Von Dr. Dietmar Meier
Petershagen. Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem in der Presse und den dazugehörigen sozialen Medien nicht in irgendeiner Weise auf das Thema Klimawandel eingegangen wird.
Dass selbst im Kommunalwahlkampf in der Stadt Petershagen auf zunehmende Starkregenereignisse, extreme Hitzewellen und Dürren verwiesen wurde, hat uns bewogen, auch im Petershäger Anzeiger einmal ein wenig auf das Thema Klimawandel zu schauen. Ohne allzu sehr in die Ferne zu schweifen, werden wir in loser Folge verschiedene Aspekte des Themas näher beleuchten, um zum besseren Verständnis einer wahrlich komplexen Materie beizutragen.
Das Umweltbundesamt definiert den Begriff Klima als mittleren Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über einen längeren Zeitraum, wofür die Weltorganisation für Metereologie WMO eine Zeitspanne von mindestens 30 Jahren empfiehlt. Zu einer Klimabewertung gehört folglich immer eine längere Statistik meßbarer Wettergrößen (etwa Temperatur, Niederschlag oder Windstärke ) oder damit verbundener Auswirkungen. Daraus erklärt sich auch der Titel unserer kleinen Serie, in der wir auf Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit wie auch in längst vergangenen geologischen Zeiten schauen.

Wir starten unseren Streifzug in die Wissenschaft mit einem Blick auf den Fluss, der das Leben im Stadtgebiet in vielfältiger Weise geprägt hat, und der Frage: Sorgt der Klimawandel für mehr Hochwasser an der Weser?
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser in Verden hat auf unsere Anfrage freundlicherweise die Wasserstandsdaten zur Verfügung gestellt, die am Pegel Petershagen knapp nördlich der Weserbrücke seit dem 1.1.1989 automatisch erfasst worden sind. Der Datensatz überdeckt damit einen Zeitraum, in dem der Weltklimarat IPCC laut einem Bericht von 2021 eine globale Erwärmung vermeldet hat, einen Temperaturanstieg der Erdoberfläche von 1,09 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
In Bezug auf die Hochwasserspitzen lässt die Grafik bis Mitte der 2010er Jahre keine nennenswerten Auffälligkeiten erkennen. Die Werte bewegen sich mit einer gewissen Schwankungsbreite um ein statistisches Mittel, symbolisiert durch die gepunktete rote Linie. Eine merkliche Veränderung zeigt sich dann in den Jahren 2018 bis 2023, erkennbar vor allem bei den Niedrigwasserwerten, die um etwa 30 cm unter dem Niveau der Vorjahre liegen. 2024 bewegen sich die Werte wieder auf normalen Niveau. Damit steht man vor einer Frage, die sich bei vielen Beobachtungen stellt: Ist das schon eine signifikante Veränderung aufgrund geänderter klimatischer Rahmenbedingungen oder bewegen sich die Werte noch im Rahmen zufälliger oder vielleicht sogar periodischer Schwankungen?
Dass die Hochwasserspitzen der vergangenen 40 Jahren jedenfalls keine Besonderheit darstellen, veranschaulicht eine neue Tafel mit Hochwassermarken, die der Fährverein und die Kulturgemeinschaft Windheim kürzlich am Pfeiler der ehemaligen Seilfähre zwischen Windheim und Hävern angebracht haben. Die Markierungen, die bis ins 16. Jahrhundert zurück reichen, liegen bis zu 2 m über dem Niveau des letzten Hochwasser im Dezember 2023.