Mittwoch, 11. Dezember 2024

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Standort Neuenknick – SC Neuenknick: Ein Speedway-Verein mit Tradition und Herz

Der SC Neuenknick hat nicht nur eine lange Tradition im Speedway-Sport sondern ist auch eine echte Herzensangelegenheit.

Foto: Dietmar Meier

Neuenknick (hg). Beim Gespräch auf der Speedway-Bahn am Neuenknicker Büchenberg gab es für unsere Miarbeiterin Hanna Gola eine ganz neue Erfahrung: Gleich elf Mitglieder des SC Neuenknick hatten sich die Zeit genommen, um gemeinsam Auskunft über ihren Verein zu geben. Dabei zeigte sich, dass der SC Neuenknick nicht nur eine lange Tradition im Speedway-Sport hat, sondern offensichtlich auch eine echte Herzensangelegenheit ist.

Ein Verein mit Tradition und Herz
„Die Wurzeln des SC Neuenknick reichen bis ins Jahr 1969 zurück, als sich einige motorsportbegeisterte Enthusiasten in einer ehemaligen Sandgrube in Neuenknick trafen, um ihrem Hobby nachzugehen“, erzählt Mario Hauke, Vorsitzender des Vereins. Im Jahr 1979 entschieden sich die Mitglieder dann, die damalige Sandbahn in eine Speedwaybahn umzubauen. Zwischen 1982 und 1990 fanden bis zu zwei Rennen pro Jahr statt, welche sowohl national und international gleichermaßen hoch angesehen waren. Dennoch musste der MSC Neuenknick 1990 aus vereinspolitischen Gründen vorerst aufgeben. Im darauffolgenden Jahr formierte sich der Verein neu und trat von da an als SC Neuenknick auf. Seitdem richtet der Club wieder regelmäßig nationale Prädikatsläufe aus und bemüht sich, auch auf dem internationalen Parkett weiter Ansehen zu gewinnen. „Bei den Sandbahnrennen hatten wir anfangs bis zu 7000 Zuschauer hier“, erinnert sich Gerhard Grannemann (76) aus Porta Westfalica, der seit mittlerweile 45 Jahren im Verein aktiv ist und spannende Geschichten aus der Vergangenheit erzählen kann. „Der Zuspruch wird erkennbar mehr“, berichtet Mario. Gerade die jüngere Generation zeigt demnach wieder mehr Interesse am Speedway-Sport, wozu sicher auch die sozialen Medien Instagram, Facebook und Co. beitragen, in denen die Fahrer sich und ihre sportlichen Aktivitäten mit teils spektakulären Fotos und Videos von den Rennen präsentieren.

Was ist Speedway?
Speedway ist eine Motorsportart, bei der auf einer ovalen Bahn in der Regel vier Fahrer mit speziellen Motorrädern gegeneinander antreten. Die Rennmaschinen haben keine Bremsen und sind für die Geschwindigkeit und Balance beim Drift in den Kurven optimiert. Die Rennstrecke besteht dabei aus Sand oder einem feinkörnigen Mineralgemisch. In Neuenknick ist das der typisch rote Brechsand aus eisenhaltigem Kalkstein, der in einem Steinbruch an der Wülpker Egge gewonnen wird. In Polen, Schweden, Dänemark, und England ist Speedway ein Liga-Sport, der ähnlich viele Zuschauer anzieht wie bei uns der Spitzenfußball.

Foto: Markus Schering

Speedway in Neuenknick
In Neuenknick heben sich die Wettkämpfe durch das 6er-Format ab. Dabei treten jeweils gleich sechs Fahrer in einem Rennen an, was diese noch anspruchsvoller macht. „Grade in der ersten Kurve wird es bei sechs Konkurrenten ziemlich eng.“ Neben diesem besonderen Format zeichnet sich die Bahn des SC Neuenknick durch innovative Sicherheitsmaßnahmen wie eine „weiche“ Bande aus Förderbandgummi und Luftkissen als Knautschzone aus, die in Deutschland in der Form einzigartig sind. Diese Maßnahmen machen Neuenknick zu einem vergleichsweise sicheren Ort für den Speedway-Sport. Nichtsdestotrotz: „Du kannst hier nicht jeden blutigen Anfänger fahren lassen“, erklärt Jan-Phillip Otte, der sportliche Leiter im Vorstandsteam, der für die Besetzung der Rennen verantwortlich ist. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel pflegt der Verein Kontakte ins Ausland und rekrutiert Fahrer für die Rennen am Büchenberg. „Die sozialen Medien sind da eine große Hilfe. Ich kann mir schon auf dem Handy anschauen, in welchen Vereinen oder welchen Ligen die Fahrer unterwegs sind und kann danach entscheiden, wer für die Rennen bei uns in Frage kommt.“ Das ist auch immer eine finanzielle Frage. Die Fahrer werden zum Teil für erhebliche Beträge engagiert – so können die Honorare pro Fahrer zwischen 300 bis zu 5.000 Euro variieren, abhängig von der jeweiligen Erfahrung und Leistung. Eine Rennveranstaltung bedeutet für den Verein somit auch immer eine erhebliche Investion, die durch die Eintrittsgelder der Besucher finanziert werden muss.

Zukunftsaussichten und internationale Verbindungen
Auch international ist Neuenknick ein bekannter Name im Speedway-Sport. „Vor der Saison haben wir sogar Mannschaften aus Dänemark hier, die auf einer guten Bahn trainieren wollen“, berichtet Jan-Phillip Otte. Die Entwicklung wurde vor etwa zehn Jahren von einem Profifahrer aus Schweden ausgelöst, der online über seine Trainingserfahrungen berichtete und damit einen regelrechten Boom auslöste. „Während es weiter im Norden oft noch schneit, können die Fahrer hier meistens schon ihre Runden drehen.“ Dazu kommen während der Saison auch viele Hobbyfahrer, die mit Wohnmobil nach Neuenknick anreisen.

Vereinsleben und Engagement
Der Verein lebt sehr von der Eigenleistung seiner Mitglieder. „Im Januar geht es los mit der praktischen Arbeit: Grünpflege und Renovierungsarbeiten auf viereinhalb Hektar“, beschreibt Jan-Phillip Otte. Diese Arbeiten sind erforderlich, um die Bahn und die gesamte Anlage in Schuss zu halten. Das zieht sich bis Ostern: praktisch jedes Wochenende sind Vereinsmitglieder in Sachen Bahnpflege und beim Training im Einsatz. Die Motivation für diese Arbeit liegt in der Leidenschaft für den Motorsport, betonen alle durch die Bank: „Das hier in Neuenknick ist Motorsport zum Anfassen. Wenn man Motorsport mag, macht man das von alleine gerne.“ Dazu kommt die familiäre Atmosphäre, die selbst beim Interview spürbar wurde. Die generationsübergreifende Zusammenarbeit — Mitglieder quer durch alle Altersgruppen engagieren sich — trägt offensichtlich wesentlich zum Erfolg bei — und fördert gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl in der Ortschaft Neuenknick. Damit ist der SC Neuenknick fast schon mehr als „nur“ ein Motorsportverein. Beim Interview präsentierte sich eine Hand-in-Hand arbeitende Gemeinschaft, die die Tradition des Speedway-Sports in Neuenknick in die Zukunft führen möchte.

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