Von Jessica Höffner
Petershagen. Miriam Sachs leidet an nekrotisierender Myositis. Ihr Körper greift sich selbst an, zerstört ihre Muskeln. Seit ihrem siebten Lebensjahr sitzt die 32-Jährige im Rollstuhl und ist rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. An ihrer Seite sind nicht nur Assistenzkräfte, sondern seit ein paar Monaten auch Hündin Pasta. Miriam Sachs hat mit unserer Redaktion über die Selbsthilfegruppe „Helfer auf 4 Pfoten“, die Kosten für die Assistenzhunde-Ausbildung, ihre Go-Fund-me-Aktion und die Rechte von Menschen mit Assistenzhunden gesprochen.
Hündin Pasta weicht nicht von Miriam Sachs‘ Seite. Seit vier Monaten sind die Großpudelhündin und Miriam Sachs ein Team. Pasta ist elf Monate alt. Eine junge, verspielte Hündin, die noch Flausen im Kopf hat. „Sie bringt mich oft zum Lachen. Aber sie ist schon jetzt sehr kreativ und kommt auf eigene Ideen“, sagt Miriam Sachs. Noch sind es „eigene Ideen“ von Pasta, wenn sie ihrem Frauchen die Hausschuhe bringt – später aber werden aus diesen eigenen Ideen wichtige Hilfestellungen.
Pasta ist in der Ausbildung zum Assistenzhund. Die ersten Monate hat die Hündin bei einer speziellen Trainerin verbracht. Hier wurden die Grundlagen der langen und teuren Ausbildung gelegt. „Ich denke, ich werde 17.000 Euro aufbringen müssen, um Pasta auszubilden und prüfen zu lassen“, sagt die Verwaltungsfachangestellte. Kosten, die sie zum Teil aus Erspartem finanziert. „Leider gibt es nur wenig finanzielle Unterstützung. Ich habe leiste einen großen Teil der Ausbildung selbst, habe Geld gespart und eine Stiftung angeschrieben“, erzählt die Peterhägerin. Auch eine GoFundMe-Aktion hat sie ins Leben gerufen.
Viel wichtiger aber ist Miriam Sachs aufzuklären – darüber, welche Rechte ausgebildete Hunde haben. „Natürlich ist Pasta, wie jeder andere Hund, auch ein Familienmitglied. Aber auf der anderen Seite ist sie ‚auch keine normale Hündin‘, denn sie hat einen wichtigen Job und Rechte“, macht Miriam Sachs deutlich. Als ausgebildete Assistenzhündin, das ist Pasta nach bestandener Prüfung ab einem Alter von 21 Monaten, darf sie die 32-Jährige zum Beispiel in den Supermarkt begleiten oder auch bei einem Arztbesuch. „Viele Menschen wissen das nicht“, bedauert Miriam Sachs. Der rechtliche Status von Assistenzhunden ist mittlerweile auch im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) fest verankert. „Sie dürfen also Orte betreten, die sonst für Hunde tabu sind“, erklärt die Verwaltungsfachangestellte.

Diese Themen und auch viele weitere werden auch in der Selbsthilfegruppe besprochen, die Anfang des Jahres in Minden gegründet wurde. Die Gruppe für Frauen mit Assistenzhunden und Interessierte trifft sich einmal im Monat – zum Austausch, zur Klärung von Fragen. Eine Frage, die dort auftaucht, ist, wie sich die Besitzer der Assistenzhunde verhalten sollen, wenn ihr Vierbeiner zum Beispiel ungefragt gestreichelt wird. „Genau so etwas ist nicht erwünscht. Ebenso wie das Ablenken oder Füttern des Hundes“, sagt Miriam Sachs. Denn was vielleicht nicht auf den ersten Blick deutlich wird: „Der Hund hat einen wichtigen Job und ist fokussiert. Daher ist es entscheidend, dass Mitmenschen Rücksicht nehmen und die Arbeit des Tieres respektieren“, sagt die 32-Jährige. Und manchmal seien die Reaktionen eines Assistenzhundes eben „auch anders als bei ›normalen‹ Hunden“. „Vielleicht bellt er. Oder er springt hoch. Das kann bedeuten, dass er auf etwas aufmerksam machen will, weil etwas nicht in Ordnung ist“, sagt Miriam Sachs. Einer der Gründe, warum sich die Tierfreundin dazu entschieden hat, einen Assistenzhund an ihre Seite zu holen. „Pasta soll mir Sicherheit geben, mir helfen, wenn mir zum Beispiel etwas runtergefallen ist, Türen öffnen oder auch einen Lichtschalter betätigen“, so die Petershägerin.
Die Hündin meistert ihren Job schon jetzt mit Bravour. „Super Pasta“, lobt Miriam Sachs. Pasta soll und darf aber auch (junger) Hund sein. „Damit sie einen guten Ausgleich bekommt, hat sie regelmäßig Freizeit, darf toben und einfach nur Hund sein“, sagt die Petershägerin. Zurück im „Job“ ist die Großpudelhündin dann wieder hochfokussiert.