Von Pia Driftmann
In deutschen Haushalten gibt es 11,4 Millionen Öfen, die mit Holz beheizt werden. Das entspricht etwa jedem dritten Haushalt. Und diese Öfen sollen laut Umweltbundesamt in der Summe für rund 20 Prozent aller menschenverursachten Schadstoffemissionen verantwortlich sein. Besonders in diesem Winter nutzen viele Menschen ihre sonst eher selten genutzten Kamine und Öfen, um gezielt bei Gas und Heizöl zu sparen.
Die Verbrennung von Holz im eigenen Ofen wird oft als klimaneutral bezeichnet. Wenn Holz verbrennt, wird so viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt, wie das Holz während des Wachstums zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Doch in der Praxis sieht die CO2-Bilanz meist anders aus. Die steigende Nachfrage nach dem langsam nachwachsenden Rohstoff verringert den Bestand und erhöht den Druck auf die Bewirtschaftung der Wälder. Unsere heimischen Wälder reichen nicht mehr aus, um die Nachfrage zu decken. Lange Transporte v.a. aus Osteuropa und die dort oft geltenden anderen Umweltstandards verschlechtern den CO2-Abdruck des Holzofens. Außerdem ist ein alter Waldbestand eine unverzichtbare Treibhausgassenke.
Neben den klimatischen Auswirkungen warnt das Umweltbundesamt auch vor der Feinstaubbelastung durch Holzverbrennung. Die Emissionen daraus übersteigen in Deutschland die Auspuffemissionen aus dem Verkehr bei weitem. Dabei ist der Feinstaub aus der Holzverbrennung nicht weniger schädlich. Die beim Heizen mit Holz entstandenen feinen Partikelchen können in die Lunge eindringen und schwere Krankheiten auslösen. Besonders bei Inversionswetterlagen, wenn die oberen Luftschichten wärmer sind als die unteren, kann es zu einer erheblichen Belastung der Atemluft kommen.
Doch die richtige Nutzung von Holzöfen kann die negativen Folgen für die Umwelt und uns Menschen massiv abmildern. Die Feinstaubbelastung kann um 42 Prozent, der CO2-Austoß um bis zu 53 Prozent und die Menge an organischen Schadstoffen um bis zu 67 Prozent reduziert werden. Das Heizen mit der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt kann außerdem bis zu 30 Prozent Brennholz sparen. Bei einer optimalen Befeuerung werden die Kosten für Ersatzteile und Reinigungsmittel reduziert. Ebenso werden Nachbarschaftsbeschwerden wegen Rauch- und Geruchsbelästigung durch falsch bediente Öfen und Kamine vorgebeugt.
Um gemeinsam die lokale Luftqualität aktiv zu verbessern, startet der Kreis Minden-Lübbecke gemeinsame mit der Ofenakademie aus Halle (Westf.) das Projekt Ofenführerschein. In einem kostenlosen zweistündigen Onlinekurs können Ofenbesitzer im Mühlenkreis viel über das Heizen mit Holz und die optimale Nutzung lernen. Am Ende gibt es einen kurzen Test. Wer den besteht, bekommt den Ofenführerschein, ein personalisiertes Umweltzertifikat. Auf der Seite www.ofenakademie.de/kreis-minden-luebbecke/ kann ein kostenloser Zugangscode für die Ofenakademie angefordert werden.
Sonntag, 1. Dezember 2024