Petershagen. Hallo, ich bin Pitti und ein echter „Überlandflieger“! Wie bereits in der letzten Ausgabe angekündigt, werde ich während der Sommermonate ein bisschen aus dem Storchenhorst plaudern. Ihr könnt mich auch beobachten: Ich sitze auf dem Gefängnis am Alten Amtsgericht in Petershagen. Die Storchencam sendet rund um die Uhr live aus meinem Horst.
Zunächst möchte ich Euch ein bisschen von mir erzählen. Ich bin Ende Februar über die Westroute zurück nach Petershagen gekommen. Meine Partnerin, die ich schon aus dem letzten Jahr kenne, ist gut zwei Wochen später eingetrudelt. 75 Prozent der Störche im Kreis Minden-Lübbecke sind übrigens Westzieher. Unser Winterquartier liegt in der Westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad. Wir legen mehrere tausend Kilometer zurück, um hierher zurückzukommen. Dabei passieren wir die Sahara und die schmale Mittelmeerenge bei Gibraltar. Die Ostzieher kommen deutlich später als wir zurück. Sie fliegen von Südafrika, Tansania, dem Sudan, dem Nahen Osten und dem Bosporus in der Türkei hierher. Ende April werden aber alle Verwandten wieder hier sein. Dann wird es zwar nochmal Stress geben, weil sie natürlich auch einen guten Nistplatz haben wollen, aber wer zuerst kommt, malt zuerst!
Im Stadtgebiet sind schon 25 Horste paarweise besetzt. Auf drei Horsten warten Störche noch auf einen Partner. Dieses Jahr wird vermutlich ein gutes Storchenjahr, denn schon 2018 waren es insgesamt 74 brütende Storchenpaare im Kreis. Aber genug zur Verwandtschaft.
Meine Störchin sitzt auf drei Eiern. Eine Störchin kann bis zu fünf Eier legen. Wenn zwei oder drei Eier im Nest liegen, helfe ich ihr auch beim Brüten. Sonst können 30 bis 32 Tage ganz schön lang werden. Zwischendurch muss Storch schließlich auch mal etwas fressen. Und da muss man schnell sein und auch mal im „Sturzflug“ naja, bei mir eher schnellen Schrittes — den schmackhaften Bissen ergattern.
Am liebsten haben wir Regenwürmer, Großinsekten und vor allem Käfer auf unserem Speiseplan. Frösche sind auch superlecker. Doch diese Leckerbissen zu finden, wird auch immer schwieriger, denn es gibt immer weniger schöne flache Tümpel für uns. Da wäre der Erhalt von Kleingewässern wie Teichen echt super, denn da finden wir ordentlich Frösche. Für Euch ist die Nahrungssuche deutlich einfacher. Ich denke da nur an die Lahder Maile, die nun bald ansteht. Da gibt es entlang der Bahnhofstraße viel zu sehen, Karussells für die Kinder und auch viele gute Dinge zu essen!
Ich möchte euch gern auch einige meiner Freunde vorstellen. Die beiden auf dem Foto oben wohnen auf dem Hof Wehking in Bad Hopfenberg und mein hungriger Freund auf dem Foto links wohnt mit seiner Partnerin bei Ehlerdings in Neuenknick.
Unserem Namen Klapperstorch machen wir zurzeit übrigens auch alle Ehre. Das Klappern kann man jetzt jeden Tag, hören, sobald wir am Nest laden. Während der Balz klappern wir sogar synchron (schaut mal auf die Titelseite). Klappern gehört übrigens nicht nur bei uns zum Handwerk. Am 11. Mai öffnet nachmittags die Ilser Webstube ihre Türen. Dort kann man dann bei einer Tasse Kaffee dem Klappern der Webstube lauschen.
Text: Evelyn Hotze, Foto: Dietmar Meier