Sonntag, 28. April 2024

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Protestfeuer und ein riesiger Schlepper

Am 5. Februar hatten sich etwa 210 Interessierte auf Einladung von örtlichen Unternehmern und Landwirten zusammengefunden.

Foto: privat

Uchte (pa). „Das war mega“ war wohl eines der häufigsten Komplimente, der Gäste des Mahnfeuers. Unter dem Motto „Uchte steht zusammen“ hatten sich am 5. Februar zwischen Uchte und Höfen etwa 210 Interessierte auf Einladung von örtlichen Unternehmern und Landwirten zusammengefunden. Der durch etwa 95 Trecker auf dem Acker abgebildete Schlepper sorgte mit seinen drehenden Rädern für große Aufmerksamkeit und eindrucksvolle Bilder und Videos. An einem großen und um mehrere kleine Feuer wurde bei Bratwurst, Kuchen, warmen und kalten Getränken geschnackt und diskutiert. Ein großer Dank gilt den zahlreichen Betrieben und Privatpersonen aus dem ländlichen Umfeld, die es im Vorfeld durch Ihre Sach- und Geldspenden möglich machten, dass sämtlicher Verzehr für alle kostenfrei war. Da auch bei diesem Protestfeuer viele aus Dankbarkeit ein „Scheinchen ins Schweinchen“ steckten, wird nun beraten, welchen guten Zweck der Überhang zugutekommen soll. Die Feuerwehren der umliegenden Orte gewährleisteten einerseits den Brandschutz und unterstützten andererseits die Landwirte bei Ihrem Protest zahlreich. Ebenso positiv war die Zusammenarbeit mit den freundlichen Beamten der Polizei. Die kritischen Stimmen, die noch bei der Veranstaltung im Ortskern Mitte Januar zu lebhaften Diskussionen beigetragen hatten, waren nun der neuen Einladung zur Fortsetzung des Dialoges leider nicht in großer Zahl gefolgt. So eindrucksvoll diese Bilder auch sind und so groß die Solidarität und der Zusammenhalt der Landbevölkerung auch ist, sollte das aber nicht über den ernsten Hintergrund dieser Zusammenkunft hinwegtäuschen. „Wie im ganzen Land haben auch in unserer Gemeinde in den letzten Jahren viele Landwirte aufgegeben. Familien, die sich nicht mehr von ihren Höfen ernähren konnten. Familien, die es ihren Kindern nicht zumuten wollen zu diesen widrigen Bedingungen weiterzumachen. Die körperlich harte Arbeit, oder dass die 40 Arbeitsstunden oft schon am Donnerstag Mittag erreicht sind und bis Sonntag noch 30 hinzukommen, beklagen wenige. Wohl aber die sich ständig scheinbar willkürlich ändernden politischen Rahmenbedingungen, widersinnige Auflagen, überbordende Bürokratie. Die schlechten Preise für die eigenen Erzeugnisse durch eine ausländische Konkurrenz, die unter viel niedrigeren Umwelt-, Sozial- und Tierwohlstandards produzieren und importieren darf. Ein öffentliches Bild geprägt von Misstrauen, dass die Landwirte eher als Giftspritzer, Brunnenvergifter und Tierquäler darstellt, als als Ernährer, Versorger und wichtiger Bestandteil der ländlichen Gesellschaft. Die Ohnmacht der Weidetierhalter, wenn sie alleingelassen zusehen müssen, wie der Wolf ihre Herden bedroht. Um nur ein paar Dinge zu nennen, die einem den Mut rauben“, heißt es von den Organisatoren des Protestfeuers. „Jetzt ist Schluss!“ „Das Fass ist geborsten!“ „Genug ist genug!“ Diese und viele andere Sprüche waren auch jetzt wieder auf den selbstgemalten Protestbannern an den Traktoren beim dem Protest zu sehen. „Der Wille mit aller Konsequenz gegen die derzeitigen politischen Beschlüsse vorzugehen und ebenfalls die vielen Fehlentscheidungen vorheriger Regierungen zu korrigieren ist ungebrochen. Die anstehende Arbeitssaison in der Außenwirtschaft wird die Anzahl der Großen Aktionen wohl mindern. Wer aber davon ausgeht, dass dadurch unsere Anliegen gemindert werden, der irrt gewaltig. Französisch-bäuerliche Protestkultur will hier fast niemand, wohl aber ist keinem entgangen wie wirkungsvoll sie ist.“

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