Freitag, 26. Juli 2024

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Aus dem Leben eines Landrates – Demokratie braucht Respekt

In seinem Beitrag schreibt Landrat Ali Dogan in dieser Ausgabe über die Häufung von Angriffen auf Politiker und Politikerinnen.

Foto: Krischi Meier

Von Ali Doğan
Der Angriff, sei es physisch, sei es verbal, auf Politikerinnen und Politiker scheint zu einer Art Volkssport geworden zu sein. Plakate werden beschmiert oder abgerissen und (ehrenamtliche Kommunal-)Politiker werden beim Plakatieren körperlich angegriffen. Mit Verlaub: Das ist echt unterste Schublade und wenn wir uns als Demokratinnen und Demokraten nicht dagegen wehren, dann wiederholen sich die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. „Manchmal möchte man auf die Straße gehen und solche Angreifer mit dem Geschichtsbuch verprügeln“, las ich zuletzt im Internet. Auch wenn ich partout gegen Gewalt bin, so kann ich diesem Gedankengang durchaus etwas Sinnbildliches abgewinnen. Andererseits: Ich habe auch Verständnis dafür, dass sich viele Menschen von der Politik abwenden. Das liegt sicherlich nicht nur daran, dass sie politisch uninteressiert sind, sondern hängt damit zusammen, dass es an authentischen Politikerinnen und Politikern mangelt. Viel zu häufig höre ich den Satz: „Ja klar, kurz vor der Wahl kommen sie, aber nach der Wahl sieht man keinen mehr und das für Jahre.“ Das darf nicht sein! Wir müssen allen Menschen zuhören und uns für ihre berechtigten Belange, ungeachtet des Hintergrundes, einsetzen. Authentisch ist hierbei das Stichwort. Ich will offen sein: Mich nerven weichgespülte Politikertypen, die austauschbar sind. Oft bringt man es in den Parteien nur noch zu etwas, wenn man keine Ecken und Kanten hat und dem Mainstream entspricht. Aber gerade das führt immer mehr zu einer Teilnahmslosigkeit der Wählerinnen und Wähler. Daher plädiere ich dafür, dass wir Demokratinnen und Demokraten miteinander in all unserer Unterschiedlichkeit streiten, mit all unseren Ecken und Kanten auch klar Farbe für unsere Themen bekennen. Aber eins darf hierbei niemals passieren: Dass wir uns auseinanderdividieren lassen, wenn es um die demokratischen Grundregeln geht. Was können wir also für unsere Demokratie tun? Zunächst einmal gilt für mich persönlich: Ich begegne jedem Menschen mit Respekt. Ich höre ihnen zu und versuche ihren Standpunkt zu verstehen. Für mich zählt nicht, ob jemand ein Parteibuch der CDU, SPD, Grünen, FDP usw. hat. Für mich zählt, ob sie sich für unsere Demokratie einsetzen. Und ich bin es leid, dass wir uns als Demokratinnen und Demokraten im Kleinklein verkämpfen. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass die Menschen von uns keine rhetorischen Meisterdiskussionen in Stadträten möchten, sondern darauf achten, was am Ende dabei rauskommt. Wichtig ist also nicht das gesprochene Wort, sondern ob wir gute Kitas, Schulen, Straßen, Arbeitsplätze, eine funktionierende Wirtschaft usw. haben. Und ehrlicherweise funktioniert das bei uns in der kommunalen Familie nur dann, wenn wir demokratischen Kräfte zusammenstehen. Deshalb stelle ich mich nicht nur für ein Foto an die Seite von (zum Beispiel) Bürgermeister Dirk Breves, der einer anderen Partei angehört als ich, sondern packe mit ihm aus voller Überzeugung Themen gemeinsam an! Das ist meines Erachtens das richtige Zeichen und führt bei den Menschen wieder zu mehr Vertrauen in die Politik! Und das können wir alle gemeinsam tun: Als Demokratinnen und Demokraten zusammenstehen und gemeinsam die Themen anpacken!

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