Freitag, 26. April 2024

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Mit blühender Vielfalt Bienen füttern

Bienen stehen auf Platz 3 der wichtigsten Nutztiere.
Silke Gallo bei einer Führung im Bienengarten. Foto: privat
Tipps und Tricks von Bienenweidefachberaterin Silke Gallo

Petershagen (sk). Honigbienen, Wildbienen sowie alle bestäubenden, nektarsammelnden Insekten gehören mit zu den wichtigsten Tieren in der Landwirtschaft, denn 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch sie angewiesen. Aus diesem Grund stehen Bienen auch auf Platz 3 der wichtigsten Nutztiere – nach Rindern und Schweinen. Sie spielen eine wichtige Rolle für den Natur- und Artenschutz, die Artenvielfalt sowie ein intaktes Ökosystem und sorgen zudem für blühende Wiesen und Felder. Daneben sichern Bienen mit ihrer Bestäubungsleistung die Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen wie unter anderem Vögel und Kleinsäuger. Diese tragen durch Ausscheiden der Samen zur Vermehrung der Pflanzen bei, die wiederum späteren Bienengenerationen und Insekten als Nahrung dienen. „In den letzten Jahren zeigte sich jedoch immer mehr der Trend zu pflegeleichten Gärten durch Steingärten oder eintönige Bepflanzung. Diese immer weniger werdende Vielfalt wirkt sich auch auf die Insektenpopulation aus“, berichtet Silke Gallo, Bienenweidefachberaterin vom Imkerverein Petershagen. Dabei ist es ganz einfach ohne großen Aufwand viel für Bienen und andere nektarsammelnde Insekten zu bewirken. Silke Gallo hat uns ein paar Tipps und Tricks verraten, wie jeder seinen Garten bienenfreundlich gestalten kann. 

Totholz, Wasser und Blüten

Gerade für Wildbienen ist es besonders wichtig, dass die Natur Platz hat, da sie nur in einem Radius von etwa 100 bis 200 Meternfliegen – Honigbienen hingegen bewegen sich ungefähr 2 Kilometer um ihren Bienenstock herum. Neben einer Vielfalt an blühenden Pflanzen brauchen Wildbienen Nistmöglichkeiten. Etwa drei Viertel der Wildbienenarten nisten im Erdreich und benötigen besonnte, wenig bewachsene Bodenstellen aus sandigem bis hin zu lehmigem Substrat. Weitere Nistmöglichkeiten bieten Totholz sowie einfache Insektenhotels. Hierfür genügt es schon in einen Klotz Hartholz Gänge von 5 bis 10 Zentimetern Tiefe und 2 bis 8 Millimetern Durchmesser zu bohren oder Bambusrohre und hohle Pflanzenstängel mit entsprechenden Durchmessern zusammenzubinden und im Garten aufzustellen. Ganz wichtig ist außerdem ein Wasserangebot für die Insekten bereitzustellen. Damit diese auch wieder heraus kommen, benötigen sie Steine, ein Stück Holz oder schwimmende Pflanzen wie zum Beispiel einheimische Seerosen und Krebsscheren. Als Nahrungsquelle dient eine vielfältige Pflanzenauswahl — am besten ist ein Mix aus früh, mittel und spät blühenden Arten. „Man muss kein Botaniker sein um bienenfreundlich zu pflanzen. Oft gibt es schon extra entsprechend gekennzeichnete Pflanzen zu kaufen“, erklärt Silke Gallo. Bienenfreundlich sind alle besonders nektar- und pollenreiche Pflanzen und Saatmischungen, wobei ungefüllte Blüten vorzuziehen sind. 

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Blütenangebot von Frühling bis Herbst

Damit Bienen von Frühjahr bis zum Herbst genug Nektar und Pollen finden, ist es empfehlenswert eine Mischung aus früh, mittel und spät blühenden Arten zu pflanzen. Zum Frühjahr beginnen die Bienen mit brüten, wofür sie pollenreiche Frühblüher wie Haselnuss und Weiden als erste Eiweißquelle benötigen. „Die Pollen sind das Eiweiß für die Brut, während der Nektar als Kohlenhydrat und somit als Brennstoff dient“, klärt die Bienenweidefachberaterin über die beiden Nährstofflieferanten auf. Viele frühe Zwiebelpflanzen wie Krokusse, Schneeglöckchen und Winterlinge sind große Bienenmagnete. Als erste wichtige Nektarquelle ist die Saalweide besonders gut geeignet. Weiter im Jahr folgen die Blüten von Obstbäumen sowie Kräutern als Nahrungsquelle und später die Lindenblüte. Bienenweidefachberaterin Silke Gallo empfiehlt bei Obstbäumen vorrangig alte Sorten zu pflanzen, da diese regional und für unser Klima ideal geeignet sind. Eine Trachtlücke im Sommer kann mit Blumenwiesen überbrückt werden. „Um eine solche Wiese anzulegen nimmt man ein Stück von der Grasnarbe ab und pflanzt am besten regionale Wildkräuter“, empfiehlt Silke Gallo. Besonders geeignet für eine vielfältige Bienenwiese sind unter anderem Färberkamille, Königskerzen, Margeriten, Lichtnelken und Nachtkerzen. „Mischungen für einjährige Pflanzen sind eher was für das Auge. Mit der Anpflanzung von Stauden ist zwar Geduld gefragt, aber man hat was für mehrere Jahre“, erklärt sie weiter. Vom Spätsommer bis in den Herbst ist Efeu sehr wichtig für Bienen und dient außerdem als Futter für Amseln und andere Vögel. Auch im Bienengarten des Imkervereins Petershagen werden immer wieder neue bienenfreundliche Pflanzenarten gepflanzt, so wie unter anderem im letzten Jahr ein Baum der alten Apfelsorte „Paderborner Seidenhemdchen“. Seit 2019 steht dieser Garten den aktuell 67 Vereinsmitgliedern für ihre Tätigkeiten mit und um die Bienen zur Verfügung. Neben der Beherbergung von einigen Bienenvölker für Anschauungs- und Schulungszwecken dient der Vereinsgarten auch für Führungen interessierter Gruppen sowie als Beispiel für einen bienenfreundlich gestalteten Garten.

Weitere Informationen zum Imkerverein Petershagen gib es unter www.imkerverein-petershagen.de.

 

Fotos: Krischi Meier
Bienenweidepflanzenauf einem Blick

Obstbäume, Weide, Kastanie

Beerensträucher, Rosen, Schlehe

Wilder Wein, Clematis, Efeu

Lavendel, Schneeglöckchen, Krokus

Salbei, Zitronenmelisse, Oregano

Gurke, Kürbis, Spargel

Linde, Thymian, Hornklee

 

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