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Die Wölfe sind zurück – Situation treibt Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn

Der junge Mann traute seinen Augen nicht. War das wirklich ein Wolf, den er mitten am Tag in der Nähe des elterlichen Hofes über die Felder laufen sah? Die erste Begegnung mit einem Wolf rief in Tim Lucas Vauth aus Bückeburg ein merkwürdiges Gefühl hervor und er hatte zunächst Zweifel, ob seine Wahrnehmung richtig sei. Dann reagierte er aber schnell. Er verfolgte das Tier vom Kuhstall des elterlichen Hofes bei Bückeburg mit dem Trecker bis nach Rusbend. Hier gelang es ihm, den Wolf am Rande des dortigen Wohngebietes mit seinem Smartphone per Video aufzunehmen, um die außergewöhnliche Begegnung mit dem Tier zu dokumentieren. So seine Schilderung gegenüber den Medien.

Wie schon von dem jungen Mann vermutet, handelte es sich tatsächlich um einen Wolf, den er von Bückeburg aus bis nach Rusbend bei Warber verfolgt hatte. Wie dazu der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft Roaul Reding ebenfalls in der Sendung des SAT 1 erklärte, sind es etwa 200 Wolfsmeldungen, die er monatlich erhält. Nur kurze Zeit später kam es auf der B 482 zwischen Heimsen und Wasserstraße zu einem Auto­unfall, als plötzlich ein Wolf die Straße überqueren wollte und von einer Autofahrerin, die nicht mehr ausweichen konnte, erfasst und getötet wurde. Jägern des Hegerings Groß Varlingen (Dreieck Landesbergen/Husum/Brokeloh) ist schon länger klar, dass sich im Grenzgebiet zu Niedersachsen Wölfe aufhalten müssen. Das veränderte Verhalten des Rehwildes, hatte dort schon zu denken gegeben. Der erste Wolfsriss war in dem Bereich bereits im Jahr 2015 zu verzeichnen.

Konnten sie die Tiere sonst auf den Waldlichtungen beobachten, so hielt sich das Rehwild nun als Rudel in der Nähe von Wohnsiedlungen auf. Dafür musste es einen Grund geben, das steht auch für Stefan Fergas aus Lahde fest, der als Jäger zu diesem Hegering gehört. Er hat grundsätzlich nichts gegen die Wölfe, ist aber dennoch besorgt, wenn er an unbeaufsichtigte Kleinkinder denkt. Ihre Reaktionen auf diese Tiere sind nicht immer vorhersehbar. Wenn sie auch noch eventuell mit einem kleinen Tier an der Leine spazieren gehen, könnte es nach seiner Meinung gefährlich werden. Dies betrifft auch Menschen, die Angst vor großen nicht angeleinten Hunden haben und sich dementsprechend panisch verhalten. Sie versuchen wegzulaufen und reagieren damit falsch auf das Verhalten der Tiere. Hier gilt es gut abzuwägen, wann ein entsprechendes Handeln, auch von Seiten der Politiker, angesagt ist.

Lange Zeit hatte man geglaubt, die Wölfe seien in Deutschland ausgestorben, doch seit 2015 gab es immer wieder Meldungen, auch von Bürgern aus Niedersachsen, die einen Wolf gesichtet hatten. Die Tatsache, dass von ihnen auch bereits zahlreiche Schafe und Rinder gerissen wurden, hat inzwischen eine hitzige Debatte zwischen Landesjägern und Umweltministerium ausgelöst. Während die Umweltschützer die Rückkehr der streng geschützten Wildtiere positiv sehen, treibt die neue Situation den Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. Die Beschlüsse des Umweltministers zur Begrenzung der Wolfspopulation werden von der Landesjägerschaft scharf kritisiert. Nach Ende des Wolfsmonitoringjahres am 30. April 2017 ver­öffentlichte die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) einen Bericht mit den aktuellen Daten zur niedersächsischen Wolfspopulation. Hierin wurden 11 Gebiete mit territorialem Wolfsvorkommen im Raum Lüneburger Heide und im nörd­lichen Niedersachsen bestätigt. Sicher nachgewiesen werden konnten im Rahmen des Monitorings in diesem Zeitraum mindes­tens 44 Welpen. Außerdem geht man von weiteren territorialen Gebieten mit Wolfsvorkommen im Raum Visselhövede aus, für die aber zur Zeit noch der endgültige Nachweis aussteht. Hier konnten im November und Dezember 2016 jeweils fünf Wölfe anhand von Fotofallenaufnahmen nachgewiesen werden.

Weitere Gebiete in denen aufgrund mehrerer Nachweise permanente Wolfsaufkommen vermutet werden sind bei Wendisch Evern, Scheeßel, Bremervörde, Osterholz-Scharmbeck und Bippen. Darüber hinaus hat es über das Monitoringjahr hinweg mehrere Einzelnachweise in der Nähe von Springe, Salzgitter und Bad Gandersheim gegeben. Zu Beginn des neuen Wolfsmonitoringsjahres 2017/2018 ist laut der LJN von einem dreistelligen Wolfsbestand in Niedersachsen auszugehen.

Text: Ursula Gieseking, Foto: Privat

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