Die Vogelwelt im Garten zu beobachten, gehört in unserem ländlichen Raum einfach dazu und macht auch Spaß. Daniel Grüning von der Biologischen Station Minden-Lübbecke wird uns dazu in einer kleinen Serie einiges Wissenswertes über heimische Gartenvögel verraten.
Von Daniel Grüning, Biologische Station Minden-Lübbecke
Mit seiner auffälligen Färbung, dem markanten Gesang und seinem, dem Menschen anvertrauten Verhalten, ist das Rotkehlchen den meisten Menschen bekannt. Das beliebte Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres 2021.
Das Rotkehlchen gehört zur Familie der Fliegenschnäpper. Die auffällige orangerote Färbung reicht von der Stirn und Kehle bis zur vorderen Brust. Durch dieses namensgebende Merkmal lässt sich die Art schnell und eindeutig erkennen. Männchen und Weibchen sind äußerlich nicht zu unterscheiden. Verwechseln kann man das Rotkehlchen lediglich mit dem Männchen des Zwergschnäppers. Dieser ist jedoch sehr viel seltener, deutlich kleiner und die Rotfärbung beschränkt sich auf die Kehle.
Das Rotkehlchen ist bei uns ein häufiger Brutvogel und kann auch regelmäßig im eigenen Garten beobachtet werden. Durch seine geringe Fluchtdistanz zum Menschen kommt es regelmäßig vor, dass einem das Rotkehlchen sogar während der Gartenarbeit begleitet. Wenn beispielsweise im Beet oder im Nutzgarten gegraben wird, ist das Rotkehlchen schnell zur Stelle, um freigelegte Regenwürmer, Spinnen oder Insekten zu erbeuten.
Während der Brutzeit, die von Mitte März bis in den August hineineicht, kann man das Männchen oft auf einer hohen Singwarte beobachten und dem Gesang lauschen. Die Gesangsstrophe des Rotkehlchens wird oft mit Trillern, einer Reihe hoher und feiner Töne, eingeleitet und fällt zum Ende mit „tröpfelnden“ Tönen langsam ab. Dies klingt dann insgesamt lieblich aber auch etwas wehmütig. Im städtischen Raum mit vielen Lichtquellen kann man den Gesang des Rotkehlchens sogar nachts hören.
Für den Standort des Nestes in Bodennähe benötigt das Rotkehlchen eine gut strukturierte Kraut- und Strauchschicht, die genügend Schutz und Deckung bietet. Solche Strukturen fehlen jedoch in vielen Gärten, sodass die Rotkehlchen zumeist in naturnahen Wäldern, Feldgehölzen und Hecken brüten. Gelegentlich wird das Nest, welches aus trockenem Laub, Moos, Stängeln und Halmen besteht, auch in Nischen am Gebäude oder in Nisthilfen angelegt.
Das Rotkehlchen kommt bei uns üblicherweise das ganze Jahr vor. In kalten Wintern zieht jedoch ein Teil der Tiere über kurze Strecken in den wärmeren Süden. Es ist also ein sogenannter Teilzieher. Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa hingegen ziehen im Winter vollständig nach Süden und überwintern im Mittelmeerraum. Durchziehende Rotkehlchen können im Winter, neben den Standvögeln, bei uns am Futterhaus beobachtet werden. Sie ernähren sich dann vorwiegend von Samen und Beeren. Das Rotkehlchen kann also zu jeder Jahreszeit beobachtet werden und bereitet hierbei vielen Menschen eine große Freude.