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Regen im Mai bringt Wohlstand und Heu

Petershagen (vog). Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig vom Wetter abhängig. Denn nur wenn Regen und Sonne, Wärme und Kälte zur rechten Zeit und in der richtigen Dosierung kommen, wird die Ernte reichlich ausfallen. Selbst in unserer heutigen hochtechnisierten Zeit blicken die Landwirte — manchmal sorgenvoll — zum Himmel, wenn die Zeit zum Bestellen der Felder und zur Ernte gekommen ist. Auch wenn heute modernste Maschinen zur Verfügung stehen, ist die Wettervoraussage ein unentberliches Instrument, wenn es um die Planung der Arbeitsabläufe auf den Feldern geht. Könnten doch Extremwetterlagen mit Hagel, Sturm und Regen selbst noch kurz vor der Ernte die Arbeit und den Ertrag eines ganzen Jahres weitgehend zunichte machen.

Eisheilige, Siebenschläfer  und andere Gesellen

Seit vielen hundert Jahren haben daher insbesondere Bauern das Wetter genau beobachtet, notiert und ihre Erkenntnisse über Generationen weitergegeben. Dabei wurden Regelmäßigkeiten festgestellt, die man zu ihrer Zeit in Form von volkstümlichen Reimen – Bauernregeln genannt – festhielt. Anhand langjähriger Erfahrungen der Wetterverhältnisse zu bestimmten Zeiten sollen die Bauernregeln Vorhersagen auf das kommende Wetter erlauben. Heute würde man das mittelfristige Wetterprognose nennen.

Mit ein bisschen Fantasie und Übung lassen sich die meisten alten Reime unschwer in unsere Sprache übertragen. Wenn es also früher hieß: „Fürchte nicht den Schnee im März, darunter wohnt ein warmes Herz“, würde man heute formulieren: Eine Schneedecke schützt die Pflanzen vor dem Erfrieren. Oder, hinter „Heller Mondschein in der Aprilnacht schadet leicht der Blütenpracht“ steckt die Warnung: Achtung, es könnte zu einem Kälteeinbruch kommen, bei dem Pflanzen erfrieren. „Nasser April und windiger Mai bringen ein fruchtbar Jahr herbei“ weist darauf hin, dass das Pflanzenwachstum im Frühjahr sehr davon profitiert, wenn viel Wasser im Boden zur Verfügung steht. Man hat inzwischen erkannt, dass Bauernregeln keineswegs nur Aberglaube waren, sondern regional sogar recht zuverlässig sein können. Dazu muß man aber wissen, wo die jeweilige Regel entstanden ist – Alpen und Nordsee sind in Sachen Wetter bekanntlich verschiedene Welten.

Übrigens: Auch Pflanzen sind „wetterfühlig“. Vom Beginn der Aussaat an sind die Pflanzen dem Wetter ausgesetzt: Hitze, Trockenheit, Dürre, Frost, Überflutung, Unwetter mit Sturm. Die Natur hat sogar Anti-Stress-Mechanismen entwickelt, um die Überlebenschancen der Pflanzen zu verbessern. Bei starker Hitze etwa reagieren Pflanzen ähnlich wie Mensch und Tier: Blättrige Pflanzen verdunsten eigenes Wasser, das vom Wind weggeführt wird. Die Blattoberfläche kühlt sich dadurch ab. Andersherum: Um das Gefrieren des Wassers im Zellkern bei Temperaturen unter 0 °C zu verhindern, werden gelöste Stoffe im Zellsaft angereichert. Wie ein Frostschutzmittel setzen diese den Gefrierpunkt herab. Vor herannahenden Gewittern mit Windböen oder starken Niederschlägen (Regen, Hagel) erschlaffen beispielsweise die Blätter von Rüben. Die Pflanze wird auf diese Weise elastischer. Die Stengel können Wind und Niederschläge so besser überstehen und brechen weniger leicht ab.

Text: Klaus-Peter Vogel, Foto: Dietmar Meier

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