschnitten. 1926 war die Trasse bis Morhoff umgespurt, drei Jahre später auch das restliche Stück bis nach Petershagen. Die Umrüstung der zweiten Streckenhälfte zog sich allerdings hin und wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg in Angriff genommen. Ab 1949 war das Teilstück bis nach Uchte dann auf Normalspur befahrbar.

Die Haltestelle Pottmühle (siehe Karte) war ursprünglich nicht eingeplant. Erst als sich nach der Eröffnung der Linie zunehmend Interesse zeigte, hier vor allem landwirtschaftliche Güter umzuschlagen, wurde die Station eingerichtet. 1909 kostete eine einfache Fahrt von Minden nach Uchte in der 3. Klasse übrigens 1,25 Mark, eine Rückfahrkarte 1,85 Mark. Zum Vergleich: für den Transport eines Pferdes mußten 13 Mark gezahlt werden. Eine Verordnung des Regierungspräsidenten untersagte damals übrigens die Mitnahme von „geladenen Schusswaffen sowie Gepäckstücken, welche durch Umfang, üblen Geruch sowie Unreinlichkeiten die Mitfahrenden belästigen.“

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Bis zum Beginn der 1930er Jahre wurden als besondere Attraktion sogar Sonderzüge mit Tanzwagen über Uchte zum Steinhuder Meer eingesetzt. Ebenso beliebt waren die „Kaffeezüge“ zur Gaststätte Graßhoff, wo es am Wochenende regelmäßig Konzerte und Tanzveranstaltungen gab. Dabei wurde offensichtlich nicht nur Kaffee getrunken, denn in den Analen wird auch über Prügeleien, Unfälle und andere Vorkomnisse berichtet.

Entgleisung einer Schmalspurlokomotive mit Personenwagen zwischen den MKB-Stationen Morhoff und Grashoff um 1914-17. Foto: Sammlung Uwe Jacobsen

Mit der voranschreitenden technischen Entwicklung hatten die Mindener Kreisbahnen bereits frühzeitig begonnen, von Dampfloks auf Dieselloks umzustellen, die sich sowohl leistungsstärker als auch kostengünstiger zeigten. Das sorgte auch im Personenverkehr für eine deutliche Verkürzung der Fahrtzeit. 1937 dauerte die Fahrt zwischen Minden und Uchte nur noch wenig mehr als eine Stunde. Angesichts des gewachsenen Bedarfs wurden zu dieser Zeit werktags bereits fünf Zugpaare auf dieser Strecke eingesetzt.

Die zunehmende Verlagerung des öffentlichen Personenverkehrs von der Schiene auf die Straße sowie die wachsende Zahl privater PKWs im Verlauf der 1950er Jahre leitete das Ende der Zugverbindung zwischen Minden und Uchte ein. Busse waren flexibler einsetzbar, um mehr Haltestellen in den Ortschaften zu bedienen, und sorgten zugleich für eine Reduzierung der Personalkosten. Einem Busfahrer, der auch den Fahrkartenverkauf übernahm, standen beim Zugverkehr Zugführer plus Schaffner und der Kartenverkauf im Bahnhof gegenüber. Mit sinkenden Zahlen der Reisenden erwies sich der Zugbetrieb zunehmend als unrentabel. Das Aus für den Personentransport auf der Strecke zwischen Petershagen und Uchte kam 1967. 1974 wurde der Personenverkehr dann auch auf dem Teilstück zwischen Petershagen und Minden eingestellt. Einige Jahre wurde noch um die Fortsetzung des Güterverkehrs gerungen, an dem insbesondere seitens der heutigen Samtgemeinde Uchte Interesse bestand. Aber auch hier sorgte die geringe Auslastung und die Kostenfrage schließlich für das Ende des Bahnbetriebs. 1977 wurde zunächst der Abschnitt von Uchte bis Kreuzkrug endgültig stillgelegt, zwei Jahre später auch das Teilstück von Kreuzkrug nach Todtenhausen. Es folgte der umgehende Rückbau der Gleise und streckenweise die Umrüstung der Trasse für einen neuen Verwendungszweck: 1982 wurde die ehemalige Bahntrasse zwischen Todtenhausen und Ovenstädt als Radweg freigegeben.

Der „Bierexpress“ aus den1970er Jahren. Foto: Sammlung Wolfgang Korff

Ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung dieses Beitrags und die Bereitstellung von Fotos geht an Ingrid Schütte (Minden), Marion Dammeier (MKB), Uwe Jacobsen (Ortsheimatpflege Petershagen), Klaus Thater (Ovenstädt), Gerhard Koczawa (Archiv Samtgemeinde Uchte) und das Restaurant „Alter Bahnhof“ (Petershagen). Eine Fülle weiterer Informationen zur Geschichte der MKB finden interessierte Leser in den Publikationen von Ingrid und Werner Schütte (unter anderem 2015: „Die Mindener Kreisbahnen gestern und heute“).

Der Zug auf der letzten Personen-Fahrt nach Uchte 1967, hier an der Ösperbrücke. Foto: Sammlung Kulturgemeinschaft Petershagen
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