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Zwischen Kälbern und Klauen: unterwegs mit Tierarzt Christoph Harms

Rein in die Gummistiefel und den Arbeitsoverall und raus aufs Land: Wir haben Tierarzt Christoph Harms von der Rinderpraxis in Warmsen begleitet. Zwischen Kälber-Kontrolle, Klauenpflege und klingelndem Smartphone.
Trächtigkeitsuntersuchung: Alltag für Tierarzt Christoph Harms von der Rinderpraxis in Warmsen. Foto: Jessica Höffner
Trächtigkeitsuntersuchung: Alltag für Tierarzt Christoph Harms von der Rinderpraxis in Warmsen. Foto: Jessica Höffner

Von Jessica Höffner

Warmsen. Zwischen Kälber-Kontrolle, Klauenpflege und klingelndem Smartphone: Wir haben Tierarzt Christoph Harms begleitet, der seit Oktober gemeinsam mit Kollegin Tanja Tomovic und Praxismanagerin Sara Frenzel die Rinder-Praxis in Warmsen betreibt. Rein in die Gummistiefel und den Arbeitsoverall und raus aufs Land.

Donnerstagmorgen, 8 Uhr: Noch geht es in der Rinder-Praxis in Warmsen ruhig zu. Während Praxis-Hund Pino Sonne und Kauartikel genießt, gehen Christoph Harms und Sara Frenzel die Termine des Tages durch. Tierarzt-Kollegin Tanja Tomovic ist schon unterwegs. Die ersten Patienten warten.

Gerade erst ist der bislang heißeste Tag des Jahres zu Ende gegangen. „Eine Tortur – auch für die Rinder“, erklärt der 41-Jährige mit Blick auf den Mittwoch, als das Thermometer weit über die 30-Grad-Marke kletterte. Auch heute läuft die Klimaanlage im mit Medikamenten, Untersuchungsgeräten, Arbeitsoveralls und Gummistiefel bepackten Tierarzt-Bulli auf dem Weg zum ersten Hof noch auf Hochtouren.

Vom Landwirt zum Tierarzt

Landwirt Stefan Plate steht schon bereit, als Christoph Harms mit Bulli und mobilem Behandlungs- und OP-Trailer auf seinen Hof in Nordel rollt. Viele ToDo’s stehen hier heute auf der Liste – von Klauenkontrolle und -behandlung bis hin zur Kälber-Impfung und Trächtigkeitsuntersuchung. Alltag für Christoph Harms – in zweifacher Hinsicht, denn bevor der 41-Jährige sein Studium begann, ließ er sich als Landwirt ausbilden. Ein Vorteil für die Arbeit als Landtierarzt? „Ganz bestimmt, denn dadurch kann ich besser einschätzen und verstehen, welche tierärztlichen Maßnahmen auf den Höfen angebracht und angemessen sind“, sagt Christoph Harms.

Klauenbehandlung auf dem Behandlungstisch im XXL-Format. Foto: Jessica Höffner
Klauenbehandlung auf dem Behandlungstisch im XXL-Format. Foto: Jessica Höffner

Betriebsleiter Stefan Plate und Rinder-Spezialist Christoph Harms sind längst ein eingespieltes Team. Alle zwei Wochen besucht der Tierarzt den Milchviehbetrieb mit rund 100 Kühen plus Kälbern. Landwirt Stefan Plate kennt sein Tiere aus dem Effeff „Meine Kühe sind doch quasi wie meine Kollegen. Mit denen arbeite ich ja Tag für Tag zusammen“, sagt der Nordeler. Auf dem Klemmbrett flattert dennoch ein DINA4-Papier mit den wichtigsten Informationen jedes Tieres, während Christoph Harms längst mit den Trächtigkeitsuntersuchungen begonnen hat. Auf dem portablen Ultraschallgerät sind die noch kleinen Kälber zu sehen, hier und da schon der Herzschlag. Die Infos auf dem Klemmbrett füllen sich – ein Plus für jede bestätigte Trächtigkeit. Landwirt Stefan Plate ist zufrieden; Tierarzt Christoph Harms auch. „Wie würdest du eigentlich den typischen Landwirt beschreiben?“, fragt der Veterinär den Landwirt Stefan Plate. „Der stöhnt immer – zu viel Arbeit, alles ist zu teuer geworden“, lautet die knappe Antwort. Beide schauen sich an und lächeln.

