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Zwischen Klassenzimmer und Königsdistanz

Jobst von Palombini hat ein großes Ziel: Im kommenden Jahr will der Lehrer des Gymnasiums Petershagen seinen 1.000 Marathon laufen. Wir haben den Extremsportler getroffen.
Jobst von Palomobini beim Boston-Marathon. Foto: privat
Jobst von Palomobini beim Boston-Marathon. Foto: privat

Von Jessica Höffner

Petershagen. Zählt Jobst von Palombini die Kilometer zusammen, die er laufend zurückgelegt hat, hat er schon dreimal die Welt umrundet. Der 56-Jährige, der Lehrer am Gymnasium Petershagen ist, ist Extremsportler. Im April 2026 läuft er seinen 1.000. Marathon.

Jobst von Palombinis Laufgeschichten könnten Bücher füllen. Vermutlich wäre das genau nach seinem Geschmack, denn wenn der 56-Jährige mal nicht läuft oder unterrichtet, liest er für sein Leben gerne. „Oder ich höre klassische Musik – von Mozart oder Schubert zum Beispiel. Mehr als 1.000 CDs habe ich gehört“, sagt der Pädagoge. Die Zahl 1.000 – für Jobst von Palombini im April 2026 eine ganz besondere. Dann nämlich geht der 56-Jährige beim Marathon in Hannover an den Start – es wird sein 1.000. sein.

Traum von der Königsdistanz

Als Jobst von Palombini 1992 „bewusst mit dem Laufen“ begann, hätte er sich das wohl noch nicht träumen lassen. Wohl aber träumte er schon als Laufanfänger davon, die Königsdistanz, den Marathon, zu schaffen. „Zwei Jahre später war es dann so weit. Ich ging bei meinem ersten Marathon an den Start, in Springe – bei schlechtem Wetter mit Hagel“, erinnert sich der Sportler. Vier Runden galt es zu absolvieren – nach 32 Kilometern in den Beinen warf er damals das Handtuch. „Diese immer gleichen Runden haben mich geistig zermürbt“, blickt Jobst von Palombini zurück. Die Faszination Marathon blieb dennoch. Und mit ihr der Ehrgeiz. Kurze Zeit später der nächste Versuch, bei einer „kleinen Marathon-Veranstaltung“, besserem Wetter und dem Zieleinlauf nach 42,195 Kilometern. Heute läuft Jobst von Palombini 30 bis 35 Marathons im Jahr.

Das Leben an der Seite eines Extremsportlers? „Viele Frauen würden das sicher nicht mitmachen, aber meine ist glücklicherweise sehr tolerant, auch wenn sie auf viel gemeinsame Zeit verzichtet, weil ich unterwegs bin“, sagt der 56-Jährige. Klar ist jedenfalls: Ein Leben ohne den Lauf ist für ihn nicht mehr vorstellbar. „Es ist eben meine absolute Leidenschaft“, sagt der Pädagoge. Viele Läufe und Laufereignisse sind in Erinnerung geblieben, Phasen, wo bei ihm „Biss und Härte“ gefragt waren, um ins Ziel zu kommen, Teilnahmen in Boston und Berlin zum Beispiel, Extrem-Challenges – darunter zehn Marathons in zehn Tagen oder 1.190 Kilometer vom Ärmelkanal ans Mittelmeer in 19 Tagen. Bereut habe er bis heute nicht einen einzigen Lauf. „Deshalb wird es wohl auch nach dem 1.000. Marathon weitergehen“, blickt er auf den großen Moment im April des kommenden Jahres in Hannover.

80 Pokale und unzählige Medaillen hat Jobst von Palombini gewonnen.                         Foto: privat
80 Pokale und unzählige Medaillen hat Jobst von Palombini gewonnen. Foto: privat

Bis dahin sind es noch 21 weitere Marathons, die er laufen muss, um die magische 1.000 zu knacken. Ziemlich sportlich, oder? „Ja, bis zum Start in Hannover noch mehr als 20 Marathons zu laufen, ist eine Aufgabe“, gibt Jobst von Palombini zu. Er lächelt. Und er weiß, dass er es schaffen wird. „Denn körperlich bin ich fit“, sagt er. Dass er bis dahin möglicherweise noch ein paar neue Laufschuhe benötigt, ist für den 56-Jährigen nichts Neues. 12.000 Euro hat er bis dato in das passende Schuhwerk investiert. Fünf Paar pro Jahr läuft er im wahrsten Sinne des Wortes durch. Finanziert durch Sponsoren? „Nein, nein“, sagt der Sportler. Er laufe, weil es ihm Spaß macht – nicht, um Verträge mit Sponsoren abzuschließen. 300 französische Franc hat er mal „gewonnen“. Wie lange das her ist, macht die Währung deutlich. Zu der Zeit gab es noch nicht einmal den Euro.

1.000 Marathon in Hannover geplant

Viel wichtiger ist ihm der Wettkampf-Gedanke, die Läufer-Gemeinschaft. Beim Laufen, da gehen alle an den Start – vom Professor bis zum Arbeitslosen. Fragen tut danach niemand. Sie alle eint einfach nur die Liebe zum Sport. Und da ist noch etwas, was sie verbindet: der Mann mit dem Hammer, der ab etwa Kilometer 27 kommt. „Da geht dann plötzlich nichts mehr, so lange, bis der Fettstoffwechsel anspringt“, sagt der Lehrer. Auch nach über 900 Marathons kennt Jobst von Palombini dieses Gefühl noch. Er kann damit umgehen und den „Mann mit dem Hammer“ bezwingen. Und wenn‘s richtig gut läuft, dann zeigt die Uhr nach 42,195 Kilometern eine Zeit von unter 3:30 Stunden an. 189 Mal hat er das geschafft; 17 Mal blieb er unter drei Stunden. Seine Bestzeit lief er 2002 mit 2:44,21 Stunden in Belfast. Vielleicht wird der 1.000. Marathon in Hannover die Nummer 190 der „Unter-drei-30-Läufe“. Es wäre ein weiteres (Erfolgs-)Kapitel.

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