Mittwoch, 3. September 2025

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Sensation in Petershagen: Fischadler brütet in der Weserstadt

Ein Fischadler brütet in Petershagen und zieht Küken groß. Darum spricht die Biologische Station von einer Sensation.
Der Fischadler-Jungvogel. Foto: privat/Daniel Grüning
Der Fischadler-Jungvogel. Foto: privat/Daniel Grüning

Petershagen. Man kann tatsächlich von einer Sensation sprechen, denn der Fischadler hat in diesem Jahr zum ersten Mal seit geraumer Zeit wieder ein Küken in Nordrhein-Westfalen großgezogen und das in Petershagen.

Die letzte erfolgreiche Brut in NRW lässt sich auf das Jahr 1933 datieren. In den Jahren danach bis 1965 gab es nur erfolglose Bruten oder Brutverdachtsfälle. Zwischen 1965 und 2023 sind keine Bruten in NRW bekannt geworden. Dann im Jahr 2023 hat sich dieser Erfolg allmählich angekündigt. Ein Fischadlerpärchen bezog eine Nisthilfe auf einem Strommasten in Gernheim. Der Drahtkorb wurde dort 1993 mit dem Ziel der Wiederansiedlung des Fischadlers angebracht. Es dauerte dann nochmal 30 Jahre bis ein junges Pärchen das Nest mit Nistmaterial auskleidete. Zu einer Brut kam es 2023 jedoch nicht.

Da sich der Strommast ganz in der Nähe von viel genutzten Wegen befindet, war es sehr wahrscheinlich, dass vor allem Störungen durch Menschen zu einem vorzeitigen Verlassen des Nestes geführt haben. Fischadler sind während der Brutzeit am Nest außerordentlich störungsempfindlich und reagieren mit Flucht, wenn sich Personen dem Nest nähern. Aus diesem Grund wurde vor Beginn der nächsten Brutsaison in enger Abstimmung mit der Stadt Petershagen, den Landwirten, dem Kreis Minden-Lübbecke und der Bundeswehr Wegsperrungen rund um den Strommasten errichtet. An den Sperren wurden Informationen für die Bevölkerung angebracht, um auf den Schutz des seltenen Fischadlers hinzuweisen und aufzuklären.

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Nach Einschätzung der Biologischen Station Minden-Lübbecke wurden die Sperrungen von den Menschen vor Ort akzeptiert. Somit ist dieser Erfolg auch dem Mitwirken der Bevölkerung zu verdanken. Denn im Jahr 2024 kam das Pärchen zurück und hat mit der Brut begonnen. Leider gab es dennoch keinen Nachwuchs. Der genaue Grund dafür ist unklar, es kann davon ausgegangen werden, dass das junge Paar noch unerfahren war. Die Küken müssen beispielsweise von ihren Eltern vor Witterungseinflüssen, wie etwa zu großer Hitze geschützt werden. Auch könnte ein anderer Greifvogel die Küken aus dem Nest erbeutet haben. In diesem Jahr hat es dann endlich geklappt und ein Küken hat überlebt und ist ausgeflogen.

Fischadler sind ausgesprochen brutplatztreu, das heißt sie kehren in der Regel immer wieder an das gleiche Nest zurück. Daher ist sehr wahrscheinlich, dass sich das gleiche Pärchen im nächsten Jahr etwa ab Mitte März wieder am Nest trifft und mit der Brut beginnen wird. Fischadler sind Zugvögel und überwintern zum überwiegenden Teil in Afrika südlich der Sahara. Sie treten den über 5.000 Kilometer langen Flug meist getrennt und einzeln an. Der Abflug in Richtung Süden steht jetzt unmittelbar bevor, eine kräftezehrende und gefährliche Reise, für die sich der Jungadler ausreichend stärken muss. Fischadler ernähren sich ausschließlich von Fischen, die im Sturzflug erbeutet werden. Dank einer Wendezehe können sie den Fisch sicher greifen und auch über viele Kilometer zum Nest transportieren.
Die Biologische Station ist sich sicher, dass sich die Fischadler in der Petershäger Weseraue wohlfühlen und sich der Bestand positiv entwickeln wird. Um dies zu unterstützen, wird bereits an weiteren Nisthilfen für die interessante Vogelart gearbeitet.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag wurde von Daniel Grüning verfasst.

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