Freitag, 19. April 2024

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Bezirksregierung räumt Emissionen bei PreZero ein

„Monatelang hieß es, es sei ausschließlich Wasserdampf, der den Schornstein der Glasaufbereitungsanlage von PreZero in Lahde verlässt. Doch seit Anfang Oktober ist auf einmal von Rauchemissionen die Rede“

Fotos: privat

Lahde (kri). „Monatelang hieß es, es sei ausschließlich Wasserdampf, der den Schornstein der Glasaufbereitungsanlage von PreZero in Lahde verlässt“, berichtet Björn Nommensen aus Gorspen-Vahlsen von seinen Anfragen und Beschwerden an die Bezirksregierung Detmold. „Doch seit Anfang Oktober ist auf einmal von Rauchemissionen die Rede“, so Nommensen, der die Fahne auf dem Foto unten vom 19. September 2022 als bläulichen Rauch beschreibt.
Boris Ziegler, PreZero-Pressesprecher, kommentierte das Foto auf unsere Anfrage am 27. September 2022 wie folgt: „Auf den Bildern ist tatsächlich Wasserdampf zu sehen. Dieser entsteht immer und vor allem dann, wenn die Anlage neu angefahren wird – etwa nach Wartungsarbeiten oder wenn die Sortierung einer neuen Farbe beginnt. Je nach Witterung ist der Wasserdampf dann sichtbar oder unsichtbar. Durch regennasse Scherben kann dieser Effekt noch verstärkt werden.“
Dr. Arnold Erle von der Bezirksregierung Detmold teilt in einem Schreiben vom 4. Oktober 2022 (liegt dem Petershäger Anzeiger vor) an die Anwohner mit, dass bei einer Messung der organischen Stoffe (Gesamt-C) eine Überschreitung der Emissionsbegrenzung festgestellt und die wesentlichen Inhaltsstoffe bestimmt wurden. Die wesentlichen emittierten Stoffe sind Essigsäure (stechend riechender Geruch, Geruchsschwelle sehr niedrig), Ethanol (würzig-süßlicher Geruch) und Acetaldehyd (stechender Geruch, reizt akut die Augen und Atemwege). „Diese Stoffe passen genau zu dem Geruch, den zahlreiche Anwohner hier regelmäßig wahrnehmen“, beschreibt Björn Nommensen, der den Geruch auch als ekelerregenden Gestank bezeichnet. Ein Aufenthalt im Garten sei für ihn und viele weitere Anwohner an manchen Tagen aufgrund der Geruchsbelästigung nicht möglich.

In Geruchsbegehungen durch die Bezirksregierung Detmold an zwei Tagen im Juni 2021 wurde ein „sehr schwacher“ Geruch, der „weder angenehm noch unangenehm“ ist als Ergebnis festgehalten. Werner Dannenberg aus Gorspen-Vahlsen kann dieses Ergebnis nicht nachvollziehen, da er die Geruchsbelästigung regelmäßig auch im eigenen Garten erfährt. „Wenn eine Geruchsbegehung auf dem Firmengelände gemacht wird, ist es nicht verwunderlich, dass kaum Geruchsbelästigungen festgestellt werden, da der Wind die Fahnen vom Gelände weg treibt. Ich habe Dr. Arnold Erle vergeblich eingeladen, sich innerhalb der Ortschaft von der Geruchsbelästigung zu überzeugen“, so Dannenberg.
Je nach Windrichtung und Windstärke zieht der Geruch Richtung Gorspen-Vahlsen oder Bierde. Zahlreiche Anwohner sind seit Jahren betroffen und wollen die Situation nicht weiter hinnehmen. „Wir beschweren uns seit 2017 regelmäßig bei der Bezirksregierung“, kommentiert Björn Nommensen.
Die Emissionen von organischen Stoffen (Gesamt-C), die bei der letzten Messung die zulässigen Grenzwerte deutlich überschritten hatten, sollen nun kurzfristig reduziert werden, wie die Bezirksregierung bestätigt, Zitat: „Da die vorhandene Abgasreinigung nicht in der Lage ist, die Einhaltung der Emissionsbegrenzung für organische Stoffe sicherzustellen, wurde nun eine weitergehende Emissionsminderung projektiert; die damit verbundene Abgasreinigung soll spätesten Ende Mai 2023 in Betrieb gehen. Um sicherzustellen, dass die Emissionsbegrenzung ab diesem Zeitpunkt eingehalten wird, wurde im Juli 2022 eine Anordnung erlassen, die eine weitere Überschreitung mit einem Zwangsgeld bedroht.“

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Das Glasrecycling eine wichtige Aufgabe ist, wissen auch die Anwohner. „Jede Getränkeflasche oder Verpackung aus Glas ist viel besser für die Umwelt als eine Plastikverpackung. Wir fordern nur, dass die Aufbereitungsanlage nach aktuellen Anforderungen betrieben wird.“ Dazu zählen sie eine Einhausung des Betriebes gegen die Glasstaubemission und eine deutlich verbesserte Filteranlage.
Eingeatmeter Glasstaub kann zu verschiedenen, unter Umständen schweren Gesundheitsschäden führen. Dass sich auf dem Betriebsgelände auf im Freien verlegten Rohrleitungen erhebliche Staubablagerungen abgesetzt haben, bestätigt die Bezirksregierung in dem Schreiben an die Anwohner. Außerdem hatte das LANUV bei der Durchführung der Qualitätskontrolle der Emissionsmessungen am 25. Februar 2021 innerhalb der Halle erhebliche diffuse Staub-Emissionen festgestellt. Um die diffusen Staub-Emissionen zu vermeiden, hat die Bezirksregierung im Juli 2021 eine Ordnungsverfügung erlassen, mit der die Abdichtung der Außenwand des Gebäudes der Hohlglasaufbereitung und das Geschlossenhalten der Öffnungen des Gebäudes (insbesondere Fenster und Türen) gefordert wird. Gegen diese Ordnungsverfügung hat PreZero am 2. August 2021 Klage vor dem Verwaltungsgericht Minden erhoben.
„Wir haben den Eindruck, das Unternehmen PreZero möchte keine Verbesserungen für die Anwohner umsetzten“, empfindet Nommensen. „Möglichkeiten hätten sie.“
„Im Zeitraum vom März 2014 bis März 2015 wurde im nahen Umfeld der Anlage eine Messung des Staubniederschlags durch die Bezirksregierung Detmold durchgeführt. Der maßgebende Immissionswert wurde deutlich unterschritten. Daher ist davon auszugehen, dass jedenfalls keine unzulässige Staubimmission vorliegt“, heißt es weiter in dem aktuellen Schreiben von der Bezirksregierung, das sich, wie gesagt, auf Messungen im Zeitraum 2014 bis 2015 bezieht. Dass die Bezirksregierung eine Messung heranzieht, die mehr als sieben Jahre alt ist, kann Heiner Müller nicht nachvollziehen. „Wenn die Sonne scheint, glitzert es auf den angrenzenden Straßen regelrecht“, kommentiert er. Auch der Eigentümer der Photovoltaikanlagen an der Industriestraße, Jörg Lange, berichtete im letzten Jahr, dass bei Reinigungsarbeiten feiner Glasstaub auf den Solaranlagen festgestellt wurde (Ausgabe Juli/August 2021).
„Bei den zahlreichen Widersprüchen bezüglich der Gerüche, Staubemissionen und der Rauchfahne überlegen wir aktuell, einen eigenen Gutachter einzuschalten“, erklären die Anwohner.

Erkennbare Emmissionen aus den geöffneten Dachluken am 28. Juli 2021.
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