Petershagen. Wir alle kennen Bilder von spektakulären Tornados im mittleren Westen der USA und der immensen Zerstörung, die diese Wirbelstürme anrichten können. Aber auch in Deutschland häufen sich Bilder und Berichte von Schäden durch Windhosen, wenn auch längst nicht im amerikanischen Ausmaß. So sorgte erst Anfang Juni ein solcher Wirbel in Bocholt für erhebliche Schäden in einem Straßenzug, wo selbst ein Auto mühelos durch die Luft geschleudert wurde. Der Loccumer Michael Fuhrmann erlebte 2014 einen Wirbel direkt vor seinem Ferienhaus (Bild unten).
Ein Tornado ist ein sehr heftiger Wirbelwind, der sich als engbegrenzter Wolkenschlauch unterhalb einer mächtigen Gewitterwolke bildet und den Boden erreicht. Der Wind in dieser „Röhre“ rotiert um eine fast senkrechte Achse. Der Name ist aus dem Spanischen abgeleitet (tonar = sich drehen). Gebräuchlich sind auch andere Begriffe für Tornado, wie Großtrombe (tromba = ital. Trompete), Windhose (Tornado über Land), Wasserhose (Tornado über Meer oder großen Binnenseen) bzw. Twister (englischer Sprachraum).
Damit sich große Tornados bilden, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Sehr feuchte und warme Luft steigt auf, die dabei kondensiert. Es entwickelt sich eine Gewitterwolke mit hoher vertikaler Ausdehnung, wobei sich die Wolkenuntergrenze in Bodennähe befindet. Im Extremfall entsteht eine Superzelle, die einen Durchmesser von 20 bis 30 Kilometern haben kann, von Metereologen Cumulonimbus genannt. Die Windgeschwindigkeit nimmt vom Boden bis in circa sechs Kilometer Höhe zu, verbunden mit einer starken Richtungsänderung (Scherung). Wegen der großen Temperaturdifferenzen zwischen Boden und Höhe entstehen starke Aufwinde in der Wolke auf engstem Raum. Die Luft beginnt um eine fast senkrechte vertikale Achse zu rotieren. Die Rotation setzt sich schließlich unterhalb der Wolke fort. Der Tornadoschlauch, der aussieht wie ein Elefantenrüssel, wächst aus der Gewitterwolke abwärts zum Boden. Windgeschwindigkeiten von bis zu mehreren hundert Stundenkilometern sind möglich. Der Durchmesser dieses Rüssels reicht von wenigen Metern bis zu mehreren hundert Metern. Die Schneise der Zerstörung, die dieser Rüssel beim Durchgang schlägt, kann fünf bis zehn Kilometern lang werden, während ihre Breite häufig unter einem Kilometer liegt. Der Tornado selbst dauert oft nur wenige Minuten.
In Deutschland treten inzwischen 20 bis 60 wesentlich schwächere Tornados pro Jahr auf, die nicht an Superzellen gebunden sind und nur über einen kurzen Zeitraum aktiv sind. Die Hauptsaison dieses besonderen Naturschauspiels ist der Sommer, also die bevorzugte Gewitterzeit beginnend mit dem Monat Juni.
Zieht ein Tornado über ein Gebäude, fällt der Außenluftdruck wegen der hohen Windgeschwindigkeit sehr plötzlich ab. Der Innenluftdruck kann so schnell nicht folgen. Es entsteht ein Überdruck im Gebäude, der dafür sorgen kann, dass das Dach fast explosionsartig nach außen wegfliegt. Durch die dabei mit hoher Geschwindigkeit herumfliegenden Gegenständen besteht höchste Verletzungsgefahr. Auch hierzulande gilt bei Sichtung eines Rüssels: unbedingt Schutz suchen.
Text: Klaus-Peter Vogel, Foto: Krischi Meier