Freitag, 19. April 2024

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„Ralleystrecke Seelenfeld“ – Überhöhte Geschwindigkeit keine Seltenheit

Trotz deutlich erkennbarer Ortseingangsschilder ist überhöhte Geschwindigkeit auf der Loccumer Straße in Seelenfeld keine Seltenheit.

Foto: Krischi Meier

Seelenfeld (sk). Die Loccumer Straße verläuft auf ungefähr einem Kilometer durch Seelenfeld und ist als Landstraße 864 eine wichtige Hauptverkehrsstraße zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen für Autos und auch für viele Lastkraftwagen. An beiden Ortseingängen sind deutlich die gelben Ortseingangsschilder zu erkennen, die innerhalb dieser Beschilderung maximal eine Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde erlauben.

Gefahr durch zu hohe Geschwindigkeit

Trotzdem ist überhöhte Geschwindigkeit dort keine Seltenheit, was täglich zu gefährlichen Situationen führt. „Wir haben eine wunderschöne Straße die durch den Ausbau vor vielen Jahren zur Ralleystrecke geworden ist“, erklärt der Seelenfelder Ortsbürgermeister, Jürgen Buschke. Bereits seit Jahren versuchen er und Anwohner der Loccumer Straße verkehrsberuhigende Maßnahmen zu erwirken – aber bisher vergebens. Weder die Stadt Petershagen noch der Kreis Minden-Lübbecke und auch nicht das Land Nordrhein-Westfalen fühlen sich verantwortlich, etwas gegen das Problem zu unternehmen. Dabei ist die Gefahr entlang dieser Straße deutlich sichtbar, wie Buschke erläutert: „Autos und auch Lastkraftwagen rauschen unbegrenzt durch die geschlossene Ortschaft und bremsen auch teilweise nicht auf Höhe des Ortskerns ab, wo das alte Dorfhaus sehr dicht an der Straße steht. Die Enge bei zwei entgegenkommenden Lastkraftwagen mit überhöhter Geschwindigkeit sorgt für eine deutliche Unfallgefahr.“ Die Polizei hat schon einige Male an der Landstraße in Seelenfeld Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt und kürzlich wurde zudem eine Geschwindigkeitsmessung durch die Stadt Petershagen gemacht. Die Auswertung davon wird im Anschluss an den Kreis Minden-Lübbecke weitergeleitet, damit weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel ein Blitzer ergriffen werden können. „Denn ohne den Grund der Gefährdung wird vom Kreis nichts unternommen“, weiß Jürgen Buschke. In bereits durchgeführten Verkehrsmessungen wurde festgestellt, dass im Jahr 2017 insgesamt 2.000 Fahrzeuge pro Tag die Straße nutzten und in 2022 waren es sogar 3.000, davon wurden bei mehr als die Hälfte eine überhöhte Geschwindigkeit von mehr 60 Kilometern pro Stunde nachgewiesen. Um die Fahrzeugführer auf überhöhte Geschwindigkeiten aufmerksam zu machen, sammelte Ortsbürgermeister Jürgen Buschke Spenden für Geschwindigkeitsanzeigeanlagen, die mit Smileys anzeigen, ob der Fahrer zu schnell fährt. „Ich hatte das Geld für zwei solcher Anlagen zusammen, aber StraßenNRW hat die Aufstellung abgelehnt. Weiterhin hätte sich die Stadt Petershagen um die regelmäßige Wartung kümmern müssen und dafür seien keine Kapazitäten verfügbar“, ärgert er sich. Da bisher jegliche Hilfe von außerhalb in Form von verkehrsberuhigenden Maßnahmen ausblieb, haben sich Anwohner mit Schildern mit dem Hinweis „Achtung Kinder“ und einer gut wirksamen Blitzer-Attrappe, die auf einem Privatgrundstück stand, selbst versucht zu helfen. Dass eine Aufstellung der „Smileys“ auf einer Landstraße seitens StraßenNRW nicht durch Privatpersonen erfolgen darf, erklärt Bauamtsleiter Kay Busche. „Die Stadt Petershagen kann keine festen Geschwindigkeitsanzeigeanlagen betreiben, bei denen etwa wöchentlich die Batterie ausgetauscht werden muss. Bei der letzten Beratung vor vier Jahren wurden seitens StraßenNRW sehr hohe Anforderungen gestellt“, so Busche. Mittlerweile gäbe es „Smileys“ mit Solarbetrieb, die die Anforderungen verändern könnten. Generell sei die Stadt bereit, eine Aufstellung neu zu prüfen.

Trotz deutlich sichtbarem Ortseingangsschild sind viele Fahrzeuge in Seelenfeld zu schnell unterwegs. Foto: kri

Kein Fuß- und Radweg

Trotz der Gefahr vor allem für Fußgänger und Radfahrer gibt es entlang der Loccumer Straße auch keinen Fuß- und Radweg. „Man springt schon immer zur Seite“, berichtet eine Anwohnerin, denn die Grünstreifen neben der Straße werden aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit gerne zum Ausweichen genutzt. Auch alle Kinder, die mit dem Bus zur Schule fahren, müssen die Straße nutzen um zur Bushaltestelle am Schulberg zu kommen. Meistens werden sie sicherheitshalber von den Eltern begleitet. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist es aufgrund der schlechten Beleuchtung der Landstraße noch gefährlicher. Außerdem liegen im Ortskern von Seelenfeld ein Kinderspielplatz, eine Kindertagesstätte, eine Gaststätte und das Schützenhaus mit dem dazugehörigen Festgelände direkt an der Landstraße, was eine starke Fußgänger-Frequenz in diesem Bereich mit sich bringt. Bereits in den 1990ern sowie 2012 wurden Anträge auf einen Fuß- und Radweg bei StraßenNRW gestellt, die aber jedes Mal abgelehnt wurden. „Erst im letzten Jahr habe ich mich bezüglich eines Fuß- und Radwegs an StraßenNRW gewandt und wurde auf ein dafür notwendiges Abstimmungsverfahren zwischen StraßenNRW und der Stadt Petershagen hingewiesen“, erklärt ein weiterer Anwohner. „Und die Stadt Petershagen weiß nichts von einem solchen Abstimmungsverfahren“, fügt Ortsbürgermeister Jürgen Buschke hinzu. „Wir müssen uns auf uns und unsere Kinder konzentrieren. Wir brauchen keine Toten“, weist er recht drastisch auf die reelle Gefahr hin. „Und es geht nicht, dass erst etwas Schlimmes passieren muss, bevor Maßnahmen ergriffen werden. Alle Anwohner würden sich über eine Verkehrsberuhigung und über einen Fuß- und Radweg entlang der Loccumer Straße freuen“, fügt er abschließend hinzu.

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