Raddestorf/Warmsen (mn). Es ereignete sich während der eisigen Wintermonate im Jahr 1982. Willi Ötting, auch bekannt als „Krüzkräuger“ und Inhaber der Gaststätte Kreuzkrug, hatte in seinem Lokal drei örtliche Gewerbetreibende zu Besuch: Dieter Mailand, Helmut Wiehe und Heiner Witte versammelten sich an der Theke. Nach dem Genuss des ein oder anderen Glases Bier kam Dieter Mailand auf die Idee, dass alle Mittelständler aus der Region zusammenkommen und einen Gewerbeverein gründen könnten. Alle waren sich einig — das wäre ein positives Signal für den ländlichen Raum. Mit dieser neuen Idee verließen sie die Gaststätte… und es sollte nicht nur eine Idee bleiben. Bald darauf beschlossen sie, auch die Warmser um Ulrich Nobbe einzubeziehen, da die Gemeinde Raddestorf allein zu klein war. Beim zweiten Treffen in der Gaststätte stießen auch Ulrich Nobbe, Friedel Meyer aus Warmsen sowie Günter Dietrich aus Halle dazu. Allen war von Anfang an bewusst, dass der Verein sich nach außen präsentieren musste, um die Dorfbewohner mitzunehmen. Günter Dietrich, mit seiner künstlerischen Ader, war genau der Richtige dafür. Im September 1983 war es dann so weit, und der Gewerbeverein Raddestorf/Warmsen e.V. wurde gegründet. Günter Dietrich, Dieter Mailand, Friedel Meyer, Ulrich Nobbe, Helmut Wiehe und Heiner Witte bildeten den ersten Vorstand. Um die Dörfer über die Neuigkeiten des Gewerbevereins zu informieren, musste eine gemeinsame Zeitung her, die alle über den neuen Verein und in den kommenden Jahren über das Gewerbe- und Dorfleben sowie anstehende Termine informieren sollte. So entstand das „Dörpsblatt“, ein Blatt für die Dorfbewohner, dessen Format bereits damals etwas Besonderes war. Die Titelseite zierte mit alten Bildern, die von den Dorfbewohnern zur Verfügung gestellt wurden. Das Dörpsblatt wurde sofort von allen ins Herz geschlossen und so wartete man gespannt auf die nächste Ausgabe. Die plattdeutsche Geschichte war von Anfang an ein fester Bestandteil – „Dei Soot“ von Dirk ut de Düpe erschien in der ersten Ausgabe. Der Vorstand organisierte jedes Jahr einen geselligen Winterabend für alle Mitglieder, das Dörpsblatt war von Anfang an ein voller Erfolg, und die Geselligkeit kam nicht zu kurz. So ist es mehr als verständlich, dass das erste Dörpsblatt auf Initiative von Helmut Wiehe mit einem „Dörpsblatt-Schluck“ – einer Flasche Stonsdorfer umklebt mit der ersten Titelseite – gefeiert wurde. Der Vorstand ruhte sich jedoch nicht aus, sogleich liefen die Planungen für eine gemeinsame Gewerbeschau. Ulrich Nobbe hatte bereits seit Jahren eine betriebseigene Landmaschinenausstellung für die Landwirte aus der Region auf seinem Gelände. Diese sollte erweitert werden, denn auch die Frauen und Kinder sollten mitkommen und dafür brauchte man Kaffee und Kuchen, sodass der Sonntag als Ausflugstag für die gesamte Familie genutzt werden konnte. Im Herbst 1984 wurde – auf Initiative von Dieter Mailand – einmalig die Kreistierschau in den Südkreis geholt. Auf dem Sport- und Reitplatzgelände in Kreuzkrug fand diese bei schlechtestem Wetter – der ein oder andere mag sich erinnern — mit einer angekoppelten Gewerbeschau statt. Es war dennoch ein voller Erfolg – eine Gewerbeschau für Jung und Alt sollte von nun an fester Bestandteil im Jahreskalender des Südkreises sein. Im März 1985 lud der Gewerbeverein erstmals zur Frühjahrsausstellung auf dem Gelände der Firma Nobbe ein und es hieß: „Rut mit de Muttern an de Freuhjoarsluft und hen noa Groatenvörde!“. So wird es auch im kommenden Frühjahr – wie immer eine Woche vor Ostern — nur ein Ausflugsziel geben für die Bewohner aus nah und fern.
Donnerstag, 12. Dezember 2024