650 Kilo Lebendgewicht

Wenige Minuten später wird das Duo etwas ernster. Der mobile Behandlungstisch im XXL-Format steht bereit. Die Milchkuh bleibt gelassen, als Gurte um ihren Bauch geschnallt und die Beine fixiert werden. Rund 650 Kilo Lebendgewicht liegen einen kurzen Moment später auf der Seite. Christoph Harms reicht ein Blick auf die schmerzende Klaue: ein Sohlengeschwür – die Klaue wird vorsichtig ausgeschnitten, abgestorbenes Horn entfernt, die Klaue mit Salbe eingeschmiert, ehe ein dicker, blauer Verband nicht nur Schutz bieten soll, sondern vor allen Dingen auch Entlastung. Einen Verband hätte vor nicht allzu langer Zeit auch der 41-Jährige gebraucht, als er mit dem scharfen Klauenmesser abrutschte und sich einen tiefen Cut im Oberschenkel zuzog. Berufsrisiko? „Wohl eher ein Flüchtigkeitsfehler“, sagt Christoph Harms.

Landwirt Stefan Plate (links) und Tierarzt Christoph Harms sind ein eingespieltes Team. Foto: Jessica Höffner
Landwirt Stefan Plate (links) und Tierarzt Christoph Harms sind ein eingespieltes Team. Foto: Jessica Höffner

Protokollarbeit folgt – und weiter geht’s zum nächsten Hof, während Christoph Harms den Besuch bei Stefan Plate als „erledigt“ abhaken kann. Zwischendurch klingelt immer wieder das Smartphone. Gefühlt im Minutentakt. Der Rinderspezialist und seine Kollegin Tanja Tomovic sind hier auf dem Land sehr gefragt. „Im Notfall 24/7“, sagt der 41-Jährige. Die Landwirte wissen es zu schätzen.

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„Miss Germany“ im Stall von Cord Hormann

So auch der ein paar Kilometer weiter in Warmsen. Auf dem Zuchtbetrieb „Wilcor Holsteins“ von Cord Hormann warten die nächsten tierischen Patienten – und im Stall steht mit „Miss Germany“ echte Prominenz. Kuh „Elina“ holte den Titel bei der „Miss Schau der Besten“. Heute erholt sie sich im großzügigen Stall von einer Geburt. Wenige Stunden zuvor hat sie ein Kalb zur Welt gebracht. Vielleicht die nächste Titel-Kandidatin, die irgendwann über den roten Teppich läuft – begleitet von Klavier- und Geigenmusik. So läuft das bei einer „Kuh-Miss-Wahl“. Auch im Stall von „Wilcor Holsteins“ stehen ein paar Milchkühe. Deutlich weniger als in Nordel – hier liegt der Fokus auf der Zucht. Regelmäßig verwandelt sich der Betrieb von Cord Hormann in eine Verkaufsarena. Für die Tiere aus den besten Kuhfamilien der Welt gehen gut und gerne schon einmal fünfstellige Beträge über den Tisch. Umso wichtiger sind die Besuche von Tierarzt Christoph Harms, der die Gesundheit der Tiere engmaschig kontrolliert. Heute stehen Trächtigkeitsuntersuchungen und Gelbkörperkontrollen an. Sie dienen der Überprüfung der Fruchtbarkeit und des Zyklus‘ der Kuh. Wieder wird akribisch protokolliert. Dicke Pluszeichen werden vermerkt – die nächsten Kuh-Champions stehen in den Startlöchern.

Es ist Mittag geworden. Und während sich benutzte Arbeitsoveralls mittlerweile auf der Ladefläche des Tierarzt-Bullis stapeln, werden die Termine langsam aber sicher weniger. Das Smartphone klingelt unterdessen weiter unaufhörlich. „Notfälle kennen keine Uhrzeit“, sagt Christoph Harms. Aus der Ruhe bringt das den 41-Jährigen nicht.

Weitere Infos zur Rinderpraxis in Warmsen gibt es online auf www.tagm.de und telefonisch unter 05767 – 281 99 40.

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